Die Freiheit: Bedingung dafür, auf dem Weg der Heiligkeit zu gehen

29. Mai 2018 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: nicht zu den Schemata der Welt zurückkehren, die wir vor der Begegnung mit Jesus Christus hatten! Sie nehmen die Freiheit. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) In den Momenten der Prüfung darf man nicht zu den Schemata der Welt zurückkehren, die die Freiheit nehmen. Dies unterstrich Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe im vatikanischen Gästehaus „Domus Sanctae Marthae“ am Dienstag der achten Woche im Jahreskreis. Für den Papst ist es notwendig, auf dem Weg hin zur Heiligkeit zu bleiben.

„Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch eure ganze Lebensführung heilig sein. Denn es steht geschrieben: Seid heilig, weil ich heilig bin!“: Franziskus ging bei seinen Betrachtungen von der ersten Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus aus (1 Petr 1,10-16):

„Es ist dies der Aufruf zur Heiligkeit, was der normale Aufruf ist, es ist der Aufruf, als Christ zu leben, das heißt: als Christ zu leben ist dasselbe, als sage man: ‚heilig zu leben’. Viele Male denken wir an die Heiligkeit als etwas Außerordentliches, als gehe es darum, Visionen oder extrem erhöhte Gebete zu haben... oder einige denken, dass heilig sein bedeutet, ein Gesicht wie auf einem Heiligenbildchen zu haben,... nein. Heilig sein ist etwas anderes. Es heißt, auf dem zu gehen, was der Herr uns über die Heiligkeit sagt. Und was heißt es, auf der Heiligkeit zu gehen? Petrus sagt es: ‚setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch bei der Offenbarung Jesu Christi geschenkt wird!’“.

„Zur Heiligkeit gehen“ bestehe also darin, hin zu jener Gnade zu gehen, die uns entgegenkomme, hin zur Hoffnung zu gehen, in Spannung zu sein zur Begegnung mit Jesus Christus. Es sei, als sei man zum Licht unterwegs: viele Male sei der Weg nicht gut zu sehen, da das Licht blende. „Doch wir machen keinen Fehler“, so der Papst, „weil wir das Licht sehen und den Weg kennen“. Wenn man dagegen mit dem Licht im Rücken unterwegs sei, sei der Weg gut zu sehen: in Wirklichkeit aber liege vor uns der Schatten, nicht das Licht.

Um zur Heiligkeit zu gehen, sei es dann notwendig, frei zu sein und sich frei zu fühlen Franziskus machte jedoch darauf aufmerksam, dass es viele Dinge gebe, die uns zu Sklaven machten. Aus diesem Grund mahne Petrus: „Als Kinder des Gehorsams gebt euch nicht den Begierden hin, wie früher in eurer Unwissenheit“. Auch Paulus sage im Brief an die Römer: „gleicht euch nicht an“, was bedeute: „tretet nicht in die Schemata ein“:

„Das ist die korrekte Übersetzung dieser Ratschläge – tretet nicht in die Schemata der Welt ein, tretet nicht in die Schemata ein, in die weltliche Art zu denken, in die Weise, zu denken und zu urteilen, die dir die Welt bietet, denn das nimmt dir die Freiheit. Und um hin zur Heiligkeit zu gehen, ist es notwendig, frei zu sein: die Freiheit, mit dem Blick auf das Licht zu gehen, vorwärtszugehen. Und wenn wir, wie es hier heißt, zur Lebensweise zurückkehren, die wir vor der Begegnung mit Jesus Christus hatten, wenn wir zu den Schemata der Welt zurückkehren, verlieren wir die Freiheit“.

Im Buch Exodus sei zu sehen, dass das Volk Gottes viele Male nicht vorwärts auf das Heil geblickt habe, sondern umkehren wollte. Sie hätten geklagt und „sie stellten sich das schöne Leben vor, das sie in Ägypten hatten“, wo sie Zwiebeln und Fleisch gegessen hätten. „In den Momenten der Schwierigkeiten“, so der Papst, „kehrt das Volk um, es verliert seine Freiheit“. Tatsächlich hätten sie gute Dinge zu Essen gehabt, doch „am Tisch der Sklaverei“:

„In den Momenten der Prüfung sind wir immer der Versuchung ausgesetzt, nach rückwärts zu blicken, auf die Schemata der Welt, auf die Schemata, die wir hatten, bevor wir den Weg des Heils aufgenommen haben: ohne Freiheit. Und ohne Freiheit kann man nicht heilig sein. Die Freiheit ist die Bedingung, um mit dem Blick auf das Licht zu gehen, das vor uns liegt. Nicht in die Schemata der Weltlichkeit eintreten: vorwärts gehen, auf das Licht blicken, das die Verheißung ist, wie das Volk Gottes in der Wüste: wenn sie vorwärts blickten, dann ging es gut. Wenn in ihnen die Nostalgie aufstieg, weil sie keine guten Dinge essen konnten, die sie ihnen dort gegeben hatten, dann machten sie Fehler und vergaßen, dass sie dort nicht frei waren“.

Der Herr also berufe zur Heiligkeit aller Tage. Dabei gebe es zwei Konstanten, um zu wissen, ob wir hin zur Heiligkeit gingen: vor allen anderen, „wenn wir auf das Licht des Herrn in der Hoffnung blicken, ihn zu finden, und wenn dann die Prüfungen kommen, blicken wir nach vor und verlieren die Freiheit nicht, indem wir uns in die weltlichen Schemata flüchten, die dir alles versprechen und nichts geben“. „Ihr werdet heilig sein, weil ich heilig bin“: dies sei das Gebot des Herrn.

Abschließend erinnerte Franziskus erneut an dieses Gebot, und ermahnte dazu, um die Gnade zu bitten, gut zu verstehen, worin der Weg der Heiligkeit bestehe: „Weg der Freiheit, aber in der Spannung hin zur Begegnung mit Jesus“. Und gut zu verstehen, was es bedeute, hin zu den „weltlichen Schemata zu gehen, die wir alle vor der Begegnung mit Jesus hatten“.

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