Gott ist mächtig am Werk

25. Mai 2018 in Kommentar


Es wächst eine Generation heran, die mit großen Gaben und starker Identität in Christus freimütig hinaus geht - Wir sind mitten drin, lassen wir uns, statt vom Zeitgeist, vom Heiligen Geistes mittragen - BeneDicta am Freitag von Linda Noé


Linz (kath.net/ln)
„Wer, wer, wer, ist mitten unter uns? Wer ist mitten unter uns? Jesus Christus Gottes Sohn, badabadambam!!!“ Übermütig hopsend, laut mitgröhl... äh, singend - einfach glücklich mit Gott und ihrer Familie, ihren Freunden- das sind mehrere hundert Kinder bei der traditionellen Tanzgaudi nach der so genannten „Family Feier“ am KISI Pfingstfest 2018. Ob Jugendliche, Volksschulkinder, Eltern, teilweise noch mit Kleinkind auf dem Arm, oder die Großelterngeneration, alle sind dabei.

„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder....“ schießt mir unwillkürlich durch den Kopf, während ich das bunte Treiben lächelnd betrachte.
Es muss einem ja, Gott sei Dank, dazu auch nicht immer zum übermütigen Tanzen zumute sein. Die selben ausgelassen hopsenden Kinder segnen wenige Stunden zuvor aus spürbar tiefem Bewusstsein ihrer Gotteskindschaft die anwesende Frau Bürgermeister- ohne jede erkennbare Menschenfurcht. Sie stehen alleine am Ambo und singen Psalmen in der Heiligen Messe, springen Trampolin, schlecken ein Eis, lesen in der Bibel, sehen ein Puppentheater und beten für einander. Total unbekümmert, ungetrennt, selbstverständlich.

Immer wieder wenn diese bunte Truppe durch ihre Musicals oder eine ihrer viele andere Aktivitäten auf die Menschen „da draußen“ trifft, wird für diese Gottes Gegenwart spürbar, wird das Publikum auf eine Art und Weise berührt, die an Blockaden gegenüber Gott, Glauben und Kirche vorbei direkt ins Herz trifft.

Jeder hat so seine Vorstellungen darüber, wenn es heißt, zu „werden wie die Kinder“- und dann ist das ja auch eine Bibelstelle, die so oft zitiert wird, dass man eventuell schnell geneigt ist, die inneren Ohren zuzuklappen. Und dennoch wird mir auch an diesem Pfingstwochenende wieder bewusst, welche tiefe, vielschichtige Wahrheit dahinter steckt, und wie wir Erwachsene ganz genauso daraus leben können, und sollen. Auch, wenn wir es teilweise schwerer haben, uns in diese Realität zu begeben.

Das Geheimnis, die Freude, das Zeugnis dieser tanzenden Kinder hier vor mir - worauf kommt es dabei wohl an?

Der Wunsch im Hier und Jetzt einfach zu sein, das Leben als solches zu feiern, lebt in uns allen. Kinder sind ja, wenn sie gesund aufwachsen dürfen, weniger geneigt als wir Erwachsene, sich gedanklich ständig in Vergangenheit oder Zukunft (und das doch meist sorgenvoll oder wehmütig) aufzuhalten. Ich glaube, dass die Trinkgelage, die ich als Jugendliche erlebt habe, auch aus dieser tiefen Sehnsucht nach dem puren Sein kommen, von der man nicht weiß, wie man sie stillen könnte. Wir verlieren in der Pubertät vielleicht ein wenig die Fähigkeit, automatisch vertrauensvoll den gegenwärtigen Moment aus Gottes Hand zu empfangen. Vielen sind melancholisch, denken tausend Mal alles durch, was jemand gesagt oder getan hat - oder in der Zukunft sagen oder tun könnte.... Ich glaube wir kennen das alle - zumindest wir Frauen ;). Und dann sind da ja heutzutage noch Parallelwelten wie das Smartphone, Serien und Computerspiele, die uns andauernd vom „Da sein“ abziehen wollen.

Es braucht jetzt eine bewusste persönliche Entscheidung, eine starke Freundschaft mit Jesus und gute Glaubensgemeinschaft unter Gleichaltrigen. Je nachdem wie lange man es sich angewöhnt hat, wenig in der Gegenwart zu leben, umso länger braucht es wohl, sich das später wieder in bewussten Glaubensentscheidungen zurück zu erkämpfen. Ich bemühe mich momentan um dieses „Gegenwärtig sein“ in meinem Alltag, und merke, dass es mir gar nicht leicht fällt. Tatsache ist jedoch: Gott können wir ausschließlich JETZT begegnen, dort, wo sich Zeit und Ewigkeit berühren-und von dort aus auch an andere weiter schenken.

Woraus Kinder, wie wir alle wissen, leben - immer voraus gesetzt, sie dürfen in einer guten Umgebung aufwachsen - ist das Grundvertrauen. Sie sind angewiesen auf ihre Versorger. Dass diese da sind und immer das Gute für sie wollen, ist für sie selbstverständlich. Dieses Vertrauen bringt Ruhe und Frieden mit sich, und die Sicherheit, voran zu gehen und Neues zu versuchen, nicht stehen zu bleiben. „Herr, ich vertraue Dir diese Situation an. Du kümmerst Dich darum, und bitte zeige Du mir, wenn es etwas gibt, was ich tun soll.“ Dieses Gebet habe ich kürzlich gelesen und es hat mich angesprochen. Ich versuche, es im Herzen zu tragen, gerade dann, wenn ich mich gerade überfordert fühle und aus mir selbst heraus ablehnend oder wütend werden würde.

Verantwortung richtig tragen zu lernen, das gehört dringend zum Erwachsen werden, und auch dafür ist eine gute Glaubensgemeinschaft wie KISI bereits in jungen Jahren unglaublich hilfreich. Wie oft tragen „Erwachsene“ viel zu schwere Lasten á la „Nur noch kurz die Welt retten...“ und vertrauen niemandem außer sich selbst. Oder aber sie haben das „aus eigener Kraft alle Lasten tragen“ als wahnsinnig identifiziert und leben statt dessen, im anderen Extrem, völlig verantwortungslos in den Tag hinein, verursachen dadurch ihren Mitmenschen große Schmerzen.
Wachsende Verantwortung tragen, ja, das sollen wir als Christen dringend! Aber nur im Blick auf Gott und unsere Identität in Ihm, tragen wir dabei das richtige Gewicht. Diese Art von Leichtigkeit sehe ich den Augen des Jugendlichen, der vor hunderten Menschen den Psalm vorsingt, eine Kindergruppe leitet oder die Technik beim Puppenspiel bedient. Es ist dabei erlaubt, auch Fehler zu machen, denn unsere Identität hängt nicht an unserer Leistung. Wir geben unser Bestes und vertrauen den Rest Gott an.

Eng mit unserer Identität verbunden ist auch das Thema „Menschenfurcht“. Für die Frau Bürgermeister ein Segenslied singen, für die Nachbarn beten, zum Glauben zu stehen und dabei auch das „Risiko“ einzugehen, dass das für manch einen unserer Zeitgenossen ungewöhnlich sein könnte – diese Kinder haben die Chance, auf diese Art aufwachsen und sich gegenseitig stärken zu können. Ich habe KISI als Beispiel genannt, aber sehe und erlebe diese Aufbrüche an vielen Orten in dieser Zeit, in Salzburg am Pfingsttreffen der Lorettos, der Gemeinschaft Bethabara, Gebetshäusern und -kreisen, Mission Base uvm.
Wenn wir nicht so aufgewachsen sind - ich persönlich bin es jedenfalls nicht- dann ist es ein Grund, sich mit den Kinder und Jugendlichen zu freuen und sich selbst dadurch herausfordern zu lassen. ER erneuert ja unsere Jugend wie dem Adler (Psalm 103,5)!

Die Zukunft ist herausfordernd, aber, ich kann es nicht oft genug sagen: Lassen wir uns nicht täuschen von einer meist negativen medialen Berichterstattung. Gott ist mächtig am Werk. Es wächst eine Generation heran, die mit großen Gaben und starker Identität in Christus freimütig hinaus geht und gehen wird, deren Auftreten von Wundern begleitet ist. Wir sind mitten drin, lassen wir uns, statt vom Zeitgeist, vom starken Strom des Heiligen Geistes mittragen.


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