Beratungen von Papst und Chiles Bischöfen zu Missbrauch beendet

18. Mai 2018 in Weltkirche


Theologe Bertomeu und Vatikanbeauftragter erwartet demnächst Konsequenzen - Im Unterschied zu den Missbrauchsskandalen in den USA und in Irland gehe es in Chile nicht nur um sexuellen Missbrauch, sondern auch um den von Macht.


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Die dreitägigen Gespräche des Papstes mit Chiles Bischöfen zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der chilenischen Kirche sind am Donnerstagabend zu Ende gegangen. Zum Abschluss übergab Franziskus jedem der Bischöfe einen Brief, dessen Wortlaut der Vatikan veröffentlichte: In dem Schreiben dankte der Papst für die "uneingeschränkte Bereitschaft", bei allen Veränderungen und Entscheidungen mitzuwirken, die notwendig seien, um Gerechtigkeit und Gemeinschaftssinn innerhalb der Kirche wiederherzustellen.

In den vergangenen Tagen habe man sich mit "schmerzvollen Ereignissen" befasst, so der Papst. Es habe Missbrauch in vielerlei Hinsicht gegeben - mit tragischen Folgen für die Opfer. Nun wolle man den angerichteten Schaden gemeinsam reparieren. Dafür seien kurz-, mittel- und langfristige Schritte erforderlich, kündigte das Kirchenoberhaupt an, ohne konkret zu werden. Für Freitag ist eine Stellungnahme des Sprechers der Bischöfe angekündigt.

Bereits zu Beginn der Beratungen am Dienstag hatte Franziskus jedem der 34 Teilnehmer einen Text mit einigen Themen zur Meditation übergeben. Diesen sollte jeder bis zur zweiten Zusammenkunft am Mittwochnachmittag studieren und dazu meditieren. Zwei weitere Treffen fanden am Donnerstag statt. Ob der Papst die Bischöfe darüber hinaus zu Einzelgesprächen bat, ist bisher nicht bekannt.

Nach Ansicht des spanischen Theologen Jordi Bertomeu hat das Treffen "eine große Bedeutung für die gesamte Kirche". "Ich glaube, wir schreiben Geschichte", sagte Bertomeu am Donnerstag. Zusammen mit dem maltesischen Erzbischof Charles Scicluna hatte er im Februar 64 chilenische Missbrauchsopfer befragt. Er erwarte demnächst Konsequenzen, so Bertomeu. Im Unterschied zu den Missbrauchsskandalen in den USA und in Irland gehe es in Chile nicht nur um sexuellen Missbrauch, sondern auch um den von Macht.

Der Vatikan hatte das Treffen mit den Bischöfen Chiles als "synodalen Prozess" angekündigt. Ziel sei es, "gemeinsam vor Gott die Verantwortung aller und jedes einzelnen bei diesen verheerenden Verletzungen zu prüfen". Ferner gehe es um die Suche nach "angemessenen und nachhaltigen Veränderungen, um die Wiederholung solcher stets verurteilenswerten Taten zu verhindern".

Archivfoto: Papst Franziskus


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