„Süddeutsche Zeitung“ wirft Karikaturisten Dieter Hanitzsch raus

18. Mai 2018 in Deutschland


Antisemitismusvorwürfe hagelte es nach einer Karikatur von Hanitzsch zu Netanjahu nach dem Eurovision Song Contest – Zeitung entschuldigte sich öffentlich - Massive Kritik an der SZ durch Charlotte Knobloch: „Bombe mit Davidsstern“


Stuttgart (kath.net) „Neben Netanjahu, dargestellt mit übergroßen Ohren, Lippen und Nase, ist der Schriftzug des ESC zu sehen, wobei das »v« durch einen Davidstern ersetzt wurde. In seiner linken Hand hält der Politiker eine Rakete, die ebenfalls ein Davidstern ziert. In einer Sprechblase ist zu lesen: ‚Nächstes Jahr in Jerusalem!‘.“ So beschrieb die „Jüdische Allgemeine“ die umstrittene Karikatur von Dieter Hanitzsch nach dem Eurovision Song Contest in der „Süddeutschen Zeitung“. Die „Süddeutsche Zeitung“ hat sich nach massiver Kritik an der Karikatur für die Darstellung öffentlich entschuldigt und inzwischen die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Hanitzsch (85) aufgekündigt, als Grund gab die SZ-Chefredaktion „unüberbrückbare Differenzen“ an „darüber, was antisemitische Klischees in einer Karikatur sind“. Der Deutsche Presserat wird ein Prüfverfahren einleiten.

Der deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn kritisierte in der „Bild“-Zeitung: „Diese Karikatur hätte auch im ‚Stürmer‘ stehen können!“, er frage sich inzwischen, „ob wir Juden in Deutschland ohne Gefahr für Leib und Leben oder auch nur Hetze, Häme und Beleidigung eine sichere Zukunft in Deutschland haben“ (Link zum Kommentar siehe unten).

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisiert gegenüber der „Bild“-Zeitung, dass die Darstellung „Assoziationen an die unerträglichen Zeichnungen der nationalsozialistischen Propaganda“ wecke. Zwar sollten Karikaturen durchaus ironisieren und provozieren sollten, allerdings sei hier eine rote Linie überschritten worden.

Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass die „Süddeutsche Zeitung“ auf ähnlich gelagerte Kritik reagieren muss, erinnerte die „Jüdische Allgemeine“ und wies beispielsweise an ein Darstellung zum Chaos am Mainzer Hauptbahnhof 2013 hin. Diese Darstellung zeigte ein Foto mit Gleisen im NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, darunter stand: „Um die richtigen Weichen zu stellen, braucht die Bahn Personal“.

In einem offenen Brief kritisierte Charlotte Knobloch die Redaktion der „Süddeutschen Zeitung“: „Sie haben sich mit der Veröffentlichung dieser Karikatur dafür entschieden, einen harmlosen ESC-Sieg zur Bedrohung der Welt durch das Judentum umzudeuten – und nichts weiter. Wie anders soll eine Bombe mit Davidsstern zu verstehen sein?“ Den „Entschuldigungs-Versuch“ der „Süddeutschen“ stufte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland und frühere Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses als „halbherzig“ ein. Sie mahnte, dass in Deutschland „jüdische Schüler gequält und angefeindet werden, weil sie Juden sind. In dem Menschen angegriffen werden, weil sie eine Kette mit Davisstern oder eine Kippa tragen. In dem täglich Synagogen, Gedenkorte und Friedhöfe geschändet werden, wo jüdisches Leben ohne Polizeischutz nicht möglich ist“. Der Antisemitismus in Deutschland werde auch von der „Süddeutschen Zeitung“ befördert. Dies sei speziell in der Israel-Berichterstattung des Blattes „schon lange abzulesen“, diese falle „durch ein Übermaß an Kritik und Abfälligkeit“ auf (Link zum Text auf Twitter siehe unten).

Link zum Kommentar von Michael Wolffsohn:
Kommentar: Diese Karikatur hätte auch im „Stürmer“ stehen können!

Diese Karikatur hätte auch im „Stürmer“ stehen können!@SZ @BILD #Antisemitismus #Satire https://t.co/OUYoh1OMMV

— Michael Wolffsohn (@M_Wolffsohn) 16. Mai 2018


Kann sich die Süddeutsche Zeitung als Leitmedium das leisten? Das habe ich auch ihre Chefredaktion gefragt. pic.twitter.com/OBmFxIuchf

— Charlotte Knobloch (@Cha_Knobloch) 17. Mai 2018


Symbolbild: Rauswurf - Karikatur



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