Malteser wählen Übergangsleiter zum neuen Großmeister

2. Mai 2018 in Weltkirche


Bisheriger Statthalter Fra'Giacomo Dalla Torre erhält Amt auf Lebenszeit durch Wahl des 54-köpfigen Staatsrates - Amtseid am Donnerstag vor dem päpstlichen Ordens-Delegaten Becciu


Rom (kath.net/KAP) Der Malteserorden hat Fra' Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto (73) zu seinem neuen Großmeister gewählt. Das gab der Orden am Mittwoch in Rom bekannt. Dalla Torre hatte zuvor die Funktion eines Statthalters. In dieser Rolle führte er die Gemeinschaft nach einer schweren Leitungskrise übergangsweise seit dem 29. April 2017. Die jetzige Wahl erfolgte durch die 54 Mitglieder des Großen Staatsrats. Dalla Torre erhält das Amt des Großmeisters auf Lebenszeit.

Vor der Bekanntgabe wurde Papst Franziskus schriftlich über das Wahlergebnis informiert. Anschließend erhielten auch die Großpriorate und andere Institutionen des Ordens Kenntnis, ebenso die Regierungen der 107 Staaten, zu denen der Orden mit dem Rang eines Völkerrechtssubjekts diplomatische Beziehungen unterhält. Am Donnerstagmorgen leistet Dalla Torre vor dem päpstlichen Sonderdelegaten für den Orden, Erzbischof Angelo Becciu, seinen Amtseid in der römischen Kirche Santa Maria in Aventino.

Der letzte Großmeister, der Brite Matthew Festing (68), trat Anfang 2017 auf Druck von Papst Franziskus zurück. Vorausgegangen waren Turbulenzen an der Spitze des Ordens, die zeitweilig den Deutschen Albrecht Freiherr von Boeselager (68) sein Amt als Großkanzler kosteten.

Auch der Entwurf einer neuen Verfassung für den Souveränen Malteserorden sollte in dieser Woche präsentiert werden. Er stammt von einem Reformgremium unter Aufsicht von Papstdelegat Becciu; das Dokument müsse jedoch noch diskutiert werden, hieß es zuletzt. Geregelt wurde in der Verfassung bisher, dass ein Großmeister stets "aus einer altadeligen Familie" stammen und dem "Ersten Stand" des Malteserordens angehören muss. Dazu zählen Männer, die als sogenannte Professritter die drei Gelübde von Armut, Ehrwürdigkeit und Gehorsam abgelegt haben und dann echte Ordensleute sind im Sinne des kanonischen Rechtes. Frauen können nach der aktuellen Verfassung nicht Großmeister werden.

Orden und Völkerrechtssubjekt

Der Malteserorden steht in der Tradition des "Ritterordens vom Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem", des im 11. Jahrhundert gegründeten weltweit ersten christlichen Krankenpflegeordens. Nach der Reformation spaltete sich die Gemeinschaft auf in die katholischen Malteser und die evangelischen Johanniter.

Als katholischer Orden ist der Souveräne Malteserorden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Gleichzeitig ist er politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Dieser Status verschafft ihm einzigartige Zugänge auf politischer und diplomatischer Ebene und soll besondere Unabhängigkeit in Konflikten ermöglichen.

Die Malteser haben nach eigenen Angaben 13.500 männliche und weibliche Ordensmitglieder sowie rund 120.000 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter. Sie sind weltweit in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe sowie im Gesundheitssektor aktiv. In Deutschland gründeten der deutsche Zweig des Malteserordens und der Deutsche Caritasverband 1953 den Malteser-Hilfsdienst (MHD) als Sanitäts- und Katastrophenschutz-Organisation.

Vlg. dazu auch den kath.net-Bericht: Malteser: Boeselager verliert in entscheidendem Punkt vor Gericht

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