Die Kirche darf nicht so weitermachen wie in den letzten Jahrzehnten!

2. Mai 2018 in Jugend


Wenn Erstkommunionsfeiern zeigen, wie schlecht gebildet meine eigene und meine Elterngeneration ist - Die Jugendkolumne von kath.net - Diese Woche ein Beitrag von Alexandra Hartlieb


Salzburg (kath.net)
Vor ein paar Wochen, es war kurz nach Ostern, wollte ich mit meinem Freund in seinem Wohnort die Sonntagsmesse besuchen. Als wir von der Parkgarage zur Kirche gingen, wunderten wir uns, warum so viele Leute vor der Kirche standen und schnell merkten wir, dass im Rahmen der Messe, die an diesem Tag früher begonnen hatte als sonst, die Erstkommunion stattfand.

Wir fragten uns also beim Hineingehen, warum so viele Menschen nicht in der Kirche waren, sondern davor, teilweise sprachen sie miteinander, manche rauchten, und immer wieder gingen Leute ein und aus. Im Gotteshaus angekommen, sahen wir, dass keine Sitzplätze mehr frei waren, wir standen also im hinteren Bereich der Kirche und versuchten, der Liturgie zu folgen. Ich muss ehrlich sagen: Es gelang uns nicht. Wir waren abgelenkt von der Unruhe, die sich vor unseren Augen abspielte. Da gingen Familienangehörige der Erstkommunionskinder im Kirchenschiff auf und ab, in einer Seitenkapelle wälzten sich Kinder unter den Augen ihrer Mütter am Boden und auch die Erstkommunionskinder selber wirkten nervös und schienen nicht zu begreifen, warum sie eigentlich hier waren.

Als es dann zur Kommunionspendung kam, war ich komplett perplex: Anstatt der Stille für das persönliche Gebet Raum zu geben, fingen plötzlich viele der Gottesdienstteilnehmer Gespräche in normaler Lautstärke an, so laut, dass sie den Chor, der das Kommunionlied sang, übertönten.

Noch lange nach der Heiligen Messe redeten mein Freund und ich über das, was wir da miterlebt hatten. Wir waren zutiefst erschüttert, wie wenig Ehrfurcht so viele Messbesucher vor dem sakralen Raum und vor der Eucharistie hatten.

Vor einigen Tagen berichtete mir eine Freundin, was sie in ihrer Praktikumspfarre erlebt hatte: Im Rahmen einer Heiligen Messe, in der auch Firmlinge waren, sah sie, wie diese mit der Eucharistie in der Hand in ihre Bänke zurück gingen und sie in ihre Taschen einstecken wollten. Sie ging dann zu ihnen und klärte diesen Missstand auf.

Anhand dieser beiden Erlebnisse wurde mir noch einmal mehr klar, wie schlecht gebildet meine eigene, aber auch meine Elterngeneration ist, wenn es um Glauben und Kirche geht. Man kann es ihnen nicht einmal zum Vorwurf machen, denn woher sollen sie es denn besser wissen? In der Erstkommunions- und Firmvorbereitung sollen die Begleiter den jungen Christen fundamentale Glaubenswahrheiten vermitteln, doch was tun, wenn die Begleiter selber kein gutes Fundament haben?

Ich bin der Meinung, dass es die Kirche nicht verantworten kann, so weiterzumachen, wie in den letzten Jahrzehnten. Es braucht Christen, die Bescheid wissen, für die die Vorbereitung junger Katholiken auf die Sakramente eine leidenschaftliche Sache ist, und nicht nur ein Rahmen, in dem es um soziale Projekte geht. Wir haben die Aufgabe, die nächste Generation zur Liebe und zur Ehrfurcht vor der Eucharistie zu erziehen, wir müssen ihr beibringen, wie man sich in einer Kirche verhält. Ich bin der Meinung, dass es nicht sein darf, dass für viele Kinder und Jugendliche die größte Motivation zu Erstkommunion und Firmung zu gehen, der Gedanke an Geschenke ist.

Engagieren wir uns für die nächste Generation. Wenn wir es nicht tun, dann dürfen wir uns nicht wundern, dass unser wunderschöner Glaube immer mehr verloren geht.


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