Glettler: Kann mir Volksmusik in der Liturgie gut vorstellen

25. April 2018 in Österreich


Innsbrucker Bischof in Blatt des Tiroler Volksmusikvereins: "Volksmusik und jede Art qualitätsvoller Musik erreicht in der Seele des Menschen eine Tiefe, die sich mit Worten allein nicht erschließt"


Innsbruck (kath.net/KAP) Er könne sich Volksmusik in der Liturgie gut vorstellen: Das hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler in der neuen Ausgabe des Blattes "g'sungen & g'spielt" des Tiroler Volksmusikvereins betont. "Wenn religiöse Lieder in Mundart gut vorgetragen werden, passt das bestimmt auch in einen Gottesdienst", sagte er in dem Interview. Ebenso könnten traditionelle Instrumente der Volksmusik wie etwa eine Ziehharmonika mit ihrem "schönen, meditativen Sound" in der Kirche eingesetzt werden. Das sei ihm jedenfalls lieber als der Einsatz von "beliebiger Unterhaltungsmusik" bei Hochzeiten und anderen kirchlichen Feiern, so Glettler. "Volksmusik und jede Art qualitätsvoller Musik erreicht in der Seele des Menschen eine Tiefe, die sich mit Worten allein nicht erschließt."

Traditionelle Musik hat nach den Worten des Bischofs auch das Potenzial, Menschen zusammenzubringen, sie vermittle Zugehörigkeit und stifte Identität. Jenseits von "Engstirnigkeit oder einem verbissenen Verteidigen verstaubter Traditionen" könne gute Volksmusik auch ethnische Grenzen überwinden, wies der frühere Pfarrer der Grazer "Multikulti-Pfarre" St. Andrä mit der dort beheimateten afrikanischen Gemeinde hin. Glettlers Überzeugung: "Volksmusik ist traditionsbewusst, aber aufgeschlossen für die Zukunft."

Es gebe auch viele junge Leute, die mit Begeisterung diese Musik pflegen. "Ich möchte sie gerne für die Kirche gewinnen", setzte der Bischof auf das "nötige Selbstvertrauen, etwas zu machen, das nicht dem Mainstream entspricht". Das gelte auch für den Glauben: "Wenn wir uns schämen, den Namen Jesu in den Mund zu nehmen, dann ist irgendetwas falsch gelaufen."

Zu seinen eigenen Musikvorlieben sagte Glettler, er schätze dabei eine breite Palette, besonders aber die Werke des französischen Komponisten Olivier Messiaen. Freude an der Musik habe ihm sein Vater vorgelebt, zu Hause sei viel gesungen worden. An ein Lied erinnere er sich besonders, erzählte der humorvolle Innsbrucker Bischof: Sobald sein Vater das alte Wienerlied "I bin a stiller Zecher" anstimmte, in dem unvermittelt ein Schrei vorkommt, "haben wir Kinder geschrien: Aufhören, aufhören!"

Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler am Tag seiner Bischofsweihe


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Foto Bischof Glettler (c) Diözese Innsbruck


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