Vatikan nimmt ständigen Dialog mit Islamischer Weltliga auf

25. April 2018 in Weltkirche


Kurienkardinal Tauran unterzeichnet bei historischem Besuch in Riad Kooperationsvereinbarung mit Weltliga-Generalsekretär Issa - "Kultfreiheit in Saudi-Arabien wäre lediglich das Minimum"


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, und der Generalsekretär der Islamischen Weltliga, Muhammad al Issa, haben in Saudi-Arabien eine Vereinbarung über einen offiziellen ständigen Dialog zwischen dem Vatikan und der Weltliga unterzeichnet. Konkret wurde eine verstärkte Zusammenarbeit vereinbart, wie sich der Vatikan mit etlichen Ländern pflegt, schilderte Kardinal Tauran am Dienstag dem Nachrichtenportal "Vatican News". Kern seien Treffen einer zentralen Arbeitsgruppe zu einem konkreten Thema, die alle drei Jahre abwechselnd in Rom und einer von der Weltliga festgelegten Stadt stattfinden sollen. Dazwischen gebe es vorbereitende Sitzungen, "es wird also ein Klima ständigen Austausches geschaffen", so der Kurienkardinal.

Tauran hatte sich in der vergangenen Woche zu einem historischen Besuch in Riad aufgehalten. Es war der erste offizielle Besuch eines Leiters eines Dikasteriums der vatikanischen Kurie in Saudi-Arabien. Tauran wurde dabei auch vom saudischen König Salman bin Abd Al-Aziz und Kronprinz Mohammed bin Salman empfangen.

Bei seinen Gesprächen im Kernland des Islam stellte Kardinal Tauran nach eigenen Angaben auch eine große Wertschätzung für den Papst fest. Franziskus werde als eine Art "Stimme des Gewissens der Menschheit" wahrgenommen, sagte der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog gegenüber "Vatican News".

In Saudi-Arabien, wo nicht-muslimische Gottesdienste nach wie vor verboten sind, feierte Tauran mit katholischen Gastarbeitern auf einem Botschaftsgelände eine Messe und setzte sich auch in den diplomatischen Gesprächen für Religionsfreiheit ein. "In Saudi-Arabien, das muss man sagen, gibt es noch keine Religions- oder Kultfreiheit. Dabei wäre die Kultfreiheit lediglich das Minimum", betonte er im Interview mit dem vatikanischen Nachrichtenportal. Nicht-Muslime würden weiter als Bürger zweiter Klasse angesehen. "Da liegt noch viel Arbeit vor uns." Gleichzeitig spüre er, so der Kardinal, "dass die Verantwortlichen des Landes nach außen zeigen möchten, dass es auch in Saudi-Arabien neue Möglichkeiten gibt, um zu diskutieren und das Image des Landes zu ändern".

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