Die Freiheit des Christen

13. April 2018 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: die Welt schreit ‚Freiheit, Freiheit, Freiheit’ und ist nur mehr ‚Sklave, Sklave, Sklave’. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Drei Beispiele von Freiheit schlägt die Liturgie vom Tag vor (Apg 5,34-42
Joh 6, 1-15): und wir – sind wir frei, ruhig zu denken und Gott in unserem Leben Raum zu geben, wie dies Gamaliël tat? Sind wir frei, Jesus auch im Leiden voll Freude nachzufolgen, wie dies Petrus und Johannes taten? Sind wir frei von den Leidenschaften, vom Ehrgeiz von der Mode? Oder sind wir wie die Welt, die ein wenig „schizophren“ ist und „Freiheit“ schreit, dann aber noch geknechteter ist? Diese Fragen stellte Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe im vatikanischen Gästehaus „Domus Sanctae Marthae“ am Freitag der zweiten Woche im Osterkreis.

Die Freiheit, von der in dieser Osterzeit die Rede sei, sei die Freiheit der Kinder Gottes, die uns Jesus mit seinem Erlösungswerk zurückerstattet habe. Die erste freie Person, über die die heutige Liturgie nachdenken lasse, sei der Pharisäer Gamaliël, der in der Apostelgeschichte den Hohen Rat davon überzeuge, Petrus und Johannes zu befreien, die im Gefängnis gewesen seien, da sie einen Gelähmten geheilt hätten. Gamaliël sei „ein freier Mann, der ruhig nachdenkt, der sie nachdenken lässt“. Er überzeuge sie, „dass die Zeit ihre Arbeit tut“:

„Der freie Mensch hat keine Angst vor der Zeit: er lässt Gott tun. Er gibt Raum, damit Gott in der Zeit wirke. Der freie Mensch ist geduldig. Und dieser war ein Jude – er war kein Christ, er hatte Jesus nicht als den Heiland anerkannt –, doch er war ein freier Mann. Er denkt selbst, er bietet sein Denken den anderen an und er wird akzeptiert. Die Freiheit ist nicht ungeduldig“.

Auch Pilatus habe gut und nicht hitzig nachgedacht und bemerkt, dass Jesus unschuldig gewesen sei. „Doch es war ihm nicht gelungen, das Problem zu lösen“, so der Papst, „da er nicht frei war, da er an seiner Beförderung hing, es fehlte ihm der Mut der Freiheit, weil er Knecht des Karrieredenkens, des Ehrgeizes, seines Erfolgs war“.

Das zweite Beispiel für Freiheit seien dann Petrus und Johannes, „die den Gelähmten geheilt hatte, und jetzt standen sie vor dem Hohen Rat“. Der Hohe Rat befreie sie am Ende, doch er lasse sie auspeitschen, obwohl sie unschuldig seien. Nach der ungerechten Bestrafung „gingen sie weg vom Hohen Rat und waren froh, für würdig befunden worden zu sein, für den Namen Jesu geschmäht zu werden“. „Das ist die Freude der Nachahmung Jesu“, so Franziskus: „das ist eine andere Freiheit: eine größere, breitere, christlichere“. Petrus hätte zum Richter gehen können, um den Hohen Rat zu verklagen und eine Erntschädigung zu fordern. Stattdessen sei er wie Johannes voller Freude, „da sie im Namen Jesu gelitten hatten“. Vielleicht hätten sie sich der Worte Jesu entsonnen: „Selig, wenn ihr aufgrund meiner geschmäht, verfolgt werdet. Selig!“.

„Sie waren frei im Leiden, um Jesus nachzufolgen“, so der Papst. Es sei dies die Haltung des Christen: „Herr, du hast mir viel gegeben, du hast so viel für mich gelitten. Was kann ich für dich tun? Nimm, Herr, nimm mein Leben, meinen Geist, mein Herz, alles ist dein!“:

„Das ist die Freiheit dessen, der in Jesus Christus verliebt ist. Besiegelt vom Heiligen Geist, mit dem Glauben an Jesus Christus. Du hast das für mich getan, ich tue das für dich. Auch heute gibt es viele Christen, die im Gefängnis sind, die gefoltert werden, die diese Freiheit voranbringen: Jesus Christus zu bekennen“.

Das dritte Beispiel für Freiheit sei Jesus selbst, der das Wunder der Brotvermehrung wirke. Am Ende seien die Menschen begeistert und Jesus begreife, „dass sie kamen, um ihn zum König zu machen“. So ziehe er sich erneut auf den Berg zurück: „er nahm Abstand vom Triumphalismus. Er ließ sich von diesem Triumphalismus nicht täuschen – er war frei“.

Es sei dies so wie in der Wüste, als er die Versuchungen Satans zurückweise, „weil er frei war, und seine Freiheit bestand darin, dem Willen des Vaters zu folgen. Und er wird am Kreuz enden. Er ist das Beispiel der größten Freiheit: Jesus“. Er habe den Willen des Vaters befolgt, um unsere Kindschaft zu heilen:

„Wir wollen an diesem Tag an meine, an unsere Freiheit denken. Drei Beispiele: Gamaliël, Petrus und Johannes und Jesus selbst – ist meine Freiheit christlich? Bin ich frei? Oder bin ich Sklave meiner Leidenschaften, meines Ehrgeizes, vieler Dinge, des Reichtums, der Mode? Das scheint ein Scherz zu sein, aber viele Menschen sind Sklaven der Mode! Denken wir an unsere Freiheit, in dieser Welt, die ein wenig schizophren ist, nicht wahr? Sie schreit: ‚Freiheit, Freiheit, Freiheit’, ist jedoch mehr ‚Sklave, Sklave, Sklave’. Denken wir an diese Freiheit, die uns Gott in Jesus schenkt“.

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