Ethikerin: Nachteile der künstlichen Befruchtung nicht ausblenden

12. April 2018 in Prolife


Studie weist auf deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiken bei Frau und Kind nach Eizellspende - IMABE-Geschäftsführerin Kummer: Mehr Datentransparenz rund um IVF nötig


Wien-Washington (kath.net/KAP) Vor erheblichen Gesundheitsrisiken bei Mutter und Kind infolge von künstlicher Befruchtung - insbesondere jene mit Eizellspende - hat die Wiener Bioethikerin Susanne Kummer gewarnt. Dass vielfache Gefährdungen bestünden, sei "nicht mehr zu leugnen" und werfe ethische Fragen auf, so die Geschäftsführerin des Instituts für Bioethik und Medizinische Anthropologie (IMABE) in einer Stellungnahme am Mittwoch gegenüber "Kathpress". Sie bezog sich dabei auf eine aktuelle US-Studie, die erstmals Daten zu Schwangerschaft und Geburtsverlauf von Frauen, die sowohl eigene Kinder als auch als Leihmütter genetisch fremde Kinder geboren hatten, direkt vergleicht.

Schätzungen zufolge leben heute weltweit rund fünf Millionen Menschen, die nach künstlicher Befruchtung geboren worden sind. Im Jahr 2100 werden knapp 400 Millionen Menschen dank assistierter Reproduktionstechnologien leben, rechnet man auch die Nachkommen der In-Vitro-Fertilisation (IVF) gezeugten Kinder mit ein, heißt es in einer Prognose des Fachjournals "Reproductive Biomedicine Online" (April-Ausgabe). Das wären drei Prozent der für das Ende des Jahrhunderts angenommenen Weltbevölkerung. "Die Langzeitfolgen für die nach IVF geborenen Kinder, nach Eizellspende oder nach Leihmutterschaft, sind immer noch zu wenig erforscht", bemerkte Kummer dazu.

Aufschlussreich sei daher eine im Fachblatt "Fertility and Sterility" veröffentlichte Forschung der kalifornischen Reproduktionsmedizinerin Irene Woo. In Zusammenarbeit mit zwei großen Leihmutterschaftsagenturen in Kalifornien untersuchte Woos Team 124 Frauen sowie deren insgesamt 494 Schwangerschaften, von denen 312 spontan und 182 über Leihmutterschaft zustande gekommen waren. Der Direktvergleich weise auf einen schädigenden Einfluss des IVF-Verfahrens selbst samt Eizellenspende auf die Embryonenqualität und bzw. oder die Bildung des Mutterkuchens - und damit auf die Gesundheit des Kindes und der austragenden Frau, erklärten die Studienautoren.

Konkret hatten Studienteilnehmerinnen, die mittels IVF-Eizellenspende schwanger wurden, signifikant häufigere Komplikationen als bei ihrer spontan empfangenen Schwangerschaft. Sie litten häufiger unter Schwangerschaftsdiabetes und -bluthochdruck, hatten höheres Risiko einer Fehllage des Mutterkuchens (Placenta previa) und benötigen mehr Antibiotika während der Geburt. Auch die genetisch fremden IVF-Kinder zeigten signifikant höhere Gesundheitsrisiken als die natürlich empfangenen: Sie waren bei der Geburt im Durchschnitt um 105 Gramm leichter, es gab bei ihnen mehr Frühgeburten (10,7 Prozent versus 3,1 Prozent), und die Zwillingsrate sowie die damit verbundenen Risiken waren erheblich höher (33 Prozent vs. 1 Prozent), wie auch die Komplikationen bei der Geburt selbst.

Die Ergebnisse seien auch ein Hinweis darauf, dass angesichts des "aggressiven Marktes" von Kliniken, die mit Partneragenturen billige Eizellspenden oder Angebote mit Leihmüttern vermitteln, mehr "Redlichkeit in der Erhebung und Verfügbarmachung von Daten" nötig sei, schlussfolgert IMABE-Geschäftsführerin Kummer. Österreich zähle auf diesem Gebiet derzeit noch zu den Schlusslichtern: Der im vergangenen Jahr präsentierte nationale IVF-Report blende viele kritische Fragen einfach aus.

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