Schwedens ‚Gender-neutrale’ Vorschulen

6. April 2018 in Familie


Lehrer wirken bewusst traditionellen Geschlechterrollen entgegen und halten die Kinder dazu an, sich an Aktivitäten zu beteiligen, die für das jeweils andere Geschlecht typisch sind.


Stockholm (kath.net/LSN/jg)
Viele staatliche Vorschulen in Schweden sind offiziell „Gender-neutral“. Die Lehrer halten die Kinder dazu an, nicht ihren geschlechtstypischen Neigungen nachzugehen, sondern verlangen von ihnen, sich an Aktivitäten zu beteiligen, die für das jeweils andere Geschlecht typisch sind.

Seit 1998 verlangt der Lehrplan von den Lehrern, „traditionellen Genderrollen und Gendermustern entgegen zu wirken“. Wie die Schulen dies umsetzen, hängt von der jeweiligen Schulleitung ab. Schwedische Vorschulen bieten Ganztagsbetreuung für Kleinkinder ab dem Alter von einem Jahr an.

Laut einem Bericht der New York Times über die „Dekonstruktion“ der Geschlechter werden in manchen Vorschulen die Knaben von den Mädchen getrennt und dazu angeleitet, Dinge zu tun die für das andere Geschlecht typisch sind. Knaben lernen, einander die Füße zu massieren, Mädchen gehen barfuss im Schnee, sie öffnen das Fenster und schreien, heißt es im Bericht der Zeitung.

Für Kinder, die nicht mitmachen wollen, gibt es „Gender Spezialisten“, die sich um Knaben annehmen, die nicht malen oder tanzen wollen. Ein dreijähriger namens Otto hat von niemand gehört, dass Knaben keine Kleider tragen. Das schließt seine Großeltern, seine Babysitter und die anderen Dreijährigen seiner Vorschule ein. Seine Mutter möchte, dass dies so lange wie möglich so bleibt. Die Lehrer dieser Schulen begrüßen es, wenn sich kleine Mädchen weniger feminin verhalten.

Die Lehrerin einer anderen Schule sieht laut New York Times „frustriert“ aus. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den Kindern abzugewöhnen, dass bestimmte Dinge „für Knaben“ beziehungsweise „für Mädchen“ seien. Doch in letzter Zeit sei sie von ihren Schülern mit „Stereotypen“ konfrontiert worden, die diese von Plakaten und Zeichentrickfilmen übernommen hätten. Die langsame, systematische Arbeit der Vorschule „scheint sich über Nacht zu verflüchtigen“, schreibt die Zeitung.

Eine 26-jährige angehende Lehrerin, die selbst in eine „Gender-neutrale“ Vorschule gegangen ist, erzählte der New York Times, dass es sie aufregt, wenn die Babies ihrer Freunde blau und rosa angezogen sind. Sie fühle eine „Verantwortung“, ihnen zu sagen, dass sie damit einen „Fehler“ machen würden, sagte sie gegenüber der Zeitung.



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