35 Tote bei Angriff auf christlich-drusisches Viertel in Damaskus

22. März 2018 in Weltkirche


"Tag voll Blut und Tod unter der Zivilbevölkerung" - UN: Humanitäre Lage in Ost-Ghouta und Afrin spitzt sich zu


Damaskus (kath.net/KAP) Syrien hat am Dienstag erneut einen "Tag voll Blut und Tod unter der Zivilbevölkerung" erlebt, wie die Onlineausgabe der römischen "Repubblica" am Mittwoch titelte. In Damaskus und in Douma, der Stadt der "Rebellen" von Ost-Ghouta und letzten Bastion der Aufständischen-Region vor den Toren der syrischen Hauptstadt, seien Dutzende Tote zu beklagen.

In Damaskus starben mindestens 35 Zivilisten durch eine Rakete, die den Anti-Assad-Rebellen zugeschrieben wird. Sie schlug auf einem Markt im christlich und drusisch geprägten Vorort Jaramana ein. Der Kachkoul-Markt liegt nicht weit von den Rebellengebieten im Osten des Ghouta-Bezirks entfernt, wo die syrische Armee im Kampf gegen die Aufständischen steht.

Mindestens 29 Zivilisten wurden unterdessen bei der Bombardierung von Douma getötet, wo nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte die Bevölkerung von Artillerie- und Luftangriffen betroffen war, die die Armee von Präsident Assad und die Luftwaffe seines russischen Verbündete zu verantworten hatte. Seit 18. Februar ist Ost-Ghouta Ziel einer harten Offensive des Regimes, die nach Angaben der Beobachtungstelle etwa 1.500 Zivilisten das Leben gekostet hat. Innerhalb eines Monats übernahmen Assads Truppen die Kontrolle über 80 Prozent der Rebellenenklave und intensivierten ihre Bemühungen, ihre endgültige Eroberung zu erreichen.

Auch türkische Militäraktion verschärft Lage

Neben den militärischen Operationen in Ost-Ghouta wird auch in Afrin im Nordosten Syriens die Situation dramatischer. Die türkische Militäraktion gegen die kurdisch-syrischen Milizen habe insgesamt mehr als 150.000 Menschen in Syrien zur Flucht gezwungen, wie der Sprecher des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres, Stephane Dujarric, in einer Erklärung am Dienstag in New York mitteilte.

Der massive Zustrom von Binnenvertriebenen habe die bereits überlasteten Aufnahmegemeinden an die Grenzen der Kapazitäten geführt. Diese Situation - unterstrich der UN-Sprecher - habe insbesondere für schwer kranke Menschen Folgen. Die Spitäler etwa in Aleppo seien überfüllt. Im Blick auf Ost-Ghouta sagte Dujarric, seit dem 11. März seien mindestens 50.000 Menschen von dort geflohen und hätten Zuflucht in ländlichen Gebieten in der Nähe von Damaskus gefunden.

Die türkischen Streitkräfte und syrische Verbündete hatten die vor allem von Kurden bewohnte Region Afrin und die gleichnamige Stadt im Nordwesten Syriens am Sonntag nach zweimonatigen Kämpfen erobert. Die türkische Regierung stuft die Kurdenmiliz YPG wegen ihrer Verbindungen zur PKK als Terrororganisation ein und bekämpft sie.

Berichte über Plünderungen in Afrin

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sowie Kurdenvertreter hatten am Montag über Plünderungen protürkischer Rebellen in Afrin berichtet. Fotos davon kursieren in den Sozialen Medien. Der türkische Außenminister, Mevlüt Cavusoglu, schloss eine Beteiligung von Soldaten seines Landes aus. Auch der verbündeten Freien Syrischen Armee (FSA) traue er ein solches Verhalten nicht zu. "Wenn es von dort eine Beschwerde oder Aufforderung geben sollte, werden wir das penibel untersuchen, da sind wir empfindlich", sagte er.

Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) brauchen 100.000 Menschen aus Afrin dringend Hilfe, die Hälfte davon sind Kinder. Das Internationale Rotkreuz-Komitee IKRK meldete am Dienstag, ein Hilfskonvoi habe den von Kurden kontrollierten Ort Tal Rifat erreicht. Dort haben nach UNO-Angaben mindestens 75.000 Vertriebene aus Afrin Zuflucht gefunden. Die Türkei wies die Kritik des IKRK scharf zurück. Äußerungen des IKRK-Präsidenten Peter Maurer seien "fern von der Wahrheit und inakzeptabel", teilte das Außenministerium mit. Maurer hatte mehr Zugang für internationale unabhängige Organisationen gefordert. In diesem Zusammenhang kritisierte er den türkischen Roten Halbmond und sagte, die Glaubwürdigkeit der Aussage, dass dieser mit der kurdischen Bevölkerung in Afrin zusammenarbeite, sei "nahezu null".

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