Prag: "Kaiserliche" Überführung von Kardinal Beran aus Petersdom

11. März 2018 in Chronik


Der im Mai 1969 im römischen Exil verstorbene Kardinal war sowohl während der Nazi-Herrschaft als auch in den Zeiten KP-Diktatur in zahlreichen Internierungslagern untergebracht


Prag (kath.net/KAP) Der Leichnam des tschechischen Bekennerkardinals Josef Beran (1888-1969) wird am 19. April 2018 aus der Gruft des römischen Petersdoms entnommen und am 23. April im Prager Veitsdom beigesetzt. Das teilte der Sprecher der Erzdiözese Prag, Stanislav Zeman, zusammen mit den Eckpunkten der Überführung am Dienstag mit. Die Überführungsfeiern in Rom und Prag dauern fünf Tage und haben den Charakter eines barocken Kaiserbegräbnisses.

Die sterblichen Überreste werden demnach am Donnerstag, 19. April, aus dem Vatikan zunächst in das Päpstliche Kollegium Nepomucenum in der Via Concordia überführt, in dem der Prager Erzbischof in der Zeit seines durch das kommunistische Regime der Tschechoslowakei erzwungenen Exils von Februar 1965 bis zu seinem Tod am 17. Mai 1969 gewohnt hat. Am Abend findet im Nepomucenum ein Festakt unter Teilnahme tschechischer Landsleute und der im Kolleg untergebrachten Seminaristen statt. Im Petersdom, in dem Kardinal Beran als erster und bisher einziger Tscheche bestattet war, wird eine Gedenktafel enthüllt.

Tags darauf (20. April) wird der Leichnam Berans auf dem Luftweg nach Prag gebracht. Nach der für 18 Uhr geplanten Ankunft soll die Autokolonne um 19 Uhr vor der Seminarkirche zum heiligen Adalbert im Stadtteil Dejvice Halt machen, wo sich die zentralen Behörden der katholischen Kirche befinden. Um 20 Uhr soll die Kolonne das Prämonstratenserkloster Strahov erreichen, in dessen Basilika der Sarkophag über die Nacht abgestellt bleibt. Am 21. April beginnt dann um 10 Uhr Trauerprozession zum Hradschiner Platz, wobei die Karosse mit dem Sarg von sechs Altkladruber Rappen gezogen wird. Die schwarzen Hengste aus dem bis heute bestehenden ehemaligen Hofgestüt in Kladruby nad Labem wurden einst auch am Kaiserhof bei Begräbnissen eingesetzt.

Der Festgottesdienst (Beginn: 11 Uhr), dem Kardinal Berans heutiger Nachfolger Kardinal Dominik Duka vorsteht, wird zu Ehren des Prager Bischofs und Märtyrers St. Adalbert (Svaty Vojtech; 957-997) gefeiert, dessen Schädel während des Gottesdienstes neben dem Altar ausgestellt wird. Nach dem Gottesdienst bleibt der vor dem Hochaltar aufgestellte Sarg mit den sterblichen Überresten Kardinal Berans zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. Am 23. April wird der Sarg schließlich in der Neuen Erzbischöflichen Gruft beigesetzt. Papst Franziskus hatte der Translation der Überreste Kardinal Berans, für den ein Seligsprechungsverfahren läuft, Anfang des Jahres zugestimmt. Er entsprach damit sowohl dem Letzten Willen des Verstorbenen als auch dem Ansuchen Kardinal Dukas, der am 26. April seinen 75. Geburtstag begeht.

Der im Mai 1969 im römischen Exil verstorbene Kardinal Josef Beran war sowohl während der Nazi-Herrschaft als auch in den Zeiten kommunistischer Diktatur in zahlreichen Internierungslagern untergebracht. Im Zuge von Geheimgesprächen zwischen der Prager Regierung und dem Vatikan wurde Beran im Oktober 1963 "begnadigt, aber nicht freigelassen". 1965 folgte seine Ernennung zum Kardinal und sodann seine mit dem Vatikan abgestimmte Ausreise ins vatikanische Exil. Die Verhandlungen führte der spätere Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli.

Als Beran am 13. Mai 1946 zum Erzbischof von Prag ernannt wurde, hatte er bereits drei Jahre in deutschen Konzentrationslagern verbracht. Nach der kommunistischen Machtergreifung war Beran praktisch bis zu seiner Ausreise nach Rom im Jahr 1965 amtsbehindert. Nach seiner Ausreise konnte er formell seinen Erzbischofstitel behalten, durfte aber in seine verwaiste Diözese nicht mehr zurückkehren. Prag erhielt einen Apostolischen Administrator in der Person des geheim zum Bischof geweihten Priesters Frantisek Tomasek, der wegen der staatlich unerlaubten Bischofsweihe im Jahr 1949 bis zu diesem Zeitpunkt nur als Gemeindepfarrer wirken durfte. Tomasek leistete schon am 18. Februar, einen Tag vor der Abreise Berans nach Rom, den vorgeschriebenen Amtseid.

Das Schicksal des unblutigen Märtyrers Beran erinnert an die tragischen Figuren eines Kardinals Jozsef Mindszenty in Ungarn und eines Kardinal Jossyf Ivanovic Slipyj in der Ukraine, die ebenfalls aufgrund von Geheimverhandlungen im Auftrag der Päpste Paul VI. bzw. Johannes XXIII., unter Federführung des Ostpolitk-Kuriendiplomaten Agostino Casaroli, zum Verlassen ihrer Länder gezwungen worden waren. Mindszenty verlor entgegen ursprünglicher Zusagen auch den Erzbischofstitel.

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Kardinal Beran: Archivfoto


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