Papst feiert Bußgottesdienst im Petersdom

9. März 2018 in Aktuelles


Franziskus: Die Liebe Gottes ist immer größer als wir uns vorstellen können; sie geht über jegliche Sünde hinaus, für die uns unser Gewissen anklagen könnte


Rom (kath.net/KAP) Mit einer von Stille und Ernst geprägten Feier hat sich Papst Franziskus mit Hunderten Gläubigen im Petersdom auf das Osterfest vorbereitet. In dem Bußgottesdienst am Freitagnachmittag besannen sich die Teilnehmer auf ihre Verfehlungen und baten Gott um Vergebung. Anschließend beichtete der 81-jährige Papst bei einem Priester, bevor er selbst in einem Beichtstuhl Platz nahm und mehreren Gläubigen das Bußsakrament spendete.

Franziskus setzt damit eine Tradition der vergangenen Jahre fort. Die Besinnung auf eigene Schwächen und die rituelle Versöhnung mit Gott und der Kirche durch das Bußsakrament gehören für Katholiken zur Vorbereitung auf Ostern.

In seiner Predigt betonte Franziskus, wenn sich der Mensch von Gott abwende, bedeute dies nicht, dass Gott sich auch vom Menschen abwende. Schwäche und Verwirrung seien vielmehr ein Grund für Gott, den Menschen nahe zu bleiben. "Die Liebe Gottes ist immer größer, als wir uns vorstellen können; sie geht über jegliche Sünde hinaus, für die uns unser Gewissen anklagen könnte", sagte der Papst.

Franziskus nannte es eine Schwierigkeit, sich lieben zu lassen. "Wir hätten immer gern, dass es an uns etwas gäbe, für das wir uns nicht erkenntlich zeigen müssen, während wir in Wirklichkeit für alles Schuldner sind", so der Papst. Auch der Apostel Petrus habe nach seiner Verleugnung Jesu lernen müssen, den Tod seines Meisters anzunehmen, statt selbst für ihn sein Leben zu opfern.

Die Feier fand im Rahmen der Aktion "24 Stunden für den Herrn" statt. Dabei sollten katholische Kirchen weltweit rund um die Uhr für Gebet und Beichte geöffnet bleiben. Der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung hatte die weltweite Initiative 2014 ins Leben gerufen. Sie soll vor allem Menschen ansprechen, die Schwierigkeiten haben, eine Kirche zu betreten.

Die Predigt im Wortlaut:

Liebe Brüder und Schwestern,

wie groß ist die Freude und der Trost, die uns die soeben gehörten Worte des heiligen Johannes vermitteln: Die Liebe Gottes ist so groß, dass sie uns zu ihren Kindern werden lässt, und wenn wir sie von Angesicht zu Angesicht werden sehen können, werden wir die Größe dieser Liebe noch weiter entdecken (vgl. 1 Joh 3,1-10.19-22). Nicht nur das. Die Liebe Gottes ist immer größer, als wir uns vorstellen können; sie geht über jegliche Sünde hinaus, für die uns unser Gewissen anklagen könnte. Es ist eine Liebe, die keine Beschränkungen kennt und grenzenlos ist; sie stößt nicht auf jene Hindernisse, die wir im Gegensatz dazu gewöhnlich einer Person in den Weg stellen aus Angst, dass sie uns unserer Freiheit berauben könnte.

Wir wissen, dass der Zustand der Sünde die Entfernung von Gott zur Folge hat. Und in der Tat ist die Sünde eine Art und Weise, mit der wir uns von ihm abwenden. Aber dies bedeutet nicht, dass er sich von uns abwendet. Der Zustand der Schwäche und der Verwirrung, in den uns die Sünde versetzt, ist ein Grund mehr dafür, dass Gott uns nahe bleibt. Diese Gewissheit muss uns im Leben immer begleiten. Das Wort des Apostels Johannes ist eine Bekräftigung, um unser Herz zu versichern, ein stets unerschütterliches Vertrauen in die Liebe des Vaters zu haben, »dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles weiß« (V. 20).

Seine Gnade arbeitet weiter in uns, um die Hoffnung stärker zu machen, dass wir niemals seiner Liebe beraubt sein werden, ungeachtet jeglicher Sünde, die wir begangen haben können und mit der wir seine Gegenwart in unserem Leben ablehnen.

Diese Hoffnung treibt uns an, uns der Verwirrung bewusst zu werden, die unsere Existenz oftmals erfasst, genauso wie es Petrus im soeben gehörten Evangeliumsbericht geschehen ist: »Gleich darauf krähte ein Hahn und Petrus erinnerte sich an das Wort, das Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich« (Mt 26,74-75). Der Evangelist ist äußerst nüchtern. Der Krähen des Hahns scheint einen verwirrten Menschen zu ertappen. Es erinnert ihn dann an die Worte Jesu, und schließlich zerreißt der Schleier, und Petrus beginnt unter Tränen zu erahnen, dass Gott sich in diesem geschlagenen, beschimpften, von ihm verleugneten Christus offenbart, der aber für ihn hingeht, um zu sterben. Petrus, der für Jesus sterben wollte, versteht jetzt, dass er zulassen muss, dass er für ihn stirbt. Petrus wollte seinen Meister belehren, er wollte ihm vorausgehen, aber es ist Jesus, der hingeht, um für Petrus zu sterben; und Petrus hatte das nicht verstanden, er wollte es nicht verstehen.

Petrus setzt sich nun mit der Liebe des Herrn auseinander und versteht schließlich, dass er ihn liebt und ihn bittet, sich lieben zu lassen. Petrus merkt, dass er immer abgelehnt hatte, sich lieben zu lassen, er hatte es immer abgelehnt, sich von Jesus voll retten zu lassen, er wollte also nicht, dass ihn Jesus ganz liebt.

Wie schwierig ist es, sich wahrhaft lieben zu lassen! Wir hätten immer gern, dass es an uns etwas gäbe, für das wir uns nicht erkenntlich zeigen müssen, während wir in Wirklichkeit für alles Schuldner sind, weil Gott der Erste ist und uns zur Gänze mit Liebe rettet.

Bitten wir jetzt den Herrn um die Gnade, uns die Größe seiner Liebe erkennen zu lassen, die jede unserer Sünden auslöscht.

Lassen wir uns von der Liebe reinigen, um die wahre Liebe zu erkennen!

Papst Franziskus beichtet und hört dann selbst die Beichte - In der Bussfeier am 9.3.2018


Die Bußfeier in voller Länge mit deutschem Kommentar



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