Die Umkehr des Denkens

5. März 2018 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: der Glaube und die Religion sind kein Spektakel. Mit dem Geist Gottes denken. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Die Religion und der Glaube „sind kein Spektakel“. Die betonte Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe im vatikanischen Gästehaus „Domus Sanctae Marthae“ am Montag der dritten Woche der Fastenzeit. Der Papst kommentierte die erste Lesung aus dem zweiten Buch der Könige (2 Kön 5,1-15a) über Naaman, den Syrer, und das Tagesevangelium nach Lukas (3,24-30). Im Evangelium sage Jesus: „Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt“ (V. 24). Franziskus erklärte, wie die Kirche in dieser Fastenzeit heute über die „Umkehr des Denkens“ nachdenken lasse, über dessen Stil sowie über die Umkehr der Werke und der Gefühle:

„Die Kirche sagt uns, dass unsere Werke der Umkehr bedürfen, und sie spricht vom Fasten, vom Almosengeben, von der Buße: das ist eine Umkehr der Werke. Neue Werke tun, Werke mit dem christlichen Stil, mit jenem Stil, der den Seligpreisungen entspringt, in Matthäus 25: das tun. Die Kirche spricht zu uns auch von der Umkehr der Gefühle: auch die Gefühle müssen umkehren. Denken wir zum Beispiel an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter: zum Mitleid umkehren. Christliche Gefühle. Umkehr der Werke. Umkehr der Gefühle. Doch heute spricht sie zu uns von der ‚Umkehr des Denkens’: nicht dessen, was wir denken, sondern auch wie wir denken, des Denkstils. Denke ich mit einem christlichen Stil oder mit einem heidnischen? Das ist die Botschaft, die die Kirche uns heute gibt“.

In Bezug auf die Episode mit dem an Aussatz erkrankten Naaman rief der Papst in Erinnerung, dass er „zu Elischa geht, um geheilt zu werden“. Dieser sage ihm: „Geh und wasch dich siebenmal im Jordan“. Er jedoch denke: „Sind nicht der Abana und der Parpar, die Flüsse von Damaskus, besser als alle Gewässer Israels?“. So werde er zornig, er empöre sich und wolle weggehen, ohne es zu tun, denn: „dieser Mann erwartete sich das Spektakel“. Doch der Stil Gottes sei anders, „er heilt auf andere Weise“.

Dasselbe geschehe Jesus, als er nach Nazareth zurückehre und in die Synagoge gehe. Anfangs „schauten die Leute auf ihn, sie waren erstaunt, sie waren zufrieden“:

„Doch nie fehlt dann ein Schwätzer, der anfing zu sagen: ‚Nun, das der Sohn des Tischlers. Was lehrt er uns? An welcher Universität hat er das studiert?’. ‚Ja! Das ist Josefs Sohn’. Die Meinungen fingen an, auseinanderzugehen. Und die Haltung der Leute ändert sich, und sie wollen ihn töten. Von der Bewunderung, vom Staunen zum Verlangen, ihn töten zu wollen. Auch diese da wollten das Spektakel. ‚Aber ja, er soll Wunder tun, das, von dem sie sagen, dass er es in Galiläa getan hat, und wir werden glauben’. Und Jesus erklärt: ‚Amen, ich sage euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt’. Denn wir widersetzen uns dem, zu sagen, dass uns einer von uns korrigieren kann. Da muss schon einer mit dem Spektakel kommen, um uns zu korrigieren. Und die Religion ist kein Spektakel. Der Glaube ist kein Spektakel: er ist das Wort Gottes und der Heilige Geist, der in unseren Herzen wirkt“.

Die Kirche lade uns also ein, unsere Denkart zu ändern, den Stil des Denkens. Man könne „das ganze Glaubensbekenntnis aufsagen, auch alle Dogmen der Kirche“, doch wenn man dies nicht „mit einem christlichen Geist“ tue, nütze dies alles nichts:

„Die Umkehr des Denkens. Es ist nicht gewöhnlich, dass wir so denken. Das ist nicht gewöhnlich. Auch die Art zu denken, die Art zu glauben bedarf der Umkehr. Wir können uns eine Frage stellen: ‚Mit welchem Geist denke ich? Mit dem Geist des Herrn oder mit dem eigenen Geist, dem Geist der Gemeinschaft, zu der ich gehöre, oder des Grüppchens oder der gesellschaftlichen Klasse, zu der ich gehöre, oder der politischen Partei, zu der ich gehöre? Mit welchem Geist denke ich?’. Und danach forschen, ob ich wirklich mit dem Geist Gottes denke. Und um die Gnade bitten, zu unterscheiden, wann ich mit dem Geist der Welt denke und wann ich mit dem Geist Gottes denke. Und um die Gnade der Umkehr des Denkens bitten“.

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