Fastenzeit: Betet laut … und kommt Jesus näher!

15. Februar 2018 in Spirituelles


Die Fastenzeit kennen sogar Menschen, die mit christlichem Glauben sonst kaum Berührungspunkte haben. Das ist aber genau das Problem dieser Zeit im Kirchenjahr. Gastkommentar von Felix Honekamp


Berlin (kath.net/Papsttreuer Blog) Die Worte Jesu aus dem Aschermittwochs-Tagesevangelium an seine Jünger sind eigentlich recht deutlich, wenig zu interpretieren (Matthäus 6,2-6.16-18):

Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Bequeme Ausrede?

Das ist die Aufforderung, und worauf sie abzielt ist die innere Motivation, die Absicht des Herzens hinter den Almosen, dem Beten und dem Fasten. Mache ich das, um die Menschen um mich herum zu beeindrucken, meinen Glauben zur Schau zu stellen um ein hohes Ansehen zu erlangen? Das ist es, was Jesus als heuchlerisch bezeichnet.

Heute aber sieht das anders aus: Wer heute an einer Straßenecke steht und betet, wird wohl eher für verrückt gehalten, wer einem Bettler ein Almosen gibt wird belächelt, weil der das doch nur in Alkohol oder Drogen umsetzen wird, wer fastet erhält höchstens Anerkennung für seine Diät, kaum für seinen Glauben. Ich neige sonst nicht dazu, die Worte Jesu allzu sehr kritisch zu hinterfragen, aber hier darf vielleicht jeder mal sein eigenes Gewissen anwerfen, wie es in seinem Herzen aussieht: Kann es sein, dass man diese Worte auch als bequeme Ausrede nutzt, mit dem eigenen Glauben lieber nicht zu offensiv in die Öffentlichkeit zu gehen?
Reinheit der Absicht

Ist es tatsächlich noch immer der Wunsch, von den Menschen anerkannt zu werden? Dann hätte man in der Tat seinen Lohn schon erhalten, aber in Wahrheit wird ein solches Verhalten nicht anerkannt sondern höchstens kritisiert – vielleicht dient es aber auch dazu, Menschen für Christus zu interessieren. Ausnahme mag ein katholisch geprägtes Umfeld sein, in dem man versucht, die anderen zu beeindrucken, auf was man noch alles verzichtet. Es kommt also ganz darauf an, wo ich mich wie verhalte, und ob ich die Reinheit der Absicht mit gutem Gewissen reklamieren kann. In den meisten Fällen würde ich mich aber wagen, dem Herrn hier zu „widersprechen“ bzw. mir die Freiheit herauszunehmen, ihn zu interpretieren.
Zweck des Fastens

Andererseits glaube ich, dass die Wahl der Fastenvorsätze sich nicht an dieser Öffentlichkeitswirkung orientieren sollte, nach dem Motto „Ich bete jetzt auf dem Bahnhofvorplatz auf einer Apfelsinenkiste, damit viele Menschen aufmerksam werden!“ Das würde erstens vermutlich doch eher nach hinten losgehen (wer weiß, ob Sie dann nicht heute noch in der Geschlossenen landen), vor allem aber vermischt es zwei Zielsetzungen. Denn das Fasten, beten und Almosen geben kann missionarisch sein, der eigentliche Zweck der Fastenzeit ist aber nur sehr indirekt missionarisch.

Ich selbst jedenfalls faste an Dingen, die einen zu hohen Stellenwert in meinem Leben erlangt haben und damit Gott seine Rolle als einzigem streitig zu machen drohen. Das kann Essen, das kann Konsum im Allgemeinen sein, das kann Fernseh- oder Medienkonsum oder auch ganz was anderes sein. Hier zu fasten ist aber weniger missionarisch als dass es mich selbst näher zu Christus führt (was wiederum notwendig ist, damit ich missionarisch tätig sein kann).

Was mich also selbst angeht: Ich faste in der Tat an Zeitfressern wie Fernsehen, Medien, allgemeinem Konsum (wozu auch das übermäßige Essen – vor allem Unnützes – gehört). Die gewonnene Zeit will ich einerseits zum Gebet, zur Betrachtung oder zur geistlichen Lektüre nutzen, andererseits sie meiner Familie widmen, die beruflich bedingt viel auf mich verzichten muss. All das wird mich näher zu Christus führen … es kann gar nicht anders, weil das Gespräch mit ihm immer zu ihm führt, selbst wenn man mal das Gefühl hat, heute „nicht so gut gebetet“ zu haben. Das, so scheint mir, ist eine wunderbare Vorbereitung auf die Feier der Leiden und der Auferstehung Christi.
Mit Jesus

Dass ich das hier schreibe … ist das die gesuchte Öffentlichkeit, die der Herr als Heuchelei bezeichnet? Mein Ziel ist, dass sich Leser dieses Blogs, die auf der Suche nach Jesus sind, hier auch Anregungen dazu finden. Ich kann nicht verhindern, dass der eine oder andere Applaus spendet (vielleicht meine Worte aber auch kritisch sieht), das kann ich aber mit gutem Gewissen als Intention von mir weisen. Ich wünsche jedenfalls meinen Lesern eine gesegnete und bewusst erlebte Bußzeit – Fasten Sie, beten Sie, geben Sie Almosen! Sprechen Sie ruhig darüber, wenn es angemessen und nicht heuchlerisch erscheint. Gehen Sie zur Beichte, nutzen Sie die Sakramente … und kommen Sie Jesus näher, dass Sie ihn auf seinem Weg nach Jerusalem, zum Kreuz und zur Auferstehung begleiten können.

´Kehr um und glaub an das Evangelium!´



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