Papstbesuch in Russland derzeit nicht in Sicht

14. Februar 2018 in Weltkirche


Metropolit Hilarion (Alfejew) und vatikanischer Ökumene-Minister Kardinal Koch betonen aber bei Pressegespräch in Wien kleine positive Schritte im Verhältnis von katholischer und russischer-orthodoxer Kirche


Wien (kath.net/KAP) Ein Papstbesuch in Russland ist derzeit kein Thema und dürfte es auch in absehbarer Zukunft nicht sein. Das geht aus einer am Montagnachmittag im Wiener Erzbischöflichen Palais kurzfristig abgehaltenen Pressekonferenz von Metropolit Hilarion (Alfejew) und Kardinal Kurt Koch hervor. Weder der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats noch der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates konnten diesbezüglich neue Entwicklungen berichten. Die Beziehungen zwischen der orthodoxen und katholischen Kirche würden sich zwar gut entwickeln, könnten und dürften aber auch nicht über die Maßen beschleunigt werden, so Metropolit Hilarion.

Die Pressekonferenz fand im Vorfeld eines ökumenischen Symposions aus Anlass des zweiten Jahrestag des historischen Treffens zwischen Papst Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. auf Kuba statt. Sowohl der orthodoxe Metropolit wie auch der katholische Kardinal würdigten das damalige Treffen. Es sei von einer historischen Bedeutung und ein wesentlicher ökumenischer Schritt gewesen, so Koch.

Die Entscheidung zum Treffen in Havanna sei laut Hilarion einzig jene von Patriarch Kyrill und Papst Franziskus gewesen. Deshalb werde es auch "allein in der Entscheidung der beiden liegen, ob, wann und wo es ein weiteres Treffen geben wird".

Als bedeutenden ökumenischen Schritt zwischen katholischer und russischer orthodoxer Kirche nannte Kardinal Koch den zeitweiligen Transfer der Reliquien des heiligen Nikolaus. Insgesamt fast 2,5 Millionen Pilger hatten im vergangenen Sommer in Moskau und St. Petersburg die aus Bari gebrachten Reliquien besucht und verehrt. Damit seien auch die Gläubigen in den ökumenischen Austausch zwischen den Kirchen miteinbezogen worden. Es nütze nämlich nichts, wenn sich die Kirchenleitungen näher kommen, diese Schritte an der Kirchenbasis aber nicht mitvollzogen würden, so Koch.

Katholisch-orthodoxer Dialog

Der Kurienkardinal nahm am Rande der Pressekonferenz u.a. auch zum offiziellen katholisch-orthodoxen Dialog Stellung. Derzeit arbeite man an einem gemeinsamen Verständnis von Synodalität und Primat in der Kirche des ersten Jahrtausends. Ziel müsse freilich ein gemeinsames Verständnis für das 3. Jahrtausend sein, so der vatikanische Ökumene-Minister. Dabei dürfe es nicht um einen Kompromiss bzw. den kleinsten gemeinsamen Nenner gehen. Die Orthodoxie müsse ihr Prinzip der Synodalität und die katholische Kirche ihr Prinzip des Primats einbringen. Die Stärken beider Prinzipien müssten zusammengedacht werden, erläuterte der Kardinal.

Über das Ziel der Ökumene seien sich die orthodoxe und die katholische Kirche sehr nahe, führte Kardinal Koch weiter aus. Beide Kirchen strebten die sichtbare Einheit in Glaube, Sakramenten und kirchlichen Ämtern an. Bei den reformierten Kirchen sie dies nicht in gleicher Weise der Fall. Gemeinsame Ziele seien aber wichtig, "denn wenn man nicht weiß, wohin man gehen will, ist es schwierig, den nächsten Schritt zu setzen".

Andererseits wiederum müsse man auch einräumen: "Mit den Orthodoxen haben wir sehr viel im Glauben gemein, aber eine andere Kultur. Mit den Protestanten teilen wir nicht so viel im Glauben, haben aber die gleiche Kultur." Das habe auch Auswirkungen auf die konkret gelebte Ökumene, die sich im "gemeinsam gehen, beten, und arbeiten" erweise, so der Kurienkardinal unter Bezugnahme auf gleichlautende Aussagen von Papst Franziskus.

"Die Begegnung war die Botschaft"

Kardinal Christoph Schönborn, Gastgeber bei der Pressekonferenz und dem anschließenden Symposion, bezeichnete die Begegnung zwischen Papst und Patriarch in Havanna ebenfalls als "historisches Ereignis". Die Begegnung an sich sei schon eine deutliche Botschaft gewesen, denn: "The meeting was the massage", so der Kardinal. Große Symbolkraft komme dabei auch dem Ort des Treffens - Kuba - zu. Europa sei wohl zu sehr von konfliktbeladenen Altlasten geplagt und so hätten sich die beiden Kirchenoberhäupter für Kuba entschieden.

Damit sei auch deutlich geworden, dass sich die Schwerpunkte der Kirchen verlagern würden. So spreche die gemeinsame Erklärung von Havanna etwa vom starken religiösen Potenzial Lateinamerikas als Antwort auf die Herausforderung des Säkularismus.

Schönborn verwies zudem auf ein Zitat von Papst Benedikt XVI. kurz vor dessen Rücktritt, wonach es in der Ökumene vor allem darum gehen müsse, aufeinander zu hören und voneinander zu lernen, "was es bedeutet, heute Christ zu sein".

Gemeinsam mit Metropolit Hilarion nahm der Wiener Erzbischof auch nochmals zum Konzert mir russischer geistlicher Musik am vergangenen Samstag im Wiener Konzerthaus Stellung. Es sei spürbar gewesen, "wie sehr Musik Brücken bauen kann", so Schönborn. Und Hilarion ergänzte, dass Musik eine universelle Sprache sei, die keine Übersetzung brauche und die Kirchen einander näher bringe. "Kulturelle Ökumene ist eine wesentlicher Beitrag zur Einheit", konstatierte Kurienkardinal Koch.

Ökumene-Symposion in Wien, Metropolit Hilarion (Alfejew), Kardinal Christoph Schönborn, Kardinal Kurt Koch (v.l.n.r.)


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