Patriarch Sako: Von Papst gewünschter Irakbesuch noch unmöglich

8. Februar 2018 in Weltkirche


Chaldäisch-katholischer Patriarch nach Ad-limina-Besuch: Christen im Nordirak brauchen dringend "Hoffnungszeichen" - Jede dritte aus der Ninive-Ebene vertriebene Familie wieder zurückgekehrt


Rom (kath.net/KAP) "Der Papst kennt die Situation im Irak sehr gut, er ist bestens informiert. Er ist bereit zu einem Besuch im Irak, aber die Situation ist derzeit nicht günstig": Dies hat der chaldäisch-katholische Patriarch Mar Louis Raphael Sako in Rom vor Journalisten dargelegt, wie die Stiftung "Pro Oriente" am Donnerstag berichtete. Selbst ein Kurzbesuch für den Papst im Irak sei aufgrund der Sicherheitslage und der politischen Spannungen derzeit nicht zu verwirklichen, sagte Sako. Auf jeden Fall müsse jedoch den Christen im nördlichen Irak Hoffnung gegeben werden.

Der Chaldäer-Patriarch hatte den Papst am Montag beim Ad-limina-Besuch der Bischöfe seines Patriarchats mögliche Stationen für einen eintägigen Besuch im Irak vorgeschlagen. Denkbare Programmpunkte seien demnach ein ökumenischer Wortgottesdienst in Erinnerung an den Heiligen Abraham, Begegnungen mit den politischen und religiösen Autoritäten in Bagdad sowie eine festliche Messfeier in der Kurden-Hauptstadt Erbil. Verwirklichbar sei dieses Programm jedoch derzeit nicht, vor allem wegen der Auseinandersetzung zwischen kurdischer Regionalregierung in Erbil und der arabischen Zentralregierung in Bagdad.

Zur Lage in der Region erklärte Sako, dass die IS-Terroristen besiegt seien und die Vertriebenen in ihre Heimatorte zurückkehren wollten, was wegen der verbesserten Sicherheit und positiven Entwicklungen im Hinblick auf Versöhnung und Stabilität nun möglich werde. Von den 20.000 aus der Ninive-Ebene und aus Mosul vertriebenen christlichen Familien seien bereits 7.000 in ihre Wohnstätten zurückgekehrt. Die Kirche ermutige diese Christen, die sonst kaum unterstützt würden, denn: "Die Regierung in Bagdad privilegiert leider nur die sunnitischen und schiitischen Muslime", so der Patriarch.

Besonders dankbar äußerte sich das Kirchenoberhaupt in Richtung der katholischen Diözesen in Europa, Nord- und Südamerika, mit deren Hilfe die chaldäische Kirche ein "Wunder" vollbracht habe. Die Iraker seien von dieser Unterstützung beeindruckt. Die Kirche im Irak brauche jedoch nicht nur materielle, sondern auch moralische und spirituelle Unterstützung, Anerkennung des "Heroismus" der orientalischen Kirchen, deren Mitglieder für den Glauben an Christus das Leben aufs Spiel gesetzt hätten. Notwendig sei es zudem, die internationale öffentliche Meinung für die Situation der Christen des Nahen Ostens zu sensibilisieren: "Es geht darum, jenen, die keine Stimme haben, eine Stimme zu geben."

Hoffnung äußerte Mar Louis Raphael Sako dahingehend, dass sich auch im Nahen Osten das Konzept der Religionsfreiheit durchsetzen werde. Dieser Prozess werde viel Zeit brauchen, könne aber nicht aufgehalten werden: "Niemand kann eine Religion anderen aufdrängen, niemand kann einen Menschen zwingen, Muslim oder Christ zu werden."

Iran: Kein Religionswechsel möglich

An der Ad-limina-Audienz bei Papst Franziskus am 5. Februar nahmen insgesamt 19 chaldäisch-katholische Bischöfe teil, sowohl aus dem Nahen Osten als auch aus der Diaspora. Unter den Teilnehmern war auch der chaldäisch-katholische Erzbischof von Teheran, Ramzi Garmou. Im Gespräch mit Journalisten sagte Garmou im Hinblick auf die Demonstrationen im Iran, die Menschen kämpften für ihre Rechte und ein besseres Leben, dies gebe es in anderen Staaten auch. Eine Ursache sei etwa die hohe Arbeitslosigkeit. Er betonte, dass die Mehrheit der Demonstranten friedlich sei.

Dem Papst habe er berichtet, wie es den Christen als Minderheit in einem Staat gehe, in dem "die Religionsfreiheit nicht für alle garantiert ist", so Garmou. Im Islam gebe es nicht die Freiheit, Religion oder Konfession zu wechseln. Viele Muslime im Iran würden sich aber entweder bereits zum Christentum bekennen oder hätten vor, dies zu tun. Die Betroffenen seien jedoch ernsthaften Bedrohungen ausgesetzt. Im Iran gebe es zwar Gottesdienstfreiheit, die Christen könnten Kirchen bauen und Gottesdienst feiern, die Verkündigung des Evangeliums an Nichtchristen sei aber untersagt. Die Kraft einer Kirche hänge jedoch nicht von der Zahl der Gläubigen ab, sondern davon, wie der Glaube bezeugt werde, betonte Garmou.

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