Küng: Kirchen müssen gemeinsam auf Gottferne reagieren

21. Jänner 2018 in Österreich


St. Pöltner Bischof in evangelischer Kirche Tulln bei Gottesdienst zur Ökumene-Weltgebetswoche: Christen müssen "soweit möglich gemeinsam unterwegs" sein, um Gott in die "Dunkelheit" zu bringen


St. Pölten (kath.netKAP) Die gemeinsame Erfahrung von Not ist ein wichtiger Motor für die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen den christlichen Kirchen: Das hat der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng am Freitagabend in der evangelischen Kirche Tulln dargelegt. Die Bedrängnisse des Zweiten Weltkrieges hätten einst Freundschaften zwischen katholischen und evangelischen Geistlichen und Gläubigen entstehen lassen. Heute gebe zwar Wohlstand und politische Freiheit, dennoch sei auf die "Nöte, die auftreten, wenn der Glaube an Gott vernachlässigt oder marginalisiert wird", ebenfalls ein "Zusammenrücken" der Konfessionen und gemeinsame Antworten nötig, sagte Küng bei der Feier zum Auftakt der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen.

"Viele leben so, als wäre Gott weit weg oder als gäbe es keinen Gott", so der Bischof. Das Berufsleben nehme stark in Anspruch, "es muss hart gearbeitet werden, um nach oben zu kommen, verdient werden, um zu erlangen, was man meint, haben zu müssen". Wissenschaft und Technik gaukelten vor, alles sei auch ohne Gott erklär- und machbar. Menschen hätten fast alles, seien dabei aber nicht glücklich; sie würden zunehmend unfrei, obwohl sie sich fast jede Freiheit nähmen. Als weitere Zeiterscheinungen nannte Küng Abhängigkeiten, Süchte, das Scheitern vieler Beziehungen, "Tragödien des Alleine- und Verlassenseins" sowie Orientierungslosigkeit der Jugend.

"Gläubige und Nicht-So-Gläubige" sehnten sich gleichermaßen "nach dem Erfüllenden, nach Hilfe und Heilung", sagte der St. Pöltner Bischof. Alle Christen seien angefragt, die gute Nachricht von Jesus und von Gott als Schöpfer und Ziel der Welt erneut zu verbreiten. Viele ökumenische Initiativen mit diesem Ziel seien in den vergangenen Jahrzehnten bereits "wegen der vorhandenen Not" entstanden, hob Küng würdigend hervor. Als Beispiele dafür nannte er die Pfingstbewegung, das Taize-Gebet, die Alphakurse und den überkonfessionellen Arbeitskreis für Lebensschutz.

"Wir sind in Österreich vielleicht noch nicht sehr weit gekommen, aber Potenzial für das Entstehen größerer Umkehrbewegungen ist vorhanden", sagte der Bischof, der hier auch Hilfseinrichtungen nach sexuellem Missbrauch sowie die Initiativen "Safer Surfing" zur Prävention von Pornografie sowie "Young Mum" für Teenager-Mütter ins Gespräch brachte. Er hoffe zudem auf das "Wachstum einer christlichen Hauskirchenbewegung, die sehr fruchtbar werden kann."

"Mit Gott lassen sich alle Probleme der Welt überwinden. Die Sehnsucht des menschlichen Herzens wird nur von Gott wirklich erfüllt, der die Hoffnung ist, die auch Leid, Krankheit und Tod standhält", betonte der Bischof. Die Christen der verschiedenen Kirchen sollten sich deshalb gegenseitig Mut machen. Ebenso sollten sie füreinander und miteinander beten, "auch um die volle Einheit, die ein Werk des Heiligen Geistes ist, freilich auch unsere Bereitschaft zur Umkehr voraussetzt". Als "dringend notwendig" sah Küng, "dass wir soweit möglich gemeinsam unterwegs sind": Erst so könne vielen Menschen Hilfe gebracht und das Licht Gottes inmitten von Dunkelheit aufleuchten.

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Foto Bischof Küng (c) Diözese St. Pölten


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