Die Schönheit des Augenblicks

10. Jänner 2018 in Kommentar


Du kannst Gott immer finden. Du kannst Gott immer spüren, denn er ist immer da. Er ist der Gott im Hier und Jetzt! Er lebt in deinem Moment - Die neue Jugendkolumne - Diese Woche von Lucia Kirchgasser


Linz (kath.net)
In den Weihnachtsfeiertagen habe ich einen langen Spaziergang gemacht. Mein Kopf war voll – jeder kennt das, die immer kreisenden Gedanken. Mein Vorsatz für Weihnachten war es, dieses Jahr besonders im Moment zu leben und dankbar für die großen und kleinen Dinge zu sein. Aber es fällt mir so schwer, meine Gedanken einfach mal ruhen zu lassen und einfach nur „zu sein“. Das habe ich schon im Advent erkannt. Das stille Warten auf die Ankunft des Herrn, wie in meinem letzten Artikel beschrieben... puuh. Es ist so schwer! Aber ich habe es mir gewünscht und erst später begriffen, wie sehr! Es war mein Gebet. Erst nur eine Floskeln, danach tiefe Sehnsucht! Ich hatte keine Vorstellung davon, wie es aussehen würde, wenn Jesus in meinem Leben ankommt. Um ehrlich zu sein, das ist schon auch ein echt abstrakter Gedanke für mich. Würde es einen konkreten Augenblick geben, in dem ich IHN so richtig spüre? Die traurige Tatsache ist, ich habe es nicht erwartet.

Gott aber, er hört mich und die Gebete und Gedanken meines Herzens. „Gott offenbart sich nach dem Maß, nach dem du nach ihm fragst“ – das habe ich hier auf der HOME Mission Base in Salzburg gelernt. Gott sei Dank beschränkt er sich dabei nicht auf meine erbärmlich geringen Erwartungen! Er hat mir einige unvergessliche Minuten der Gnade geschenkt und ein neues „Werkzeug“ für meine Beziehung zu ihm!
Eigentlich war es erstaunlich unspektakulär – vor allem für Außenstehende, aber wie so oft gibt Gott anscheinend nicht viel auf protziges „Tamtam“. Ich war also, wie gesagt, einfach nur spazieren.

Fast schon wieder zu Hause folge ich einem inneren Impuls – danke Hl. Geist – und bleibe stehen, um mich noch einmal nach der Sonne umzudrehen. Jetzt, wo ich das schreibe, wird mir erst bewusst, wie viel tiefer dieser Schritt war.

Ich hab mich abgewandt von den Sorgen, dem Alltag und der Unrast und habe mich Gott, dem Licht meines Lebens zugewandt. Der Schlüssel war nicht das bewusste Abstellen meiner Gedanken, worin ich ungefähr so erfolgreich bin, wie im auf dem Wasser gehen. Nein, der Schlüssel war das Wahrnehmen. Ich habe es mir einfach gegönnt, einmal Inne zu halten und die Sonnenstrahlen tatsächlich auf meiner Haut zu spüren. Die eiskalte Luft, die mich erfrischt. Bis zu den Zehen hin, habe ich eingeatmet, um dann feststellen, dass da ein Boden ist, auf dem ich sicher und fest stehen kann. Ich hörte das Glucksen des Baches neben mir und die Stille des Schnees. Ich fühlte meinen Körper, eine pulsierende Einheit, die meine Seele umschließt. Mein Körper, der dafür geschaffen ist, wie ein Gefäß, alles aufzunehmen, was Gott mir schenkt.

Plötzlich war mein Kopf frei und nur gefüllt mit Schönem, mit Leben! Plötzlich war ich komplett erfüllt von Gottes Gegenwart!

Ich kann nur staunen, wenn ich daran zurückdenke! Und ich staune seitdem jedes Mal neu, wenn ich es wieder und wieder tue. Es ist so leicht! Du kannst Gott immer finden. Du kannst Gott immer spüren, denn er ist immer da. Er ist der Gott im Hier und Jetzt! Er lebt in deinem Moment! Du kannst ihn gar nicht verpassen!

Ich will MEHR davon, Gott! Was ich mir also für das kommende Jahr vornehme, dürfte nicht schwer zu erraten sein! Ich bleibe bei meinem Vorsatz, den ich auch für Weihnachten hatte, mit dem Bewusstsein, dass der Segen im „Hören“ liegt. Einem „Hören“, dass weit über die herkömmliche Bedeutung dieses Wortes hinausgeht. Ich will mit dem Herzen hören! Ich will den Mut haben, mich für all das zu öffnen, was auf mich einströmen wird, auch auf die Gefahr hin, dass es mich verletzlich macht... Ich will die Macht der Sinne, die mir gegeben sind, ausschöpfen und nutzen. Weg vom Kopf hinein ins Herz. Die Schönheit eines jeden Augenblicks, ich sehne mich danach sie zu finden. Und Gott spricht: „Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.“ (Lk 11,10) Halleluja!


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