Vatikanzeitung beklagt ‘Fake News’ und gefälschte Papstreden

30. Dezember 2017 in Weltkirche


"Osservatore" Leitartiklerin Scaraffia kritisiert außerdem Journalisten, die Papst-Äußerungen aus dem Kontext reißen, damit sie "zum Bild eines fortschrittlichen Pontifex passen".


Vatikanstadt (kath.net/ KAP)
Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" hat unausgewogene Medienberichterstattung sowie "Fake News" und gefälschte Papstreden beklagt. Im sogenannten postfaktischen Zeitalter sei auch die katholische Kirche verstärkt Ziel einer "Spirale der Fälschungen, die sich als Wahrheit ausgeben", heißt es in einem Leitartikel der Freitagsausgabe der Zeitung. Auch Papst Franziskus werde so immer wieder instrumentalisiert. Einige Medien beschränkten sich darauf, nur Aussagen wiederzugeben, die zur eigenen Linie passten, schreibt Journalistin und Historikerin Lucetta Scaraffia.

Zudem würden Papst-Äußerungen auch gern aus dem Kontext gerissen, damit sie "zum Bild eines fortschrittlichen Pontifex passen, das sie im Sinn haben und um jeden Preis glaubhaft erscheinen lassen wollen - auch indem sie die Realität dehnen", so die Autorin. Aussagen des Kirchenoberhaupts, die als der traditionellen Kirchenlehre entsprechend interpretiert werden könnten, würden hingegen oft unter den Tisch fallen gelassen. Diesen Mechanismus gebe es schon lange; bisher ohne Beispiel sei jedoch die Verbreitung gefälschter Papstreden.

Diese sind laut Scaraffia vor allem in sozialen Netzwerken im Umlauf und auf Spanisch verfasst, um sie glaubwürdiger erscheinen zu lassen. "Diese Art der Verzerrung der Wahrheit zeigt, wie wenig es darum geht, die programmatische Linie des Pontifikats zu verstehen, ihre grundlegenden Dokumente zu lesen und die bedeutendsten Verfügungen", beklagt Scaraffia im "Osservatore".

"Schrille Titel" liefen leider immer gut, und auch wenn unausgewogene Medienberichte oder Fälschungen anhand des verfügbaren Originaltextes schnell enttarnt werden könnten, würden die wenigsten Menschen solche Berichte überprüfen, so die Journalistin.

Unausgewogene Medienberichte hatte kürzlich auch Kurienkardinal Angelo Comastri mit Blick auf die Weihnachtsansprache von Papst Franziskus an die römische Kurie moniert. Die Rede des Papstes sei überwiegend positiv-lobend gewesen, doch die Presse habe vor allem die gegen ehemalige Mitarbeiter gerichteten Passagen hervorgehoben, sagte Comastri dem Internetportal "Vatican News" in der Vorwoche.

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