US-amerikanischer Kardinal Bernard Law in Rom verstorben

20. Dezember 2017 in Weltkirche


Law musste nach Vorwürfen, nicht entschieden genug gegen Missbrauchs-Priester vorgegangen zu sein, 2002 vorzeitig von seinem Amt als Erzbischof von Boston zurücktreten


Rom (kath.net/KAP) Kardinal Bernard Law, früherer Erzbischof von Boston, ist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nach langer Krankheit im Alter von 86 Jahren in Rom verstorben. Law war wegen seiner Rolle im Missbrauchsskandal in seiner früheren Diözese Boston umstritten. Nach anhaltenden Vorwürfen, nicht entschieden genug gegen Priester vorgegangen zu sein, die Minderjährige sexuell missbrauchten, trat er im Dezember 2002 vorzeitig von seinem Amt als Erzbischof zurück. Zuvor zählte er zu den profiliertesten US-Bischöfen.

Bernard Law wurde am 4. November 1931 im mexikanischen Torreon geboren und studierte an der Universität Harvard sowie in Ohio Theologie, Philosophie und Geschichte. 1984 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Erzbischof von Boston; dem Kardinalskollegium gehörte er seit 1985 an.

In der nationalen Bischofskonferenz war Law eine der hervorragendsten Persönlichkeiten. Er leitete die Kommission für ökumenische und interreligiöse Beziehungen und er managte die Eingliederung übergetretener verheirateter Priester aus der anglikanischen Episkopalkirche in die katholische Kirche. Einen Namen machte er sich als energische Stimme für soziale Gerechtigkeit und im Kampf gegen Rassendiskriminierung, aber auch als autoritärer Verteidiger der katholischen Doktrin, wenn es etwa um Abtreibungsgesetze und Fragen der Kirchenhierarchie ging.

Dem staatlichen Embargo trotzend knüpfte Law Kontakte zum kommunistischen Kuba und verhandelte persönlich stundenlang mit Diktator Fidel Castro über Menschenrechtsfragen. Immer wieder besprach er sich auch persönlich mit den US-Präsidenten Ronald Reagan und George Bush, mit dem ihn laut "New York Times" eine besonders enge Beziehung verband.

"Boston Globe" ging Missbrauchsfällen nach

In den 1990er Jahren kam der Absturz, nachdem die Zeitung "Boston Globe" Fälle sexuellen Missbrauchs von Priestern an Minderjährigen aufdeckte und enthüllte, wie Law mit diesen Fällen umgegangen war. Die Reporter des "Globe" gingen diesen Fällen mit einer bis dahin nicht gekannten Hartnäckigkeit nach. Je mehr die Öffentlichkeit über die Täter erfuhr, umso schwieriger wurde es für Law, seine frühere Milde gegen solche Priester zu rechtfertigen. Opfer-Organisationen und Medien machten den Bostoner Kardinal bald zu ihrer meistgehassten Zielscheibe, wenn es darum ging, das institutionelle Fehlverhalten der katholischen Kirche zu brandmarken.

Bei Sitzungen der Bischofskonferenz versammelten sich Demonstranten, um mit Sprechchören und Transparenten Laws Abgang zu fordern. Sogar Morddrohungen soll der Kardinal erhalten haben. Als der Druck immer stärker wurde, reichte er, inzwischen ein gebrochener Mann, seinen Rücktritt vom Amt des Erzbischofs ein, den Papst Johannes Paul II. am 13. Dezember 2002 annahm.

Dass er die Fehler seiner Amtsführung öffentlich bereute, bewirkte wenig. Medien und Justiz schonten ihn nicht, einige Male wurde er als Zeuge vor Gericht zitiert, und in seiner einstigen Erzdiözese wurde er mehr und mehr zur Unperson. Entschädigungsklagen brachten die Diözese an den Rand des Ruins. Kirchlich oder bürgerlich wurde Law allerdings nie wegen eines Gesetzesbruchs verurteilt.

Johannes Paul II., der die früheren Verdienste des Kardinals kannte und schätzte, machte ihn schließlich im Mai 2004 zum Erzpriester von Santa Maria Maggiore in Rom. Er gab dem 73-Jährigen damit eine zweite Chance. Und auch in der Nationalkirche der Amerikaner in Rom, Santa Susanna, seit 1985 seine Titelkirche als Kardinal, blieb Law eine feste Größe. 2011 erreichte Law dann die Altersgrenze für das Amt in Maria Maggiore.

Law blieb auch nach seiner Emeritierung in Rom. Seine Begräbnisstätte wird in Maria Maggiore sein, wie Medien am Mittwoch berichten.

Euronews - Der wegen Missbrauchsskandal umstrittene US-Kardinal Law ist tot


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