Irak: Patriarch Sako fordert nationale Einheit

23. Dezember 2017 in Chronik


Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche nimmt in Weihnachtsbotschaft irakische Regierung in die Pflicht, Christen bei Rückkehr in vom IS befreite Städte zu unterstützen statt in dem historischen christlichen Siedlungsgebiet verstärkt Muslime an


Linz-Bagdad (kath.net/KAP) Der Sieg über den IS müsse endlich als Sprungbrett für mehr nationale Einheit genützt werden, in der alle Iraker als gleichberechtigte Bürger unter einen Dach leben, ungeachtet ihrer sonstigen Zugehörigkeiten nach Religion oder Kultur. Das hat der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphael Sako in seiner Weihnachtsbotschaft betont, die er dem in Linz ansässigen Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" (ICO) übermittelt hat. Als große Herausforderungen nannte der Patriarch u.a. die Lösung der Kurdistan-Frage auf friedlichem Weg sowie den Kampf gegen Korruption und religiöse Diskriminierung.

Der chaldäische Patriarch nahm in seinem Schreiben die irakische Regierung in die Pflicht, Sorge für die Rückkehr der Christen in ihre vom IS befreiten Dörfer und Städte in der Ninive-Ebene zu tragen. Diese beinhalte auch die Verpflichtung zur Wahrung der Rechte der Christen als indigene Staatsbürger sowie die Anerkennung ihrer Kultur und Zivilisation und ihres Erbes als wesentlichen Teil der irakischen Geschichte.

Zugleich müsse die irakische Regierung allen Versuchen wehren, demographische Veränderungen in den historischen geographischen Gebieten der Christen durchgehen zu lassen. (Der Hintergrund dieser Forderung sind Bestrebungen, in den Dörfern und Städten der Ninive-Ebene - ein historisches christliches Siedlungsgebiet -verstärkt Muslime anzusiedeln; Anm.) Die Kirche ermutige die Christen, in ihre Dörfer und Städte in der Ninive-Ebene zurückzukehren. Denn: "Das ist unsere Heimat, wo wir auch bleiben wollen", so Sako wörtlich. Zugleich rief er die Christen auf, sich nicht in ihre eigenen kleine Welt zurückzuziehen, sondern sich engagiert in die irakische Gesellschaft einzubringen, politisch wie zivilgesellschaftlich.

Es brauche zudem einen ernsthaften Dialog mit den Muslimen, der sich nicht nur in oberflächlichen Formalitäten erübrigt, so Sako. Dabei müsse vor allem mit den "Muslimen guten Willens" das Gespräch gesucht werden. Ziel sei eine Gesellschaft, in der die Werte der Toleranz, Gerechtigkeit, Freiheit und Würde aller Menschen oberste Priorität haben.

Zuletzt appellierte der Patriarch an alle Christen, sich mit dem palästinensischen Volk zu solidarisieren, "das seit 70 Jahren Ungerechtigkeit und Vertreibung erleiden muss". Der Patriarch ruft zum Gebet für Jeruslam auf, "damit es eine heilige Stadt für Christen, Muslime und Juden bleibt".

Die ICO ist seit vielen Jahren im Nordirak aktiv, derzeit u.a. auch gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände, der Kardinal-König Stiftung, "Christian Solidarity International"-Österreich und "Kirche in Not" in der "Aktion Heimkehr". Die Hilfswerke unterstützen gemeinsam christliche Flüchtlinge bei der Rückkehr in die Ninive-Ebene.

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