Gratia plena, tota pulchra

8. Dezember 2017 in Aktuelles


Franziskus: Maria voll der Gnade – jünger als die Sünde, die Jüngste des Menschengeschlechts. Nicht der Schein, der vergeht, sondern das auf Gott ausgerichtete Herz macht das Leben schön. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Angelus am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter. Die Episode der Verkündigung (Lk 1,26-38), so Papst Franziskus in seiner Ansprache vor dem Mittagsgebet, helfe uns zu begreifen, was wir feierten.

Der Engel wende sich an Maria mit einem nicht leicht zu übersetzenden Gruß, der bedeute: „von Gnade erfüllt“, „aus der Gnade geschaffen“, „voll der Gnade“. So offenbare der Engel den neuen Namen, den Gott ihr gegeben habe.

Voller Gnade bedeute, dass Maria von der Gegenwart Gottes erfüllt sei, so dass die Sünde keinen Platz habe. Dies sei außerordentlich, da die Welt leider vom Bösen verschmutzt sei. Jeder könne finstere Seiten in sich sehen. Auch die größten Heiligen seien Sünder gewesen. Die gesamte Wirklichkeit sei vom Bösen angegriffen und gezeichnet, alles außer Maria. Mit ihrem „Ja“ habe sie Gott voll aufgenommen, der in die Welt gekommen sei und so eine neue Geschichte begonnen habe.

Jedes Mal, wenn wir sie als die von der Gnade Erfüllte erkennten, machten wir ihr das größte Kompliment. Wir erkennten sie immer als die junge Frau, da die Sünde sie nie altern lassen habe. Denn es sei die Sünde, die altern lasse. Sie verhärte und verschließe das Herz und mache es träge, sie lasse es verblühen. In Maria jedoch sei keine Sünde. So sei sie immer jung, sie sei „jünger als die Sünde, die Jüngste des Menschengeschlechts“.

Die Kirche nenne sie heute „tota pulchra“. Wie ihre Jugend kein Alter kenne, so bestehe auch ihre Schönheit in keiner Äußerlichkeit. Dennoch habe die von der Gnade Erfüllte ein schönes Leben geführt.

Ihr Geheimnis könnten wir erfassen, indem wir erneut auf die Szene der Verkündigung blickten. Auf vielen Gemälden werde Maria zusammen mit dem Engel und einem kleinen Buch in der Hand dargestellt, das heißt mit dem Wort Gottes, wie sie also auf Gott höre. Das Wort Gottes sei ihr Geheimnis gewesen: „ihrem Herzen nahe nimmt es Fleisch aus ihrem Schoß an“. Sie bleibe bei Gott, sie spreche mit ihm unter allen Umständen. So habe Maria ihr Leben schön gemacht. Nicht der Schein, der vergeht, sondern das auf Gott ausgerichtete Herz mache das Leben schön.


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