Papst besorgt über Lage in Jerusalem: "Spannungen vermeiden" - UPDATE

6. Dezember 2017 in Aktuelles


Franziskus appelliert "dringend", den Status quo der Stadt und die Resolutionen der Vereinten Nationen zu respektieren - UPDATE: Trump erkennt Jerusalem als Hauptstadt Israels an


Vatikanstadt (kath.net/KAP/red) Papst Franziskus zeigt sich "tief besorgt" über die Situation um Jerusalem. Er hoffe, dass sich "Weisheit und Klugheit durchsetzen", damit keine neuen Spannungen zu der schon von Konflikten gezeichneten Weltlage hinzukämen, sagte er am Ende seiner Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan. Gleichzeitig richtete er einen "dringenden Appell" an alle, den Status quo der Stadt und die Resolutionen der Vereinten Nationen zu respektieren.

Jerusalem sei Juden, Christen und Muslimen heilig und habe eine "besondere Berufung zum Frieden", so der Papst. Diese Identität Jerusalems müsse bewahrt und gestärkt werden zum Wohl des ganzen Heiligen Landes und des ganzen Nahen Ostens.

Noch am Mittwoch will US-Präsident Donald Trump bekanntgeben, dass die USA Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen. Das hatte das Weiße Haus am Dienstagabend bestätigt. Eine Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem solle folgen, werde aus "logistischen Gründen" zunächst jedoch für sechs Monate ausgesetzt.

Der völkerrechtliche Status Jerusalems ist international ungeklärt. Die Palästinenser beanspruchen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen Palästinenserstaates für sich. Nach UN-Verständnis ist Jerusalem bis heute als Heilige Stadt dreier Religionen ein "Corpus Separatum" ohne staatliche Zugehörigkeit.

Ein US-Gesetz aus dem Jahr 1995 verpflichtet die USA, ihre Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. Der Präsident kann aus Gründen der nationalen Sicherheit diese Verlegung für jeweils sechs Monate aussetzen. Trump werde die Erklärung erneut unterzeichnen und gleichzeitig das Außenministerium mit den Vorbereitungen zum Botschaftsumzug beauftragen. Dieser könne jedoch Jahre in Anspruch nehmen, hieß es aus Washington.

Die Entscheidung sorgt weltweit für Proteste und Diskussionen. Nachdem Trump in einem Telefonat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas über den bevorstehenden Schritt informiert hatte, wandte sich Abbas an mehrere ausländische Regierungschefs sowie an den Papst mit der Bitte, das Vorhaben der US-Regierung zu verhindern.

Trumps Erklärung ziele nicht darauf ab, die Stadtgrenzen zu definieren, die weiter Teil der Verhandlungen im Friedensprozess seien, hieß es aus dem Weißen Haus. Die Wahrnehmung im Land selbst ist eine andere. Palästinenser deklarieren sie als Todesstoß für den Friedensprozess und die Zweistaatenlösung.

Die Pläne des US-Präsidenten seien "ein Hindernis für den Frieden", sagte der Kanzler des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Ibrahim Schomali, der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA. "Die Verlegung der Botschaft bedeutet: kein künftiger Palästinenserstaat, keine palästinensischen Rechte." Erst nach einer durch Verhandlungen erzielten Einigung könne jede Seite mit ihrem Staat machen, was sie wolle, so Schomali.

Der katholische Pfarrer von Beit Dschallah, Hanna Mass'ad, kritisiert gegenüber der KNA den geplanten Schritt als Parteinahme der USA für eine der Konfliktparteien. "Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, bedeutet, sich gegen ein Volk auf die Seite des anderen Volkes zu stellen." Jerusalem als "Ort der Begegnung Gottes mit dem Menschen und des Dialogs" müsse "offen für jeden" sein.

Palästinenser rufen zu "Tagen des Zorns" auf

Palästinenser im Westjordanland riefen bereits zu drei "Tagen des Zorns" auf. Berichten der palästinensischen Nachrichtenagentur "PNN" zufolge verbrannten palästinensische Aktivisten vor der Geburtskirche in Bethlehem Fotos des US-Präsidenten.

Die christliche palästinensische Politikerin Hanan Aschrawi kritisierte Trumps international umstrittene Entscheidung scharf. Trotz wiederholter Warnungen scheine Trump "wild besessen darauf, die Chancen für Frieden und die Stabilität und Sicherheit der ganzen Region zu zerstören", zitierte "PNN" Aschrawi. Damit provoziere er Gewalt und spiele das Land in die Hände von Terroristen und Extremisten.

Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat hingegen sagte in einem Radiointerview, die Verlegung der Botschaft sei eine Sache von zwei Minuten. Es reiche zur Umsetzung der Entscheidung aus, das Konsulatsschild gegen ein Botschaftsschild auszutauschen und Botschafter David Friedman einen Raum zu Verfügung zu stellen. Der tatsächliche Umzug der Botschaftsangestellten könne in geordneter Weise folgen.

UPDATE
Washington D.C (kath.net) US-Präsident Donald Trump hat in einer mit Spannung erwarteten Rede am Mittwoch Jerusalem als Hauptstadt von Israel offiziell anerkannt. Er ordnete an, dass die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt werden müsse. Gleichzeitig bekannte er sich zur Zwei-Staaten-Lösung und warb für Frieden.

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