Christentum als Bällebad

6. November 2017 in Kommentar


"Diese Menschen leben entweder in einem Paralleluniversum , in dem der Sündenfall nicht stattgefunden hat, oder sie verstehen vielleicht gar nicht, was denn die Frohe Botschaft an der Frohen Botschaft ist." Gastbeitrag von Beile Ratut


Joutsa (kath.net) Seit Erscheinen meines ersten Buches muss ich mir immer wieder anhören, was ich schreibe, sei so "irritierend und traurig und so wenig aufbauend". Inzwischen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Menschen, die das so empfinden, entweder in einem Paralleluniversum leben, in dem der Sündenfall nicht stattgefunden hat, oder sie verstehen vielleicht gar nicht, was denn die Frohe Botschaft an der Frohen Botschaft ist.

Es ist natürlich schön, wenn es Menschen gibt, die es ganz kuschelig haben im Leben. Die haben sicherlich auch alle genug gebetet - während diejenigen, die durch viele Stürme und Wüsten gehen müssen, ganz gewiss noch in Sünden gefangen sind und irgendetwas falsch gemacht haben. So scheint ein großer Teil der Christen zu denken. Doch aus meiner persönlichen Erfahrung muss ich sagen, dass die Erlösung uns etwas abfordert. Man muss sich den Dingen stellen. Und wenn man das tut, was ist dann noch so "irritierend und traurig und so wenig aufbauend" daran, zu sehen, wie die Welt wirklich ist? Die Auferstehung kann man doch gar nicht begreifen, wenn man nicht zuvor begriffen hat, wie zerrüttet wir Menschen sind und wie sehr wir die Auferstehung brauchen.

Ich bin davon überzeugt, dass ein Mensch, der die Auferstehung verstanden hat, immer mehr zu einem "störenden" Menschen wird. Einzelne werden sein Licht sehen, aber die Welt wird es nicht sehen, sie wird diesen Menschen genauso loswerden wollen, wie sie Christus loswerden will. Denn ein Mensch in der Liebe ist wie ein Brandpfeil der Wahrheit.

Ich persönlich empfinde das Leben in der Gemeinde als in vielerlei Hinsicht entsetzlich beengend, unmenschlich und verlogen. Ich kann hierfür eine Vielzahl an Belegen aufreihen, Dinge, die ich beobachtet und gehört habe, weil verwundete Menschen sich mir anvertraut oder "Übermenschen" ihre Masken fallengelassen haben. Es gibt so entsetzlich viele Szenen, in denen man so leicht etwas hätte korrigieren können, wo man Licht hätte hereintragen können, Vergebung und Erlösung, aber Christi Blut reicht eben nicht, lieber hält man an seinem Stolz fest und macht einen raschen Abgang, sich selbst vertraut man ja mehr als so einem Gottessohn, der sich unserer Kontrolle völlig entzieht.

Ich schreibe als Chronologin und als Mensch, der Wüstenwanderungen verkraftet. Aber um der Seelen all jener wegen, die Wüstenwanderungen eben nicht verkraften, die schnell den Kopf in den Sand stecken und es oft nicht wagen, ihre persönlichen Wahrheiten auszusprechen, weil sie intuitiv erfassen, dass man das nicht wirklich hören will, wünsche ich mir Veränderung. Und ich glaube auch, dass veränderte Menschen das Bällchenbad hinter sich lassen und in meinen Büchern die Kraft der Auferstehung sehen, die so gar nichts gemein hat mit einem hohlen "Gott liebt dich, wir haben uns alle lieb, und alles wird gut."

Beile Ratut ist Finnin und schreibt in deutscher Sprache.Sie studierte Wirtschaftswissenschaften, Literatur und Skandinavistik in Finnland und in Deutschland. Sie lebte viele Jahre in der Nähe von Frankfurt am Main, heute lebt sie mit ihrer Familie in Joutsa, Finnland. Sie ist Autorin von Romanen, Erzählungen und Essays.

kath.net-Buchtipp
Kompendium des Übermenschen
Von Beile Ratut
Sonstiger Urheber Sebastian Moll
Hardcover, 110 Seiten
2017 Ruhland Verlag
ISBN 978-3-88509-130-1
Preis Österreich 19.50 EUR

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