"Am Heiligen Geist orientieren, nicht am Zeitgeist"

26. Oktober 2017 in Interview


kath.net-Chefredakteur Roland Noé im „Academia“-Interview: „Papst em. Benedikt XVI. hat uns vor einigen Jahren in einem Gespräch ausdrücklich ermutigt, unangenehme Dinge aufzugreifen und zu thematisieren.“ - Von Veit Neumann


München-Linz (kath.net) „Academia“, die Zeitschrift des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen, interviewte den kath.net-Co-Herausgeber und Chefredakteur Roland Noé. kath.net dankt „Academia“ für die freundliche Erlaubnis zur Übernahme des Interviews.

Dr. Veit Neumann: Roland, worin liegt aus Eurer Sicht die Aufgabe des Nachrichtenportals kath.net?

Roland Noé: Wer die Tagespresse liest, bekommt meist ein vollkommen falsches Kirchenbild vermittelt. Die christliche Botschaft wäre in der öffentlichen Meinung längst untergegangen, wären da nicht auch Medien, die zeigen wollen, was das Christentum wirklich ist. Das sehen wir als unsere Aufgabe. Gleichzeitig wollen wir auch den Blick öffnen dafür, dass Kirche mehr ist, als ein normales monatliches Pfarr- oder Kirchenblatt liefern kann. Bei uns sind auch Nachrichten aus der Weltkirche und Nachrichten aus Rom von Papst Franziskus ein täglicher Schwerpunkt.

Neumann: Wie kam es überhaupt, dass kath.net die Position hat, die sie heute hat?

Noé: Wir haben bereits 2001 begonnen. Damals waren wir wirklich fast alleine im katholischen Bereich im Internet. Wir haben viel gemacht, was später andere von uns kopiert haben. Kardinal Schönborn hat unsere Arbeit einmal gewürdigt und gemeint, dass wir hier Pionierarbeit geleistet haben. Vor einiger Zeit hat uns die FAZ als "das erfolgreichste katholische Nachrichtenmagazin im deutschsprachigen Raum" (FAZ) bezeichnet. Uns lesen neben "normalen" Katholiken auch viele Bischöfe und Priester, aber auch viele Journalisten.

Neumann: Welche Herausforderungen seht Ihr in den kommenden Jahren?

Noé: Man soll sich nichts vormachen, die katholische Kirche im deutschen Sprachraum wird immer mehr schrumpfen. Das viele Geld durch die Einnahme der Kirchensteuer wird die Kirche in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht retten können.

Die Rettung kann nur durch Jesus Christus und einer klaren Orientierung an seiner Botschaft kommen.

Wenn man sieht, dass nur etwa 10 Prozent der Taufschein-Katholiken überhaupt noch am Sonntag die Hl. Messe besuchen und selbst diese Zahl jedes Jahr geringer wird, weiß man, dass die Zukunft bei uns die Diasporakirche ist. Wer nicht genau weiß, was das heißt, muss in Länder wie Norwegen oder Island fahren und dort mit Katholiken sprechen. Dann weiß man, was auf uns zukommt.

Eine solche Diasporakirche kann nur dann überleben, wenn sie sich am Heiligen Geist, und nicht am Zeitgeist orientiert.

Neumann: Ihr steht als Nachrichtenproduzenten und auch insofern Ihr wiederholt zu maßgeblichen kirchlichen sowie die Gesellschaft betreffenden Fragen Stellung bezieht in einer kritischen Öffentlichkeit. Wie kannst Du damit umgehen?

Noé: Wir üben Kritik, wenn wir es für wichtig halten. Papst emeritus Benedikt XVI. hat uns vor einigen Jahren in einem Gespräch ausdrücklich ermutigt, unangenehme Dinge aufzugreifen und zu thematisieren. Natürlich wäre es oft einfacher, nur Nachrichten zu bringen, die niemandem wehtun und zu denen alle applaudieren. Aufgabe eines katholischen Mediums muss es aber auch sein, wahrhaftig zu berichten, Nachrichten zu bringen, die der Wahrheit dienen und einen Beitrag zur Unterscheidung der Geister leisten.

Neumann: Wer liest Euch? Und wie viele rufen Eure Seiten auf?

Noé: Wir haben monatlich bis zu 500.000 unique visitors, die meisten Leser haben wir in Deutschland. Vermutlich sogar mehr als die Hälfte, genau kann man es natürlich nicht zuordnen. Der Rest kommt aus Österreich, der Schweiz und vielen anderen Länder.

Uns lesen einerseits viele Katholiken, die einfach in der Fülle des Glaubens leben wollen. Uns lesen aber auch viele Bischöfe, Priester und Journalisten, die sich bei kirchlichen Themen informieren wollen. Wir bekommen fast jede Woche Anfragen von verschiedenen Journalistenkollegen, oft auch über Hintergründe bei verschiedenen Themen.

Neumann: Wieso setzt Du Dich für die Kirche ein?

Noé: Weil ich sie trotz aller Schwächen und Mängel sehr schätze und an die eine, heilige, katholische Kirche glaube. In Johannes 6,68 sagt Petrus zu Jesus: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens." Diese Worte des ewigen Lebens und die lebendige Gegenwart Gottes in den Sakramenten sind der Kirche anvertraut. Das ist der tiefste Grund, wieso ich mich für die Kirche einsetze.

kath.net-Co-Herausgeber und Chefredakteur Mag. Roland Noé


Foto Mag. Roland Noé (c) Paul Badde/kath.net


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