Anklage fordert Haft für Ex-Stiftungschef von Vatikanklinik

10. Oktober 2017 in Aktuelles


Bertone, der beim Prozess bisher nicht in Erscheinung trat, hatte laut Medien erklärt, er habe 300.000 Euro selbst für die Renovierung beigesteuert.


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Im Prozess um die Veruntreuung von Spendengeldern beim vatikanischen Kinderkrankenhaus Bambino Gesu hat der Staatsanwalt für den Hauptangeklagten Giuseppe Profiti vor dem Vatikangericht drei Jahre Haft sowie 5.000 Euro Geldstrafe und ein lebenslanges Verbot für vatikanische Ämter gefordert. Für den zweiten Angeklagten plädierte Staatsanwalt Roberto Zannotti auf Freispruch aus Mangel an Beweisen, wie das vatikanische Presseamt nach dem Ende des achten Verhandlungstags am Montag bekanntgab. Der Prozess soll am Samstag fortgesetzt werden.

In dem Mitte Juli begonnenen Prozess sind der ehemalige Chef der Stiftung Bambino Gesu, Giuseppe Profiti, sowie der frühere Schatzmeister der Stiftung, Massimo Spina, angeklagt. Sie sollen im Zuge einer Renovierung der Wohnung des früheren Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone rund 420.000 Euro veruntreut haben. Demnach erfolgte die Umbaufinanzierung mit der Maßgabe, Bertone solle sein Appartement für Veranstaltungen mit dem Zweck der Spendenwerbung zur Verfügung stellen.

Bertone, der beim Prozess bisher nicht in Erscheinung trat, hatte laut Medien erklärt, er habe 300.000 Euro selbst für die Renovierung beigesteuert. Nach eigenen Angaben wusste er nichts von einem Beitrag der Stiftung. Klinikdirektorin Mariella Enoc stützte als Zeugin diese Darstellung am Montag. Bertone habe ihr gesagt, er wisse nichts von den Vorgängen und wäre mit so etwas auch nicht einverstanden gewesen.

Sie bestätigte zudem, dass Bertone 150.000 Euro als Spende an das Kinderkrankenhaus als "Zeichen von Generosität" überwiesen habe. Sie habe den Kardinal per Brief gebeten, die 422.000 Euro, die die Stiftung des Kinderkrankenhauses unter Profiti für die Arbeiten seiner Wohnung gezahlt hatte, zu erstatten. Über seinen Anwalt habe Bertone daraufhin mitteilen lassen, er schulde dem Krankenhaus nichts, jedoch die Spende getätigt.

Auf die Frage, wieso sie Profitis Idee, in der Kardinalswohnung Veranstaltungen zur Spendeneintreibung zu organisieren, nicht aufgriff, sagte Enoc: "Es ist nicht mein Stil, Abendessen zu Fundraisingzwecken mit Kardinälen oder anderen Persönlichkeiten zu machen."

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