Vermittelt Johannes Hartl 'subtil katholische Inhalte'?

10. Oktober 2017 in Kommentar


„Geradezu tröstlich für mich zu hören, weil diese Vorwürfe offenbar immer dieselben sind, bei allen Protestanten.“ „Seit Jahrhunderten erklären wir, dass wir Maria verehren wie der Erzengel, nicht anbeten.“ kath.net-Klartext von Bischof Andreas Laun


Salzburg (kath.net) Eigentlich habe ich den Text von Johannes Hartl, „An die geschätzten Protestanten unter meinen Kritikern“ erschüttert gelesen, so sehr mir sein Witz und seine Gedanken fast ganz und gar gefallen haben. Es drängt mich, eine Art Ergänzung zu schreiben und zwar ausgehend von einer Kritik an Hartl, über die wir bei unserem Kennlernen sicher einig werden können. Er will antworten auf den „Vorwurf“, es ginge ihm „um eine subtile Vermittlung katholischer Inhalte!“. Das gewährt Hartl auch, und ich möchte dazwischenrufen: Natürlich, hoffentlich!

Er erklärt, was ihm seine protestantischen Freunde dabei vorwerfen: Katholiken glauben an die schrecklichsten Dinge, „zum Beispiel, dass man neben Gott auch noch die Himmelskönigin anbeten, mit Toten kommunizieren und sich den Himmel durch Ablassbriefe verdienen solle.“ Geradezu tröstlich für mich zu hören, weil diese Vorwürfe offenbar immer dieselben sind, bei allen Protestanten. Mein liebster protestantischer Freund sagt auch immer eben das: Dass wir Katholiken Maria anbeten usw. Tröstlich ist das nur, weil die Vorwürfe so harmlos, so leicht widerlegbar wären, wenn, ja wenn sie nicht so „praktisch“ für die Kritiker wären, ganz beruhigt weiter Protestanten bleiben zu können und sich nicht einmal die Frage stellen zu müssen, ob und wo Jesus „Kirchen“ in der Mehrzahl “ auf einen, mehrere oder eben doch nur einen Felsen, „welchen eigentlich?“ bauen wollte?

Ich antworte immer: Seit Jahrhunderten erklären wir euch, dass wir Maria verehren, wie der Erzengel Gabriel auch, und nicht anbeten, wie der Engel auch nicht, und dass wir keine Toten „beschwören“ (wie Saul den Propheten Samuel 1 Sam 28,13) und mit ihnen „kommunizierend“ Spiritismus betreiben, sondern uns verhalten wie die Jünger auf dem Berg Tabor, die lebendigen Heiligen, Mose und Elia, und nicht Toten begegneten und wissen, dass sie bei Gott und daher nicht im heidnischen Sinn „tot“ sind, auch nicht was ihre Liebe zu uns angeht.

Und übrigens: Manche konnten, durften bei der Auferstehung Jesu aus den Gräbern kommen! Ach ja, ich will gar nicht anfangen aufzuzählen, was viele, viele Würdenträger in ihrer lutherischen Gemeinschaft (nicht „Kirche“) längst leugnen, obwohl es in der Bibel steht, die sie als ihren einzigen Maßstab so gerne hervorheben.

Vor allem aber, liebe evangelische Schwestern und Brüder, mir fehlt bei euch (vielfach auch bei uns Katholiken) die brennende Sehnsucht nach Einheit, brennend wie die Sehnsucht des hl. Paulus nach der Einheit mit seinen jüdischen Brüdern, die übrigens auch unsere sein sollte! Bitte nachlesen im Römerbrief, statt der „Feier“ der Scheidung von den Katholiken! Liebe lutherische Freunde, wie lange, wie viele Jahrhunderte wollt ihr noch protestieren? Ist das nicht geradezu pubertär? Und wie lange wollt ihr Euren Luther verehren trotz seiner menschlichen Defizite, trotz seines Judenhasses und anderen Entgleisungen? Dass es auch bei den Katholiken Irrtum und Sünde gab und gibt, wissen wir und geben es auch zu. Aber der Verweis auf Andere, „die doch auch“, ist eine Strategie von streitenden Kindern, sie ändert nichts an der kritischen Anfrage „Wie lange noch?“!

An dieser Stelle noch eine Richtigstellung zu dem, was Hartl schrieb: Natürlich wünsche ich mir, dass alle Menschen katholisch werden, und ich würde natürlich gerne den Dalai Lama und alle anderen Würdenträger anderer Religionen taufen und zu Christus bringen. Die Menschen anderer Religionen werde ich immer achten und ehren, aber wünschen würde ich mir, gerade weil ich sie achte, dass sie sich von Jesus finden lassen, dass sie Jesus finden katholisch werden, im Licht leben dürfen und nicht im Schatten ihrer Irrtümer, die in jeder anderen Religion enthalten sind.

Ist nicht Jesus unser aller Maßstab? Und Er hat Seine Kirche gegründet, nur eine Kirche, und ihr Seine Ordnung mitgegeben mitsamt der Thora, also dem Gottesrecht. Heißt Ökumene nicht, dass wir uns nach Wiedervereinigung sehnen und wirklich leiden unter der Wunde unserer Scheidung, die so viel Unglück über die Welt gebracht hat?

Wenn wir die Reformation feiern, kommt es mir vor, als ob wir die erste Atombombe, einen Tsunami und ein Erdbeben „feiern“ würden. Ohne die Trauer über das Geschehene und ohne die Sehnsucht nach neuer, nein der alten Einheit wird Ökumene ihr Ziel niemals erreichen, weil sie dann kein Ziel mehr hat, ihr Ziel verloren hat. Ein gemeinsamer Besuch des Oktoberfestes, um ein Bild von Hartl aufzugreifen, ohne dass wir uns dabei die Krüge auf den katholischen oder lutherischen Kopf schlagen, weil wir doch ökumenisch sind, ist ein Fortschritt und heute vielleicht lustig, aber viel zu wenig! Jesus wollte mehr, Er wollte die Einheit der Seinen im Glauben, auch aber nicht nur in der Liebe.

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