Schönborn: Den anderen nicht als Feind sehen

7. Oktober 2017 in Österreich


Kardinal: Gewaltverzicht, Toleranz und Hoffnung wichtige Grundpfeiler für den Frieden


Wien (kath.net/KAP) Angesichts vieler Konfliktherde weltweit ist ein Weg zum Frieden vor allem dann denkbar, wenn Feindschaften überwunden werden: Das hat Kardinal Christoph Schönborn am Mittwochabend bei einem Podiumsgespräch im Wiener Figlhaus dargelegt. "Wirkliche Stärke besteht darin, den anderen nicht als Feind zu betrachten", so der Wiener Erzbischof bei der Veranstaltungsreihe "FiglTalk", an dem auch die Schauspielerin Ulrike Beimpold und der Kommunikationsstratege Martin Radjaby teilnahmen.

Im Sinne des Christentums sei jene Macht anzustreben, mit der Martin Luther King in den USA die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen geführt habe, so der Kardinal. "Natürlich hat er es mit dem Leben bezahlt. Mahatma Ghandi hat es mit dem Leben bezahlt. Nelson Mandela hat es mit Gefängnis bezahlt." Dennoch hätten alle drei gezeigt, dass der Friede und die Überwindung von Feindschaften "möglich und sogar vernünftig" sei, betonte der Erzbischof.

Auch in der europäischen Geschichte habe es Mut zur Überwindung von Feindschaften gebraucht, um Kriege zu beenden, verwies Schönborn auf den westfälischen Frieden von 1648. Zu diesem "ersten großen Schritt in Richtung Toleranz", mit dem der Dreißigjährige Krieg beendet worden sei, wäre die Alternative bloß weitere Kriege und noch mehr Waffen gewesen, so der Kardinal. Dass Friede selbst in verfahrenen Situationen zumindest möglich sei, habe auch Papst Franziskus vorgezeigt - durch die Einladung des israelischen und palästinensischen Staatschefs zu einem gemeinsamen Gebet im Vatikan.

Menschen seien für eine Vision wie etwa den Frieden zu begeistern, wenn sie sich die großen Frage nach dem "Warum?" stellten, erklärte der Kommunikator Martin Radjaby. Die Kirche sei für ihn "die Organisation, die das stärkste 'Why' im Moment hat und wenig daraus macht. Sie hat ein 'Why', vergisst aber, es zu kommunizieren." Grund dafür sei der Gesellschaftswandel, der etwa aus dem "Teilen" ein "Sharen" gemacht habe. Nun stelle sich die Frage danach, "was dann eigentlich wichtig ist. Was 'share' ich, welche Bedeutung hat das?", so Radjaby.

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Archivfoto Kardinal Schönborn (c) Erzdiözese Wien


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