Unabhängigkeitsreferendum: Spaniens Kirche nicht einig

2. Oktober 2017 in Chronik


Barcelonas Kardinal Omella, ein Nichtkatalane aus Aragonien, beklagt in Mitteilung Sonntagabend Gewalt während der von Spaniens Regierung als illegal bezeichneten Abstimmung


Madrid-Vatikanstadt (kath.net/KAP) Nach dem umstrittenen Referendum in Katalonien haben die katholischen Bischöfe zu Mäßigung und Dialog aufgerufen. Kardinal Juan Jose Omella von Barcelona erklärte, man müsse einen "friedlichen und demokratischen Ausweg" aus der gegenwärtigen Situation finden. Die Spanische Bischofskonferenz hatte vor dem Referendum gewarnt, dennoch beteiligten sich auch Katholiken und katholische Gemeinden an dem Referendum. Auch der Bischof von Solsona, Xavier Novell, gab seine Stimme ab, allerdings im 15 Kilometer entfernten Naves, weil das Wahllokal in seiner eigenen Stadt von der Polizei geschlossen worden war.

Kardinal Omella, der ein Nichtkatalane aus Aragonien ist, beklagte in einer Mitteilung am Sonntagabend die Gewalt während der von Spaniens Regierung als illegal bezeichneten Abstimmung. Der Erzbischof rief zum Gebet auf.

Mit den gleichen Worten mahnte der Vorsitzende der katalanischen Bischöfe, Erzbischof Jaume Pujol Balcells von Tarragona, am Sonntagabend per Twitter, Gewalt und Konfrontation zu stoppen.

Die Spanische Bischofskonferenz hatte im Vorfeld des Referendums aufgerufen, die spanische Verfassung zu respektieren. Die Katalanen sollten von "unumkehrbaren und folgenschweren" Handlungen absehen, warnten die Bischöfe.

Bischof Xavier Novell verband seinen Urnengang mit heftiger Kritik an der Madrider Zentralregierung, die das Referendum über die Abspaltung Kataloniens mit paramilitärischer Polizei zu verhindern versuchte. Madrid, so Novell, verweigere dem katalanischen Volk das Recht auf Selbstbestimmung - ein Recht das allen Nationen zustehe.

Spaniens Botschafter beim Papst

Spaniens Botschafter beim Heiligen Stuhl, Gerardo Angel Bugallo Ottone, traf am heutigen Montag mit Papst Franziskus zusammen. Offizieller Anlass war die Übergabe des Akkreditierungsschreibens, dem Vernahmen nach ging es bei der Begegnung auch um die Situation in Katalonien.

Der 63-jährige Rechtswissenschaftler Bugallo wurde am 22. Mai von der Regierung in Madrid als Botschafter zum Vatikan entsandt. Schon vor seinem eigentlichen Antrittsbesuch protestierte Bugallo vor gut einer Woche formell beim vatikanischen Staatssekretariat gegen eine Initiative katalonischer Priester, die das Unabhängigkeitsreferendum unterstützten.

In einer Verbalnote vom 22. September verlangte Spaniens Regierung, der Heilige Stuhl müsse die Einhaltung rechtlicher Abkommen sicherstellen. Die Parteinahme der Kleriker verstoße nicht nur gegen das Kirchenrecht, sondern verletze auch den Geist der Verträge zwischen Staat und Kirche.

Der Vatikan beobachtet Katalonien ebenso wie weitere Spaltungstendenzen in Europa mit großer Sorge. "Krieg gibt es bereits in Europa", sagte Papst Franziskus im Juni 2016 zu Journalisten. Er sei beunruhigt über die "Atmosphäre der Spaltung nicht nur in Europa, sondern innerhalb der EU-Mitgliedsländer selbst".

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