Der kostbare Humanismus – Horizont für die Zukunft

1. Oktober 2017 in Aktuelles


Franziskus in Bologna. Politischer Angelus vor der Welt der Arbeit – Hoffnung für die Zukunft. Die Zentralität der Person und des Gemeinwohls. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Am heutigen Sonntag besuchte Papst Franziskus anlässlich des 300. Jahrestages der Geburt von Papst Pius VI. und zum Abschluss des diözesanen eucharistischen Kongresses das Erzbistum Bologna. Seine erste Etappe war die Stadt Cesena, wo er mit den Bürgern der Region zusammentraf und eine Grundsatzrede zur Notwendigkeit einer guten Politik hielt. Im Anschluss daran fand in der Kathedrale eine Begegnung mit dem Klerus, Personen des geweihten Lebens, Laien der Pastoralräte, Mitgliedern der Kurie und Repräsentanten der Pfarreien statt.

In Bologna besuchte der Papst ein Aufnahmezentrum für Migranten und Flüchtlinge, die er als „Kämpfer der Hoffnung“ bezeichnete, einer Hoffnung, die nicht zur Verzweiflung werden dürfe. Danach traf Franziskus auf der Piazza Maggiore Vertreter der Welt der Arbeit, Arbeitslose, Repräsentanten von Unindustria, Gewerkschaften, der Konföderation der Genossenschaften und der Genossenschaftsliga.

In seiner Ansprache vor dem Gebet des Angelus betonte der Papst, dass die Anwesenden die Welt der Arbeit verträten, die trotz auch herber Diskussionen gelernt hätten, dass es nur gemeinsam möglich sei, aus der Krise herauszukommen. Allein der Dialog gestatte es, wirksame und innovative Antworten zu finden, auch hinsichtlich der Qualität der Arbeit, besonders den unentbehrlichen Wohlfahrtsstaat.

Im Territorium der Emilia Romagna habe sich die Erfahrung der Genossenschaften entwickelt, die aus dem Grundwert der Solidarität hervorginge. Heute könne sie noch mehr anbieten. Die Solidarität dürfe nie der Logik des finanziellen Profits unterstellt werden, da man so den Schwächsten das „raube“, dessen sie bedürften. Die Suche nach einer gerechteren Gesellschaft sei kein Traum der Vergangenheit, sondern ein Engagement, eine Arbeit, die alle brauche.

Gerade die Jugendarbeitslosigkeit und die Situation derer, die aus dem Arbeitsprozess herausgefallen seien, dürfe nicht nur unter statistischen Gesichtspunkten gesehen werden.

Die Aufnahmebereitschaft sowie der Kampf gegen die Armut realisierten sich zu einem großen Teil durch die Arbeit. So sei es notwendig, dass die Armen Arbeit finden könnten. Das sei die begeisternde Herausforderung, wie in den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Krieg.

Die Wirtschaftskrise besitze eine europäische und globale Dimension. Sie sei auch eine Krise des Gemeinwohls. Es sei notwendig, dem Gesetz des Profits seine Zentralität zu nehmen und sie der Person und dem Gemeinwohl zuzuweisen. Damit diese Zentralität wirklich sei und nicht nur mit Worten verkündet werde, müssten die Gelegenheiten zu einer würdigen Arbeit vermehrt werden. Dies sei eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft.

Der Papst verwies darauf, dass sie sich vor der Kathedrale „San Petronio“ befänden (in der er nach dem Gebet zusammen mit Armen und Migranten zu Mittag essen wird). Des heiligen Petronius werde als „Pater et Protector“ gedacht, der die Stadt in Händen trage. Von dem Platz aus seien drei zentrale Punkte der Stadt zu sehen: die Kirche, das Rathaus und die Universität. Wenn diese drei Elemente miteinander im Dialog stünden und zusammenarbeiteten, werde der „kostbare Humanismus“ gestärkt, den sie zum Ausdruck brächten. So „atme“ die Stadt und habe einen Horizont ohne Angst vor den Herausforderungen.

Franziskus ermutigte dazu, diesen Humanismus zu fördern, um weise und langfristige Lösungen für die komplexen Probleme unserer Zeit zu suchen, sie nicht nur als Schwierigkeiten zu betrachten, sondern auch als Opportunität für das Wachstum und die Verbesserung. Dies gelte für Italien und ganz Europa.


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