Pfarrer desillusioniert: Anzeigen haben keinen Sinn

15. September 2017 in Deutschland


SELK-Pfarrer Gottfried Martens schildert, dass Asylbewerbern nach Konversion zum Christentum bei Anzeigen wegen Gewaltbedrohung nicht geglaubt werde und sagt: „Auch die Vertreter der beiden großen Kirchen“ machen um das Thema lieber einen Bogen.


Berlin (kath.net) Pfarrer Gottfried Martens weist desillusioniert auf die Situation der Christen und der zum Christentum konvertierten Flüchtlinge in Deutschland hin. Der Geistliche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) hat in seiner Gemeinde in Berlin-Steglitz bereits über 1.000 Menschen mit Flüchtlingshintergrund getauft, vor allem Flüchtlinge aus dem Iran und aus Afghanistan. Viele wenden sich an ihn, wenn sie Hilfe brauachen, etwa weil ihr Asylantrag abgelehnt wurde oder weil sie in ihren Unterkünften von Muslimen zusammengeschlagen wurde. Das berichtete die Evangelische Nachrichtenagentur „idea“. Martens erläuterte nach Angaben von „idea“ in einer Predigt, dass er und seine Gemeinde es längst aufgegeben hätten, noch Anzeige zu erstatten. Zum einen würde den Christen letztendlich einfach nicht geglaubt, zum anderen machen die Verantwortlichen in unserem Land – „ja, auch die Vertreter der beiden großen Kirchen“ – um das Thema lieber einen Bogen. Besser sei es, noch eine weitere Matratze für eine vorläufige Unterkunft in den Räumen der Kirchengemeinde zu organisieren.

Auch die Bildzeitung griff gestern das Thema auf und schilderte beispielshaft die Situation eines 29-jährigen Afghanen, der in die Dreifaltigkeitskirche geflüchtet war. Zuvor war der Asylbewerber gefragt worden, warum er im Ramadan nicht faste, er hatte geantwortet, dass er Christ geworden war. Daraufhin gingen seine muslimischen Landsleute auf ihn los und bedrohten ihn mit dem Tod. Wenn ein Opfer Anzeige erstatte, könne die Gegenseite oft Dutzende Zeugen benennen, die das Gegenteil behaupteten, zitiert die „Bild“ Pfarrer Martens.

Symbolbild: Ein junger Mann trägt ein Kreuz



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