Mediendarstellung - Zu welcher Konfession gehört eine 'Klosterschule'?

14. September 2017 in Kommentar


Bistum Erfurt antwortet auf KATH.NET-Anfrage, dass man Medien kontaktiere, deren Berichterstattung den Eindruck erwecken könnte, dass die Schule katholisch sei. Von Petra Lorleberg


Roßleben (kath.net/pl) Wegen eines bedauerlichen Gewaltvorfalles zwischen Schülern kam die Klosterschule Roßleben bundesweit in die Schlagzeilen. Die „Bild“ titelte beispielsweise: „Im christlichen Elite-Gymnasium - Klosterschüler (15) sticht Klassenkameraden nieder!“ Die Frage stellt sich: Was würden Leser raten, wenn sie nach der Konfessionszugehörigkeit der Schule gefragt werden? Die Wahrscheinlichkeit, dass als Antwort „katholisch“ kommt, ist wegen des regelrecht konfessionsmarkierenden Wortes „Kloster“ sehr hoch. Nur eine Minderheit in der Bevölkerung kann wissen, dass es auch bei unseren evangelischen Geschwistern Klöster gibt. Dass diese evangelischen Klöster obendrein selten sind, erleichtert dem uninformierten Leser die korrekte Zuordnung nicht. In der großen Mehrheit tauchten in den Mediendarstellungen die Begriffe „katholisch“ und „evangelisch“ bzw. „protestantisch“ nicht auf.

kath.net hat daraufhin das zuständige katholische Bistum und die zuständige evangelische Landeskirche gefragt. Für das Bistum Erfurt antwortete Pressesprecher Peter Weidemann: „Die Klosterschule Roßleben ist nicht in Trägerschaft des Bistums Erfurt oder einer anderen katholischen Institution. Medien, die durch ihre Berichterstattung einen gegenteiligen Eindruck erwecken können, werden von uns kontaktiert bzw. sind kontaktiert worden.“

Für die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) antwortete die Pressesprecherin Solveig Grahl auf die kath.net-Anfrage: „Die ‚Klosterschule Roßleben‘ ist nicht in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Träger ist eine Stiftung. Deshalb können wir Ihnen hier leider keine Auskunft erteilen. Bitte wenden Sie sich mit Ihren Fragen an diese Stiftung.“

Für die „Klosterschule Roßleben“ antwortete auf die kath.net-Anfrage Kjell Eberhardt, Geschäftsführer der Schule und Staatssekretär a.D.: „Feststellen möchte ich, dass wir überkonfessionell sind und keine kirchlich gebundene Schule. Wir arbeiten nach einem christlich-humanistischen Menschenbild und sind keiner Kirche bzw. Konfession bzw. christlichen Organisation zugeordnet. Insoweit sind wir auch keine evangelische Schule.“ Auch auf ihrem Internetauftritt beschreibt sich die Schule als „ein Gymnasium in freier Trägerschaft“. Die Trägerstiftung wolle den Schülern „eine Erziehung und wissenschaftliche Bildung ohne Rücksicht auf den sozialen Stand der Eltern in einer weltoffenen, demokratischen Gemeinschaft und nach christlichen und humanistisch-ethischen Grundsätzen“ ermöglichen.

Angesichts dieser Vorgänge stellt sich die Frage, wie unabsichtlich oder absichtlich das Verschweigen der Tatsache war, dass es sich bei der Schule um keine katholische Einrichtung handelt. Obendrein mag es als ärgerlich gelten, dass selbst öffentlich-rechtliche Medien unklar berichteten und dadurch diesem Verwirrspiel Vorschub leisteten.

Am Rande sei noch vermerkt: Der durch zwei Messerstiche verletzte Schüler schwebt nach der Notoperation glücklicherweise nicht mehr in Lebensgefahr. Sein tatverdächtiger Mitschüler sitzt in Untersuchungshaft.

Symbolbild: Fragezeichen und Kreuz



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