Izmir: Erstmals nach 95 Jahren armenisch-katholische Messe

18. August 2017 in Weltkirche


Rund 150 Teilnehmer nahmen an dem Gottesdienst in der katholischen Johanneskirche teil


Istanbul (kath.net/KAP) Erstmals nach 95 Jahren haben armenische katholische Christen eine Messe in der katholischen Johanneskathedrale in Izmir feiern können. Dem Gottesdienst am 14. August stand der armenische Geistliche Vartan Kazanciyan aus Istanbul vor, wie armenische Medien am Mittwoch berichteten. Unter den rund 150 Teilnehmern waren auch viele Levantiner, Nachkommen römisch-katholischer Christen, die während der osmanischen Zeit in der heutigen Türkei siedelten.

Die von 1862 bis 1874 im neuklassizistischen Stil erbaute Kathedrale war rund 50 Jahre vom Militär zweckentfremdet worden. Sie diente u.a. als Quartier für US-NATO-Soldaten und blieb dann unbenutzt, bis 2013 die Restaurierung begann und die Kirche im Herbst des gleichen Jahres wieder eingeweiht wurde. Nach römisch-katholischen Gottesdiensten war dies nun die erste Liturgie der armenisch-katholischen, also mit Rom verbundenen armenischen Christen.

Die Kirche von Izmir geht auf die früheste Zeit des Christentums zurück. Die Gemeinde von Smyrna wird im letzten Buch der Bibel - der Offenbarung des Johannes - erwähnt. Die Liste der lateinischen Bischöfe von Izmir begann in der Kreuzfahrerzeit. Der Neubau der Kathedrale im 19. Jahrhundert war im Zug der "christlichen Renaissance" im Osmanischen Reich nach dem "Hatt-i-Humayun" von 1856 erfolgt, der die "Tanzimat" (Reform)-Epoche festigte. Auch Sultan Abdulaziz I. trug mit einer großen Zuwendung zur Erbauung der Kathedrale bei.

Das Ende der ehemals glanzvollen Handelsmetropole im Mittelmeerraum kam mit dem Ersten Weltkrieg. 1919 wurde die - damals mehrheitlich griechische - Stadt von griechischen Truppen besetzt. Nach der griechischen Niederlage im griechisch-türkischen Krieg wurde Smyrna am 9. September 1922 von den Truppen Mustafa Kemals (später "Atatürk") erobert.

Vier Tage später brach im Armenierviertel ein Feuer aus, das einen großen Teil der Stadt vernichtete. Bei den damit einhergehenden Auseinandersetzungen wurden zehntausende Menschen, darunter der orthodoxe Metropolit Chrysostomos Kalafatis, ermordet und hunderttausende vertrieben. Mit Ausnahme der katholischen Kirchen wurden damals alle christlichen Kirchen der Stadt zerstört.

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