Mutter-Ersatzstrukturen

28. August 2017 in Buchtipp


"Die Mutter soll heute nicht mehr bei ihren Kindern sein, sondern berufstätig; dafür haben wir jetzt Tagesmütter, die wir bezahlen." - Leseprobe 4 aus der Neuerscheinung „Muttertier“ von Birgit Kelle


Köln (kath.net) Die Mutter soll heute nicht mehr bei ihren Kindern sein, sondern berufstätig; dafür haben wir jetzt Tagesmütter, die wir bezahlen.

Die Väter fehlen zunehmend in den Familien. Es gibt immer weniger männliche Vorbilder; dafür haben wir jetzt staatlich finanzierte Programme wie «Mehr Männer in Kitas» aus dem Familienministerium.

Immer mehr Einzelkinder. Das nimmt Kindern die Erfahrung, Geschwister zu haben; dafür sollen sie jetzt Sozialkompetenzen in der Krippe und in altersgemischten Spielgruppen aller Art lernen.

Familien essen immer weniger gemeinsam an einem Tisch; wie auch, wenn alle berufstätig sind? Dafür wird das jetzt in kleinen Tischgruppen in der Ganztagsschule nachgestellt.

Kinder lernen nichts mehr über Lebensmittel und ihre Zubereitung, weil zu Hause keiner mehr Zeit zum Kochen hat; dafür machen wir jetzt Ernährungskurse im Kindergarten und Kochkurse in der Schule.

Die Kinder kennen immer weniger die Großfamilie; dafür bauen wir jetzt Mehrgenerationenhäuser. Die Kinder kennen keine Großeltern mehr; dafür gibt es jetzt Leih-Opas und Leih-Omas, die man gegen Geld engagieren kann.

Die Kinder haben zu Hause keine Vorbilder mehr bei berufstätigen Eltern; dafür gibt es jetzt Benimm-Unterricht für elementare Grundregeln menschlichen Zusammenlebens in der Schule.

Immer mehr Kinder können selbst bei Schuleintritt nicht richtig sprechen; dafür gibt es den Logopäden.

Immer mehr Kinder können zur Einschulung nicht einmal eine Schere richtig halten; dafür gibt es den Ergotherapeuten.

Und wieder andere können nicht stillsitzen, sich auf nichts konzentrieren, haben keine Toleranzschwelle; dafür haben wir die Diagnose ADHS und tonnenweise verschriebenes Ritalin.

Wenn all das, was bisher traditionell Mütter in der Familie ihren Kindern beibrachten, aus welchen Gründen auch immer nicht mehr geschieht, bauen wir mühsam anderswo Mütter- und Familien-Ersatzstrukturen wieder auf. Natürlich mit all dem Geld, das auch Eltern an Steuern zahlen, erwirtschaftet in der Zeit, die sie jetzt nicht mehr für ihre Kinder haben.

Die Frage, die wir uns alle stellen sollten, lautet: Warum investiert eigentlich niemand in das Original? Es wäre doch einfach. Finanzieren wir doch die Zeit der Mütter und Väter statt den Job von Erziehern, Logopäden und Ergotherapeuten. Dieses Ersatz-System kostet uns alle Milliarden.

Alle familienpolitischen Entscheidungen der vergangenen Jahre hatten nichts anderes im Sinn, als die verbliebene Restzeit von Kindern in der Familie immer weiter zu dezimieren und entsprechend die Verweildauer von Müttern auf dem Arbeitsplatz auszuweiten.

Erst hatten wir Kindergärten für ein paar Stunden am Tag. Dann haben wir auf Ganztag umgestellt. Dann haben wir die Randzeiten ausgeweitet, damit man sie früher bringen kann und erst am Abend abholen muss. Jetzt haben wir die ersten 24-Stunden-Kitas, wo die Kinder auch übernachten können, damit sie den Arbeitslauf ihrer Eltern am Fließband nicht stören.

Immer mehr Stunden unter staatlicher Aufsicht, immer weniger Stunden daheim. Immer mehr Stunden mit Fremden, immer weniger Stunden mit Eltern, Geschwistern oder Großeltern. Immer mehr Stunden in der Gruppe, immer weniger Zeit für Beziehungen mit Einzelnen. Immer weniger selbstgestaltete Freizeit, immer mehr verplant-genormte Zeit nach staatlichen Bildungsplänen. Immer weniger Individualität, immer mehr konformes Gruppenverhalten.

Wenn zu Hause niemand mehr anwesend ist, weil alle berufstätig sind, wenn keiner mehr den Überblick behält und sich kümmert, gerät das Leben von Kindern in allen gesellschaftlichen Schichten aus den Fugen. Das kann man nun weiter leugnen oder endlich ins Original investieren: die Arbeit von Müttern angemessen wertschätzen und honorieren.

kath.net-Lesetipp
Muttertier
Eine Ansage
Von Birgit Kelle
Hardcover, 256 Seiten
2017 Fontis - Brunnen Basel
ISBN 978-3-03848-124-9
Preis Österreich 20.60 EUR

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