Ex-Chef der Vatikan-Kinderklinik wegen Untreue vor Gericht

19. Juli 2017 in Aktuelles


Mit zweckentfremdeten Spendengeldern soll Umbau des Appartements von Ex-Kardinalstaatssekretär Bertone finanziert worden sein


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Weil sie einem Kardinal die Renovierung von dessen Wohnung mit Krankenhausgeldern finanzierten, müssen sich zwei frühere Mitarbeiter des Vatikan seit Dienstagvormittag vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft des Kleinstaats wirft Giuseppe Profiti, Ex-Präsident der Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses "Bambino Gesu", die Veruntreuung von rund 420.000 Euro vor. Ebenfalls angeklagt ist der frühere Schatzmeister der Stiftung "Bambino Gesu" Massimo Spina. Der Prozess begann mit der Verlesung der Anklage. Er soll am 7. September fortgesetzt werden, wie der Vatikan mitteilte.

Mit den zweckentfremdeten Geldern soll der Umbau des Appartements von Kardinal Tarcisio Bertone, unter Benedikt XVI. Kardinalstaatssekretär und damit Nummer zwei des Vatikan, finanziert worden sein. Den Auftrag dazu soll der frühere Präsident der Stiftung "Bambino Gesu" zudem der Firma eines befreundeten Unternehmers zugeschanzt haben.

Bertone hat nach eigenen Angaben nichts von dem Beitrag der Stiftung gewusst. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe tauschte der Vatikan im November 2015 den kompletten Vorstand der Klinik aus.

Der italienische Kardinal war wegen der Renovierung eines 300-Quadratmeter-Appartments neben dem Petersdom wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Italienische Medien sprachen von einer Luxus-Immobilie und enthüllten die Teilfinanzierung durch die vatikanische Kinderklinik.

Laut den Berichten sollte Bertone seine Räume im Gegenzug für Veranstaltungen zur Einwerbung von Spendengeldern für das Krankenhaus zur Verfügung stellen. Bislang habe es jedoch keinen derartigen Termin gegeben. 300.000 Euro hat der frühere Kardinalstaatssekretär nach eigener Aussage selbst beigesteuert.

Bertone selbst hatte die Medienberichte über ein angebliches Luxus-Appartment stets vehement bestritten. Außerdem verwies er darauf, dass er mit drei Ordensfrauen in der Wohnung lebe, die ihm den Haushalt führen.

Im März 2016 überwies Bertone 150.000 Euro an die Stiftung der vatikanischen Kinderklinik, um den "moralischen Schaden" wiedergutzumachen. Dies sei jedoch kein Schuldeingeständnis, sondern ein "Geschenk".

Weiterführender Link: kath.net-Kommentar von Petra Lorleberg zu
"Kardinal Bertones 150.000-Euro-'Spende' und offene Fragen"

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