Erzbischof von Philadelphia kritisiert Pater Spadaro

19. Juli 2017 in Weltkirche


Katholiken und Evangelikale arbeiten in Bereichen wie Religionsfreiheit zusammen, weil sie gemeinsame Anliegen und Prinzipien verfolgen, und nicht, weil sie nach politischer Macht streben, schreibt Erzbischof Chaput.


Philadelphia (kath.net/jg)
Die Kritik von Antonio Spadaro SJ und Marcelo Figueroa an der politischen Zusammenarbeit von Katholiken und Evangelikalen in der Jesuitenzeitschrift La Civilta Cattolica ist ein Paradebeispiel für eine extrem vereinfachte und mangelhafte Darstellung der Zusammenarbeit von Katholiken und Evangelikalen in Bereichen wie Religionsfreiheit und anderen wesentlichen Themen. Das schreibt Charles Chaput, der Erzbischof von Philadelphia, in seiner Kolumne für den Catholic Philly, die Online-Nachrichtenseite des Erzbistums.

Die Unterschiede zwischen Katholiken und anderen Religionsgemeinschaften seien oft tief. Nur wenn tatsächlich Gefahr in Verzug sei, würden sie sich zusammenschließen. Als junger Priester habe er nur selten Kooperationen von Katholiken und Evangelikalen erlebt. Das gemeinsame Vorgehen der beiden Konfessionen sei das Ergebnis gemeinsamer Anliegen und Prinzipien, aber nicht der Griff nach politischer Macht, schreibt Chaput.

Vor fünfundzwanzig Jahren hätte man die Angriffe auf die Religionsfreiheit tatsächlich als „Angstmache“ bezeichnen können. Wer dies, wie die Autoren des Artikels in der Civilta Cattolica, mit Bezug auf heute tue, erwecke den Eindruck, die Augen vor der Realität zu verschließen. Die Autoren würden außerdem die Tatsache ausblenden, dass die Kulturkämpfe von heute von den Christen weder begonnen noch gewollt worden sind, erinnert der Erzbischof.

Es sei daher eine „besondere Überraschung“, wenn Christen von anderen Christen für etwas angegriffen werden, das ihre Kirche seit jeher für wahr gehalten hat.

Erst zu Beginn dieses Monats habe einer der führenden Architekten und Financiers der LGBT-Bewegung öffentlich gesagt, dass das Ziel zumindest eines Teiles der Bewegung nicht nur die Gleichstellung Homosexueller sondern auch die „Bestrafung der Bösen“ sei. Damit seien jene gemeint, welche die Anliegen der LGBT-Bewegung ablehnen. Man müsse kein Genie sein, um zu wissen, wer damit gemeint sei, merkt Chaput in einem Nachsatz an.

Katholiken seien dazu aufgerufen, allen Menschen mit Nächstenliebe und Gerechtigkeit zu begegnen. Das schließe auch diejenigen ein, die den katholischen Glauben ablehnen. Nächstenliebe und Gerechtigkeit könnten aber nicht von der Wahrheit getrennt existieren. Für Christen sei die Bibel das Wort Gottes, die Offenbarung der göttlichen Wahrheit. Es gebe keine Möglichkeit, die biblischen Aufrufe zur Keuschheit abzuschwächen oder zu umgehen, wie sie in Röm 1,18-32 und an anderen Stellen zu finden seien, schreibt er.

Wer diesen Weg dennoch gehen wolle, verleugne nicht nur, was stets zum Glaubensgut des Christentums gehört habe. Diese Haltung mache die Christen zu nützlichen Werkzeugen für jene, welche den Glauben am liebsten ganz entsorgen würden, für den so viele Christen gelitten hätten und immer noch leiden würden, betont Erzbischof Chaput.


© 2017 www.kath.net