Kardinal Zen: Vatikanische Strategie schwächt die Kirche in China

18. Juli 2017 in Weltkirche


Papst Franziskus sei im Umgang mit den kommunistischen Machthabern in Peking naiv. Der Dialog sei so wichtig, dass der Vatikan den Katholiken Chinas vorgebe, kein Aufsehen zu erregen, Kompromisse zu schließen und der Regierung zu gehorchen.


Hongkong (kath.net/LSN/jg)
Die derzeitige Lage der katholischen Kirche sei sogar schlimmer als während der Unterdrückung der Fünfziger- und Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts. Davon ist Joseph Kardinal Zen Ze-kiun, der emeritierte Erzbischof von Hongkong, überzeugt. Das kommunistische Regime habe sich nicht geändert, aber der Heilige Stuhl wähle die falsche Strategie gegenüber den Machthabern, welche die Kirche geschwächt habe, sagte er in einem Interview mit dem polnischen Magazin Polonia Christiana.

Der Vatikan sei dermaßen auf einen Dialog mit Peking erpicht, dass er den Katholiken in China vorgebe, kein Aufsehen zu erregen, sich anzupassen, Kompromisse zu schließen und der Regierung zu gehorchen. Der Kardinal machte Papst Franziskus für die Verschlechterung der Lage der Katholiken in China verantwortlich. Dieser sei „naiv“, weil er nur den Kommunismus in Lateinamerika erlebt habe, aber nicht dessen totalitäre Variante in China oder Polen. Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hätten die Situation verstanden, Franziskus handle konfus, kritisierte er.

Insbesondere bei einem bereits ausgehandelten Modus für die Bestellung der chinesischen Bischöfe habe sich der Papst über den Tisch ziehen lassen, sagt Zen. Oberflächlich betrachtet sei das Übereinkommen in Ordnung, weil der Papst das letzte Wort habe. Die Regierung in Peking habe dennoch das Übergewicht, weil nur sie Kandidaten für das Bischofsamt vorschlagen könne. „Wie kann man das Initiativrecht bei der Bischofswahl an einen atheistischen Staat abtreten?“ fragte Kardinal Zen.

Rein formal habe die Regierung nur das Recht, die Kandidaten zu bestätigen, die von der Bischofskonferenz gewählt würden. In Wahrheit seien jedoch sowohl die Wahl als auch die Bischofskonferenz seien Betrug. In China gebe es keine echten Wahlen, alles sei bereits vorher beschlossen, sagte Kardinal Zen. Ebenso gebe es keine echte Bischofskonferenz, sondern nur einen Namen. Die Bischöfe würden nicht wirklich miteinander sprechen. Die Sitzungen würden von der Regierung einberufen, die den Bischöfen dort Anweisungen gebe. Papst Benedikt habe festgestellt, dass es keine legitime chinesische Bischofskonferenz gebe, erinnerte Kardinal Zen. In der Bischofskonferenz sitzen illegitime, nicht vom Vatikan anerkannte Bischöfe, während legitime Bischöfe der Untergrundkirche nicht in der Bischofskonferenz sind.


© Foto: Kirche in Not


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