Die Beziehung zwischen dem zerbrechlichen Gefäß und dem Schatz

16. Juni 2017 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: nur die Macht Gottes rettet. Wir allein vermögen nichts. Die Versuchung des Verhehlens und der Heuchelei vor sich selbst. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Keiner von uns kann sich selbst retten. Der Mensch bedarf der Macht Gottes, um gerettet zu werden. Die Lesung aus dem zweiten Brief an die Korinther (2 Kor 4,7-15) stand im Mittelpunkt der Betrachtungen von Papst Franziskus bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Freitag der zehnten Woche im Jahreskreis.

Paulus spreche vom „Geheimnis Christi“ und erkläre: „Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt“ (V. 7). Der Apostel mahne, sich dessen bewusst zu sein, dass wir „zerbrechlich, schwach und Sünder“ seien. Ohne die Macht Gottes könnten wir nicht vorangehen.

Diesen Schatz, der Christus sei, hätten wir „in unserer Zerbrechlichkeit: wir sind aus Ton“. Denn es sei „die Macht Gottes, die Kraft Gottes, die rettet, die heilt, die auf die Füße stellt“. Dies sei im Grunde die Wirklichkeit unserer Verwundbarkeit:

„Wir alle sind verwundbar, zerbrechlich, schwach und haben es notwendig, geheilt zu werden. Und Paulus sagt es: wir werden in die Enge getrieben, wir werden gehetzt, wir werden verfolgt, wir werden geschlagen als Offenbarung unserer Schwäche, der Schwäche des Paulus, Sichtbarkeit des Tons. Und das ist unsere Verwundbarkeit. Und etwas vom Schwierigsten im Leben besteht darin, die eigene Verwundbarkeit anzuerkennen. Bisweilen versuchen wir, die Verwundbarkeit zu verdecken, damit man sie nicht sieht. Oder sie zu schminken, damit man sie nicht sieht. Oder sie zu verhehlen... Paulus selbst sagt am Anfang dieses Kapitels: ‚Als ich den schändlichen Verhehlungen verfiel’. Die Verhehlungen sind schändlich, immer. Sie sind heuchlerisch“.

Jenseits der Heuchelei gegenüber den anderen gebe es da auch die Heuchelei bei der Auseinandersetzung mit uns selbst, das heißt: wir meinten, „etwas anderes zu sein“ und dächten, „der Heilung und der Hilfe nicht zu bedürfen“. Wenn wir also sagten: „Ich bin nicht aus Ton, ich bin nicht zerbrechlich, ich habe meinen Schatz“:

„Das ist der Weg, das ist die Straße, die zur Eitelkeit führt, zum Hochmut, zur Selbstbezogenheit jener, die sich nicht für zerbrechlich halten, die das Heil, die Fülle aus sich selbst heraus suchen. Doch die Macht Gottes: sie ist es, die uns rettet, denn Paulus anerkennt unsere Verwundbarkeit: ‚Wir werden niedergestreckt und doch nicht vernichtet’. Nicht erdrückt und vernichtet. ‚Wir wissen weder aus noch ein – erkennt er an – und verzweifeln dennoch nicht’. Es ist da etwas von Gott, das uns Hoffnung schenkt. Wir werden verfolgt, sind aber nicht verlassen. Wir werden geschlagen, doch nicht getötet. Immer ist da diese Beziehung zwischen dem Ton und der Macht, zwischen dem zerbrechlichen Gefäß und dem Schatz. Wir haben einen Schatz in irdenen Gefäßen. Doch die Versuchung ist immer dieselbe: verdecken, verhehlen, nicht glauben, dass wir irdene Gefäße sind. Jene Heuchelei gegenüber uns selbst“.

Der Apostel Paulus führe uns „durch diese Weise zu denken, zu überlegen, das Wort Gottes zu verkündigen, hin zu einem Dialog zwischen dem Schatz und dem zerbrechlichen Gefäß. Es sei dies ein Dialog, in den wir ständig treten müssten, „um ehrlich zu sein“. Als Beispiel führte der Papst die Beichte an, wenn „wir die Sünden aufsagen, als handle es sich um die Preisliste auf dem Markt“, und denken, „den Ton ein wenig zu tünchen“, um stärker zu sein. Dagegen müssten wir unsere Schwäche und Verwundbarkeit annehmen, selbst wenn dies schwer sei. An diesem Punkt komme die Scham ins Spiel:

„Es ist die Scham, jene Scham, die das Herz weitet, damit die Macht Gottes, die Kraft Gottes eintritt. Die Scham, ein irdenes Gefäß zu sein und nicht ein Gefäß aus Silber oder Gold. Die Scham, tönern zu sein. Und wenn wir an diesen Punkt gelangen, werden wir glücklich sein. Wir werden sehr glücklich sein. Der Dialog zwischen der Macht Gottes und dem Ton: denken wir an die Fußwaschung, als Jesus sich dem Petrus nähert und dieser sagt: ‚Nein, ich nicht, Herr, aber bitte! Was tust du?’. Er, Petrus, hatte nicht verstanden, dass er Ton war, dass er der Macht des Herrn bedurfte, um gerettet zu werden“.

Die Anerkennung der Tatsache, „verwundbar, zerbrechlich, schwach und Sünder zu sein“, gehöre also zur Großherzigkeit. Nur wenn wir es annähmen, Ton zu sein, so Franziskus abschließend, „wird die außerordentliche Macht Gottes zu uns kommen und uns die Fülle, das Heil, das Glück, die Freude darüber schenken, gerettet zu sein“, indem wir den Schatz des Herrn empfingen.

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