Globalisierte Weltordnung richtet sich gegen familienorientierte Werte

13. Juni 2017 in Familie


Früherer Abtreibungsarzt John Bruchalski (USA): „Ich bin auf die Lüge der Abtreibungsindustrie hereingefallen“ – Gastbeitrag über das „One of us Forum“ in Budapest von Cornelia Kaminski


Budapest (kath.net) „Es ist leichter, meinen Kopf von meinem Körper zu trennen als mein Herz von meinem Herrn“, so zitierte mit einem Augenzwinkern Rocco Buttiglione den heiligen Thomas Morus, der für seine Weigerung, statt des Papstes nun König Heinrich VIII. als Kirchenoberhaupt anzuerkennen, auf dem Schafott landete. Damit fasste er treffend zusammen, wie es um diejenigen in der Welt bestellt ist, die ihrem christlichen Glauben folgend für Rechte eintreten, die zusehends weltweit mit Füßen getreten werden. Buttigliones eigene Einstellung zur Homosexualität kostete ihn das Amt des Vizepräsidenten der Europäischen Kommission.

Das „One of us Forum“ in Budapest am vergangenen Samstag, bei dem Buttiglione neben zahlreichen anderen hochrangigen Politikern, Wissenschaftlern und Journalisten sprach, gab den aus aller Welt angereisten hunderten Zuhörern zahlreiche solcher Gelegenheiten zu erfahren, wie sehr die neue globalisierte Weltordnung sich gegen traditionelle, familienorientierte Werte richtet, und wie dabei vorgegangen wird. So erläuterte Marguerite Peeters, die sich in ihren Veröffentlichungen vor allem mit dem Gender Mainstreaming kritisch auseinandergesetzt hat, dass im Rahmen dieses „New Order“ traditionelle Begriffe wie Wahrheit, Moral, Gewissen, Vernunft, Ehe kaum noch eine Rolle spielten, stattdessen aber im Mittelpunkt der heutigen Kultur- und Denkweise Begriffe wie Lebensqualität, sexuelle Orientierung, Lebensstile, sexuelle und reproduktive Rechte stünden. Kaum jemals seien diese Begriffe hinterfragt worden, aber statt von „Ehe“ rede man nun von Partnerschaft, Familien seien nun „Familien in ihren verschiedenen Formen“, Eltern seien zu „Erzeugern“ geworden und anstelle eines Leidens in Würde gäbe es nun ein „Recht auf Sterben“.

Guillaume Bernard, Rechtshistoriker von der Universität Rennes in Frankreich, erläuterte in seinem Kurzvortrag auf welcher Stufe der Menschenrechte die Gesellschaft sich heute bewege. So sei im 18. Jahrhundert mit der Freiheit des Individuums eine erste Generation von Menschenrechten etabliert worden, auf die dann 1948 eine zweite Generation durch die Deklaration der Menschenrechte folgte. Die dritte Generation erlebte die Welt in den siebziger Jahren, als zunehmend auch die Rechte erst in der Zukunft lebender Menschen berücksichtigt wurden, was sich in vermehrtem Umweltbewusstsein und verantwortungsvollerem Nutzen von Ressourcen ausdrücke. Die Menschenrechte der vierten Generation, die nun eingefordert würden, bezögen sich auf das Recht der Menschen, ihr eigenes Geschlecht bestimmen zu dürfen. Freiheit und eigener Wille seien das Herzstück dieser äußerst progressiven Vorstellung – mit entsprechenden Folgen: weder das ungeborene Kind noch der schwerkranke Mensch in seiner letzten Lebensphase könne dieses Recht ausüben. Ein an eine bestimmte Funktion gebundenes Menschenrecht könne entzogen werden, sofern ein Mensch gar nicht über diese Funktion verfüge. Letztlich würde dies nun zur Begründung dafür, dem ungeborenen Kind sowie dem Schwerkranken das Menschsein abzusprechen.

Die Folgen einer solchen Infragestellung des Menschseins ungeborener Kinder sind auf drastische Weise in Frankreich zu spüren, wie im Rahmen einer weiteren Podiumsdiskussion Antoine Pasquier, Redakteur der Zeitschrift Famille Chrétienne darlegte. Der Regierung Hollande sei es gelungen, durch eine Reihe von Gesetzen den Wert des menschlichen Lebens vollständig zu banalisieren. Abtreibungswillige Frauen brauchten in Frankreich keine Gründe mehr zu benennen, die Bedenkzeit sei entfallen, sämtliche Kosten im Zusammenhang mit der Abtreibung würden vollständig von den Krankenkassen übernommen, Abtreibung sei zu einem fundamentalen Recht geworden, wer über Risiken, Komplikationen oder das Lebensrecht des Ungeborenen informiere könne vor Gericht gestellt werden. Die von der Regierung betriebene Internetseite zur Abtreibung betreibe unverhohlen Werbung für die vorgeburtliche Kindestötung und warne ausdrücklich vor anderen Seiten, die von „militanten Abtreibungsgegnern“ betrieben würden. Man erkenne sie daran, dass ein großer Teil der dort zu findenden Informationen dem Thema Schwangerschaft und „sogenannten Traumata nach Abtreibung“ gewidmet sei. Das neue Gesetz, das solche Internetseiten nun auch unter Strafe stellen soll, würde selbst von Abtreibungsbefürwortern als bedenklich eingestuft – die Regierung verhalte sich diktatorisch, das Gesetz führe zur Errichtung einer Gedankenpolizei.

Dem Nachmittagspodium mit dem Titel: „Kommunikation und Leben: Leben, die erste gute Nachricht“ gelang es, den von den Berichten des Vormittags betroffen gemachten Zuhörern etwas Hoffnung zu vermitteln. Die Ungarin Osolya Gymarmati, Redakteurin des Pro-Life Online Magazins Családháló (Family Net) schilderte, wie viel die ungarische Regierung für den Schutz des ungeborenen Lebens und der Familie tue. Die europäische Regierung hat unter Ministerpräsident Orban ein umfangreiches Programm für eine kinderfreundlichere Gesellschaft aufgelegt, zu der auch weit über dem OECD Durschnitt liegende Steuervorteile für Familien liegen. Junge ungarische Paare, die drei Kinder bekommen möchten oder bereits haben, erhalten im Rahmen des CSOK Programms 33.000 Euro staatliche Hausbauförderung, die nicht zurückgezahlt werden muss – ein weltweit einzigartiges Projekt. Der zeitgleich zum One of Us Forum stattfindende Weltfamilienkongress sowie das Forum selbst wurden goßzügig von der ungarischen Regierung unterstützt. Es gelte nun, den oft aggressiv auftretenden Gegnern des Lebens mit Freundlichkeit zu begegnen und ihnen die Heiligkeit des Lebens zu vermitteln, so Gymarmati.

Dass dies auch bei hartgesottenen Abtreibungsbefürwortern zum Erfolg führen kann, durfte erfahren, wer abends bei der Verleihung des „One of us Awards“ zugegen war. Der Preis wurde zum zweiten Mal verliehen und ging in diesem Jahr an Dr. John Bruchalski aus den USA, einen früheren Abtreibungsarzt. „Ich bin auf die Lüge der Abtreibungsindustrie hereingefallen“, sagte er zu Beginn seiner Dankesrede, und führte aus, dass es insbesondere die Aussagen von Dr. Jérôme Léjeune, dem französischen Genetiker und Pädiater waren, die zu seiner Erkenntnis führten, dass selbst ein winziger Embryo ein Wunderwerk Gottes sei. Bruchalski beendete seine Tätigkeit als Abtreibungsarzt und gründete stattdessen das Tepeyac Family Center, eine pro-life Einrichtung, in der ungewollt schwangere Frauen medizinische Behandlung, Rat und Hilfe bekommen. Zudem hält er zahlreiche Vorträge zum Lebensrecht. „Wir müssen daran arbeiten, dass Abtreibungen einfach nicht mehr gewünscht sind“, forderte er, und bat dringend darum, dies öffentlich zum Beispiel durch Mahnwachen vor Abtreibungseinrichtungen einzufordern.

Beratungen von ungewollt schwangeren Frauen, das wurde während der gesamten Tagung überdeutlich, sind sicher notwendig, aber sie kurieren lediglich Symptome. Wer die Welt ändern will, muss das Übel an der Wurzel packen.

Symbolbild: Familie



© 2017 www.kath.net