Kardinal: Venezuelas Regime spielt Papst gegen Bischöfe aus

8. Juni 2017 in Weltkirche


Erzbischof von Caracas, Urosa, erneuert vor dem für Donnerstag angesetzten Treffen der Bischofskonferenz Venezuelas mit dem Papst Kritik am demokratieverachtenden Kurs von Präsident Maduro - "Regierung hat Unterstützung der Bevölkerung verloren"


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Vor dem für Donnerstag angesetzten Treffen des Ständigen Rats der Bischofskonferenz Venezuelas mit Papst Franziskus hat der Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Urosa Savino, seine Kritik am demokratieverachtenden Kurs von Präsident Nicolas Maduro erneuert und vor einer Fortsetzung der Methode des Ausspielens des Papstes gegen die Bischöfe gewarnt. "Die Regierung will den Papst als Freund der Regierung präsentieren und demgegenüber uns als Gegner der Regierung an den Pranger stellen. Das Gegenteil ist richtig: Wir vertreten das venezolanische Volk, das sehr leidet, wir sind mit dem Heiligen Vater sehr stark vereint, und wir wollen diese Manipulation aufdecken, welche die Regierung betreibt", sagte Urosa im Interview mit Radio Vatikan (Mittwoch).

Die Regierung habe die Unterstützung durch die Bevölkerung verloren, erklärte der Kardinal. Sie müsse Abstand nehmen von ihrer Absicht, ein "totalitäres, kommunistisches, materialistisches und militaristisches Regime in Venezuela zu implantieren" - denn "das will das venezolanische Volk nicht". Es wäre ein System im Widerspruch zu den Interessen aller, vor allem aber der Ärmsten.

Der Papst zeige großes Interesse an Venezuela, und er habe große Liebe für das Land, das sich in einer schwierigen Situation befinde - "humanitär, wirtschaftlich, sozial und politisch", so Urosa. Er erinnerte, dass Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bereits im Dezember die Eckpunkte für einen Dialog formuliert hatte - darunter Verhandlungen über Neuwahlen, Zulassung humanitärer Hilfe, Freilassung der politischen Gefangenen. "Die Regierung muss einsehen, dass dies die Dinge sind, die sie tun muss, um die politische Krise zu lösen, die wir jetzt haben."

Urosa sieht aber auch Aufgaben für die internationale Gemeinschaft: "Sie muss die Situation verstehen - es ist eine Situation, die jeden Tag kritischer und von mehr Gewalt geprägt wird, weil Menschen an Hunger sterben." Es brauche internationalen Druck damit die Regierung verstehe, dass sie die anstehenden Probleme lösen oder dass andernfalls zurücktreten und Wahlen für einen neuen Präsidenten veranlassen müsse. Es gebe Menschen, die Abfälle auf den Straßen essen, warnte der Erzbischof von Caracas: "Kinder sind unterernährt, es gibt keine Medikamente in Krankenhäusern. Die ganze Situation erfordert eine sofortige Antwort, und das ist, was die Regierung einsehen muss, und wo sie handeln muss."

Kardinal Urosa war in den vergangenen Monaten Zielscheibe von gewaltbereiten Anhängern des sozialistischen Regierungslagers gewesen. So wurde u.a. in der Osterzeit ein Gottesdienst des Erzbischofs gestört, wobei sich Gläubige und Demonstranten ein Handgemenge lieferten und Urosa von Sicherheitskräften geschützt werden musste. Oppositionspolitiker verurteilten die Attacke auf den prominenten Kirchenführer, der sich zuvor auf die Seite der Demonstranten gegen die Regierung von Nicolas Maduro gestellt hatte.

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