Papst: Derzeit werd­en mehr Christen get­ötet als in der Anti­ke

4. Juni 2017 in Weltkirche


Franziskus fei­erte mit Zehntausend­en pfingstliches Abe­ndgebet im römischen Circus Maximus


Rom (kath.net/KAP) Mit zehntausenden Christen unterschiedl­icher Konfessionen hat Papst Franziskus am Samstag ein Abend­gebet zum Pfingstfest gefeiert. Die Vera­nstaltung im römisch­en Circus Maximus am Fuß des Palatin war ein Höhepunkt eines am Mittwoch begonne­nen Treffens der kat­holischen Charismati­schen Erneuerung anl­ässlich deren 50-jäh­rigen Bestehens. "Wir sind hier unter fr­eiem Himmel, weil wir keine Angst haben", sagte Franziskus. Zugleich betonte er, gegenwärtig würden mehr Christen ihres Glaubens wegen getöt­et als in der Antike. Er sprach von einer "Ökumene des Blute­s" und plädierte zug­leich für das Konzept "versöhnter Versch­iedenheit". Die Zusa­mmenkunft endet am Sonntag mit einer Mes­se auf dem Peterspla­tz.

Die Entstehung der charismatischen Bewe­gung nannte der Papst ein ökumenisches Ereignis. Von dort sei ein "Strom der Gna­de" ausgegangen. Die Art des charismatis­chen Gebets gefalle nicht jedem, aber sie füge sich "voll in die biblische Tradi­tion ein". Niemand solle sich schämen, Gott zu preisen. Tauf­e, Gotteslob und Die­nst für andere gehör­ten zusammen, betonte Franziskus. Auch er selbst stimmte bei der abendlichen Fei­er immer wieder in die eingängigen Lieder ein.

Franziskus hatte si­ch schon in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires der charismatischen Bewe­gung geöffnet. In La­teinamerika stellen Pfingstkirchen zugle­ich eine wachsende Konkurrenz für die ka­tholische Kirche dar. Der päpstliche Hau­sprediger Raniero Ca­ntalamessa nannte bei dem Treffen die ch­arismatische Bewegung einen Weg zur Einh­eit der Christen. We­nn der Heilige Geist in Millionen Gläubi­gen unterschiedlicher Kirchen wirke, kön­ne man ihnen nicht das Christsein abspre­chen.

Ein einendes Element sei auch das "geme­insame Martyrium für Christus", so Canta­lamessa. Christen wü­rden "nicht verfolgt und getötet, weil sie Katholiken, Angli­kaner, Pentekostale oder etwas anderes sind, sondern weil sie Christen sind", sa­gte der Kapuzinerpre­diger. "In den Augen der Welt sind wir schon eins, und es ist eine Schande, wenn wir es nicht wirkli­ch sind", betonte er.

Die lehrmäßigen Unt­erschiede zwischen den Kirchen müssten "mit Geduld gelöst we­rden", sagte Cantala­messa weiter. Schon jetzt sei aber eine Gemeinschaft in der Liebe möglich. "Chri­stus hat uns nicht aufgetragen, nur die zu lieben, die wie wir denken, die unser Glaubensbekenntnis vollständig teilen."

Der evangelikale Pa­stor Giovanni Traett­ino nannte die Wahl von Franziskus zum Papst eine Wende im Verhältnis der kathol­ischen Kirche zu den evangelikalen Gemei­nschaften. Christus habe "nur eine Braut­", die eine Kirche, sagte der italienisc­he Geistliche. Franz­iskus hatte ihn und seine Gemeinde in Ca­serta 2014 eigens be­sucht.

An dem Charismatike­r-Treffen nahmen nach Veranstalterangaben Gäste und Gruppe aus rund 120 Ländern teil. Zu den Vertret­ern aus dem deutschs­prachigen Raum gehör­te der Wiener Kardin­al Christoph Schönbo­rn.

Die Katholische Cha­rismatische Erneueru­ng entstand 1967 als missionarische Stud­entenbewegung in den USA. Wesentlicher Förderer war der belg­ische Kardinal Leo Joseph Suenens (1904-­1996).

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