Berliner Diözesanrat hat keine Mehrheit für den Marsch für das Leben?

25. Mai 2017 in Kommentar


Keine Mehrheit eines christlichen Gremiums für die Unterstützung einer Veranstaltung, die darauf aufmerksam macht, die Schwächsten in unserer Gesellschaft zu schützen? Gastkommentar von Alexandra Linder


Berlin (kath.net) Demokratie beinhaltet das oberste Prinzip der Menschenwürde, das für alle Menschen gelten muss, damit es funktionieren kann. Daraus leiten sich das Recht auf Leben, das Recht auf Gleichbehandlung und weitere Rechte ab. Auch der Diözesanrat Berlins betont, verfolgt man die Beschlüsse des Gremiums, diese grundlegenden Werte.

Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass ein Antrag, den diesjährigen Marsch für das Leben am 16. September in Berlin zu unterstützen, offenbar abgelehnt wurde. Keine Mehrheit eines christlichen Gremiums für die Unterstützung einer Veranstaltung, die darauf aufmerksam macht, die Schwächsten in unserer Gesellschaft zu schützen? Es geht hier um Kinder vor der Geburt, Kinder mit Krankheiten und Behinderungen, Menschen am Ende ihres Lebens. Diese Menschen besonders zu schützen, sind nicht nur urdemokratische, auf Menschenwürde gründende Aufgaben, sondern auch urchristliche, auf Gott gründende Aufgaben.

Der Marsch für das Leben ist die größte Demonstration in Deutschland für das Leben von der Zeugung bis zum Tod. Er ist wichtiger denn je, denn die Bedrohungen werden nicht weniger: Zu Abtreibung und Euthanasie/assistiertem Suizid kommen der PraenaTest, die Präimplantationsdiagnostik, die Aufweichung des Embryonenschutzgesetzes, die Entwicklungen in der künstlichen Befruchtung und Genetik und vieles mehr.

Es geht bei dieser Veranstaltung und bei der gesamten Lebensrechtstätigkeit nicht darum, Menschen zu verurteilen. Gerade die Vereine, die sich für das Leben einsetzen, verbinden die Öffentlichkeitsarbeit oft zum Beispiel mit intensiver Beratung und Hilfe für Frauen im Schwangerschaftskonflikt und Frauen nach einer Abtreibung. Es geht vor allem darum, zu verhindern, dass unsere Gesellschaft kapituliert, indem sie Menschen in Not den Tod als Lösung anbietet und sie damit allein lässt, statt gemeinsam nach zukunftsfähigen und lebenserhaltenden Lösungen zu suchen.

Unsere Bewegung wird von den Kirchen offiziell unterstützt – so dankten evangelische und katholische Bischöfe mit persönlichen Grußworten und auch die Deutsche Bischofskonferenz vergangenen Freitag beim 40-jährigen „Geburtstag“ der Aktion Lebensrecht für Alle ausdrücklich für dieses Engagement: „Die Kirche braucht Sie!“ Wir brauchen umgekehrt auch die Kirche, damit das Recht auf Leben in Gesellschaft und Politik durchgesetzt wird. Viele Kirchenvertreter sind in den vergangenen Jahren beim Marsch für das Leben dabei gewesen und kommen auch in diesem Jahr wieder mit, um unsere gemeinsamen Anliegen selbstverständlich auch gemeinsam zu stärken. Wir sind übrigens auch beim Kirchentag präsent und freuen uns auf konstruktive Gespräche, ganz nach dem Motto eines Berliner Diözesanratsbeschlusses: In Christus verbunden.

Alexandra Maria Linder M.A. (Foto) ist die Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht (BVL)

Der Marsch für das Leben Berlin 2017 wird am Samstag, 16.09.2017, stattfinden

Foto Alexandra Linder


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