Trump und der Terror

24. Mai 2017 in Kommentar


Interessenbasierte Zusammenarbeit statt Demokratie-Export: Donald Trumps Rede an die islamische Welt am Sonntag in Riad lässt aufhorchen. Gastbeitrag von Oliver Maksan


Würzburg (kath.net/Die Tagespost) Interessenbasierte Zusammenarbeit statt Demokratiexport: Donald Trumps Rede an die islamische Welt am Sonntag in Riad lässt aufhorchen. Es ist ein großer Fortschritt, dass der neue US-Präsident vom interventionistischen Demokratie-Export seines Vor-Vorgängers George W. Bush abrückte. Diese Idee der Neo-Cons hat genug Schaden angerichtet. Das Problem damit war nicht die Demokratie an sich, sondern die weltfremde Vorstellung, dass sie sich in Länder verpflanzen ließe, die dazu keinerlei Grundlagen boten. Das Chaos im Irak ist eine direkte Folge dessen. Und auch das Drama in Syrien ist wenigstens teilweise ein Echo humanitaristischer Appelle in einen geopolitischen Konflikt hinein. Ohne die reflexhaften Assad-muss-weg-Rufe aus Washington und Europa hätte sich die Opposition nicht so schnell ermutigt gefühlt. Sein Modell der Zusammenarbeit der USA mit der islamischen Welt nannte Trump „Principled Realism“, also so etwas wie prinzipiengeleitete Realpolitik.

Der amerikanische Präsident konzentrierte sich in seiner Rede vor den Führern der islamischen Welt darauf, Extremismus und Terror den Kampf anzusagen. Er bot Amerikas Hilfe dazu an, machte aber gleichzeitig klar, dass Amerika den Ländern des Islam diese Aufgabe nicht abnehmen kann. Vor einem Publikum, das meist allergisch auf die Nennung von Islam und Terrorismus in einem Atemzug reagiert, sprach Trump immer noch deutlich genug vom Phänomen des islamistischen Extremismus. Bislang beließen es viele politische und theologische Führer des Islam dabei, den Dschihadisten das Moslem-Sein abzusprechen und sich somit für das Problem als nicht zuständig zu erklären. Aber das ist natürlich zu einfach gedacht, zumal in Ländern wie Saudi-Arabien, deren wahabitische Staatsideologie sich von der des IS in vielem nicht unterscheidet.

Will die islamische Welt also den Terror aus ihrer Mitte bekämpfen, wird sie um eine echte Ursachenforschung nicht herumkommen. Sie muss erkennen, dass der politische Islam, der an seinen Rändern zum Dschihadismus wird, in Teilen eine Antwort auf die Ungerechtigkeiten in der islamischen Welt ist, dass er aber vor allem schlicht die Linien auszieht, die durch den theologischen Mainstream verlaufen.

Will man also den Dschihadismus besiegen, reicht eine militärische Antwort allein nicht – mag sie etwa im Falle des Teile Syriens und des Irak besetzenden IS alternativlos sein. Es bedarf politischer, ökonomischer und theologischer Antworten. Damit würde die Unterstützung in den Heimatländern des Islam zurückgehen. Eine fanatische Restmasse bliebe. Aber sie müsste theologisch isoliert werden. Das aber ist eine Jahrhundertaufgabe, die eine neue Sicht auf die Quellen erfordert.

Erschwert wird der Kampf gegen den Terror auch durch die politischen Gegebenheiten. Der Sunni-Schia-Konflikt führt dazu, dass die Golfländer in Syrien etwa Dschihadistenmilizen unterstützen. Der Iran wiederum nutzt jede Gelegenheit, seine Stellung in der Region auszubauen. Dass die Mullahs in Teheran Teil des Problems sind, ist unbestritten. Dass Trump den Iran aber vor der versammelten islamischen Welt als Hauptfeind ausmachte, mag den sunnitischen Gastgebern in Riad und andernorts das Herz gewärmt haben. Entspannend für die Region insgesamt wirkt das aber nicht.

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Rede des US-Präsidenten Donald Trump vor Verantwortlichen der islamischen Welt – englisch


Foto oben: Archivfoto von Donald Trump


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