Papst isst in Genua mit früheren Zwangsprostituierten zu Mittag

19. Mai 2017 in Weltkirche


Franziskus besucht am 27. Mai Genua - Eine Gruppe der Mittagsgäste des Papstes aus großem Flüchtlingszentrum "Campus di Coronata" - Tagesbesuch beginnt in einer Metallwarenfabrik


Genua-Rom (kath.net/KAP) Papst Franziskus wird im Zuge seines Tagesbesuchs in Genua am Samstag, 27. Mai, mit 130 kirchlich betreuten Personen in dramatischen Lebensituationen zu Mittag essen, darunter mit befreiten Zwangsprostiuierten aus Ländern der Dritten Welt. Diese lebten jetzt in einer Schutzwohnung, die eine kirchliche Initiative unterhält. Eine der jungen Frauen, eine Nigerianerin, wird mit ihrem zehn Monate alten Baby zu dem Essen im Pilgerzentrum der Wallfahrtskirche "Madonna della Guardia" kommen, wie die Zeitung "Repubblica" berichtete. Kochen werde ein mittlerweile legalisierter früherer Armutsflüchtling aus Albanien, Edison Lushaj. Es werde keinen Wein und kein Bier geben, weil einige der Gäste alkoholabhängig gewesen seien. Auch vier Priester werden zu der Mahlzeit kommen.

Eine Gruppe der Mittagsgäste des Papstes kommt auch aus dem großen Flüchtlingszentrum "Campus di Coronata", das vom Flüchtlingsbüro "Migrantes" der Italienischen Bischofskonferenz betreut wird. In dem Campus leben 350 männliche Asylsuchende zwischen 18 und 24 Jahren. Bei einer Pressereise nach Genua im Vorfeld des Papstbesuchs berichtete einer der 350 - er heißt Fadil und stammt aus dem Konfliktgebiet in Westkamerun - über sein Schicksal. Vor gut einem Jahr floh er über das Mittelmeer nach Italien, nachdem sein Vater in Kamerun ermordet und er mit seiner Familie bedroht wurde. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk überlebt einer von 35 Menschen die Fahrt von Libyen nach Italien nicht. Fadil schaffte es bis Palermo, von dort wurde er dann nach Genua geschickt.

Fadil ist Muslim, seine Mutter sei jedoch Christin, erzählte er. Zum Papst wäre er gerne schon gegangen, als Benedikt XVI. Kamerun besuchte. Umso mehr freue er sich, jetzt zusammen mit sieben weiteren Flüchtlingen aus dem "Campus di Coronata" beim Mittagessen mit Papst Franziskus dabei zu sein. Er weiß auch schon, was er ihm sagen würde, sofern sich die Gelegenheit ergebe: "Dass ich sehr stolz auf ihn bin und ihm ein langes Leben wünsche. Er soll unbedingt so weitermachen", so Fadil.

Fabriksbesuch ist erste Etappe

Am Beginn des Tagesbesuchs in Genua steht ein Termin im ILVA-Metallwerk in der Vorstadt Cornigliano. Dass Franziskus seine Tagesreise im Werk von Cornigliano beginnt, hat für viele hier große Bedeutung: "Da kommt eine sehr wichtige Person, da trifft sich quasi das Symbol der katholischen Kirche mit der Arbeiterklasse, und zwar im Herzen der Industrie, die sehr angeschlagen ist", sagte ein Arbeiter den Vatikan-Journalisten gegenüber. Viele seien nicht gläubig, der eine oder andere würde Franziskus dennoch bitten, "zu beten, dass wir noch lange weiter arbeiten können".

In den vergangenen Jahren sind bei der ILVA in Genua laut Gewerkschaftsangaben 1.200 Arbeitsplätze weggefallen. Es habe zwar keine Kündigungen gegegen, da viele in Pension geschickt wurden. Aber es gab auch keine Neueinstellungen, dafür Kurzarbeit. Derzeit sollen 370 Mitarbeiter des Werks in Sonder-Kurzarbeit sein.

"Der Papstbesuch in Genua beginnt mit dem Treffen der Arbeiter, weil das aktuell das wichtigste Problem der Stadt ist", sagte der Direktor der katholischen Arbeiterseelsorge in Genua, Luigi Molinari. Die insgesamt zehn Arbeitserseelsorger Genuas besuchen an festen Tagen ihre Fabriken. Zu Ostern feiern sie eine Messe mit den Arbeitern in den Werken. In Zeiten der Krise seien die Fabrik-Geistlichen noch stärker gefragt: "Dieses Jahr wurden wir zum ersten Mal gebeten, auch eine Weihnachtsmesse anzubieten", berichtete Molinari. Die Geistlichen nehmen immer wieder eine Vermittlerposition ein. Sie sind mit Gewerkschaftern, Arbeitern und den Chefetagen in Kontakt. "Wenn es darum geht, Arbeitsplätze zu sichern, reden wir mit allen", so Molinari.

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