Kardinal Koch: Kairo-Papstreise bringt neuen ökumenischen Schwung

7. Mai 2017 in Weltkirche


Vatikanischer Ökumeneminister: Taufe und Märtyrer wichtiges Fundament - Patriarch Sako: Christen und Muslime in Nahost müssen jetzt den prophetischen Reden des Papstes entsprechen.


Vatikanstadt-Kairo (kath.net/ KAP)
Die ökumenische Beziehung zwischen der katholischen und der koptischen Kirche hat durch das Treffen von Papst Franziskus und Papst-Patriarch Tawadros II. in Kairo einen neuen positiven Schwung bekommen: Das hat der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, im Gespräch mit "Radio Vatikan" hervorgehoben. Koch hatte Franziskus auf seiner Kairo-Reise selbst begleitet.

Der theologische Dialog werde nicht bilateral zwischen dem Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und der koptisch-orthodoxen Kirche geführt, sagte Koch. Es gebe aber eine große internationale gemischte Kommission zwischen der römisch-katholischen Kirche und allen orientalisch-orthodoxen Kirchen, der auch die koptisch-orthodoxe Kirche angehöre. Dort würden die offenen theologischen Fragen intensiv diskutiert.

Eine solche wichtige offene Frage habe bisher die wechselseitige Anerkennung der Taufe zwischen katholischer und koptischer Kirche betroffen. Dies sei mit der Unterzeichnung eines Dokuments über die Anerkennung der Taufe jetzt in Kairo geklärt worden. Die gegenseitige Anerkennung der Taufe sei "das Fundament der Ökumene", so Koch.

Dass die koptisch-orthodoxe Kirche die katholische Taufe bislang nicht anerkannte, habe laut dem Kurienkardinal zu Problemen geführt, speziell bei Übertritten in die andere Kirche, etwa im Zusammenhang mit Eheschließungen. "Das war - wenn ich das richtig verstehe - eine historische Reaktion auf ein zuvor von katholischer Seite nicht anerkanntes koptisches Taufverständnis." Letzteres habe die katholische Kirche jedoch bereits vor längerer Zeit rückgängig gemacht; nun zog die koptisch-orthodoxe Kirche nach.

Ein weiteres Element der Ökumene betreffe die koptischen Märtyrer. Papst Franziskus hatte Kardinal Koch sofort nach Bekanntwerden der beiden Anschläge auf koptische Kirchen am Palmsonntag nach Ägypten geschickt, um seine Anteilnahme zu bekunden. Die "Ökumene des Blutes" sei einer der zentralen Aspekte der Papstreise nach Kairo gewesen, so Kardinal Koch.

Papst war Türöffner

Papst Franziskus habe mit seinen Gesten und Ansprachen in Ägypten "viele Türen geöffnet: zum Islam, zu den politisch Verantwortlichen und unter den Christen", so die Einschätzung des chaldäisch-katholischen Patriarchen Mar Louis Raphael Sako im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "Fides". Zu hoffen bleibe, dass auch die Muslime diese Gelegenheit nutzen und die von der Kirche angebotene Unterstützung annehmen.

Auch Sako war bei der Papstreise vor Ort und ist es weiterhin, als Gast der von der Al-Azhar-Universität organisierten Friedenskonferenz in Kairo. Er habe in den Tagen nach der Rückreise von Franziskus sehen können, "welch großen Eindruck der Besuch des Papstes im ganzen Land hinterlassen hat: Alle waren überrascht und waren sich bewusst, dass etwas Neues geschehen ist."

Die Christen seien zufrieden und auch gewiss, dass der Papstbesuch ein "Trost für alle Christen im Nahen Osten" bedeute. Auch die Muslime seien zufrieden, habe doch der Papst hat mit seinen Schritten und Gesten "alle Erwartungen übertroffen": "Als er zum Beispiel den Großimam Ahmed al Tayyeb lange umarmte und ihn als 'Bruder' bezeichnete", erläuterte der Patriarch. Angesichts der nun geöffneten Türen seien "alle dazu berufen, dafür zu sorgen, dass sie sich nicht wieder schließen", betonte das Chaldäer-Oberhaupt.

Franziskus habe "prophetische Reden gehalten, ohne irgendjemanden zu beschuldigen oder zu verurteilen" und den künftigen gemeinsamen Weg aufgezeigt. Sako: "Der Papst hat getan, was er konnte. Nun sind wir an der Reihe, Christen und Muslime im Nahen Osten". Die Kirchen in den von Gewalt und sektiererischen Strömungen zerrissenen Ländern dürften sich nun nicht in ihrer Routine verschließen. "Sie müssen als prophetische Kraft auftreten und sich in den Dienst der Aussöhnung, der Reformen und des Einsatzes für die gemeinsamen Rechte stellen", so der Patriarch.

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Foto Kardinal Koch © kath.net/Petra Lorleberg


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