Die Kirche: auf den Füßen im Aufbruch, zuhörend und voll Freude

4. Mai 2017 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: drei Worte, die das Wesen der Kirche kennzeichnen. Eine Kirche, die sitzen bleibt, wird krank. Auf die Unruhen der Menschen hören. Die Freude des Christseins Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) In den ersten acht Kapiteln der Apostelgeschichte, so Papst Franziskus
in seiner Predigt bei der heiligen Messe am Donnerstag der dritten Woche im Osterkreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“, liege gleichsam eine Zusammenfassung der ganzen Geschichte der Kirche vor: „die Verkündigung“, „die Taufe“, „die Bekehrungen“, „die Wunder“, „die Verfolgungen“, „die Freude und auch jene hässliche Sünde derer, die sich der Kirche nähern, um ihre eigenen Geschäfte zu machen“, jene „Wohltäter der Kirche, die am Ende dann die Kirche betrügen“, wie dies bei Hananias und Saphira der Fall gewesen sei.

Franziskus ging dann auf die erste Lesung vom Tag ein (Apg 8,26-40), nachdem er betont hatte, dass der Herr seine Jünger von Anfang an begleite und das Wort mit wunderbaren Zeichen bestätige. Er lasse sie nie allein, auch nicht in den hässlichsten Momenten.
Besonders konzentrierte sich der Papst dann auf drei Worte im Abschnitt der Apostelgeschichte und lud dazu ein, dieses Kapitel zuhause und in Ruhe zu lesen. Das erste Wort laute: „Steh auf und geh“, mit dem sich der Engel an Philippus wende. Das „ist ein Zeichen für die Evangelisierung“. Die Berufung und der große Trost der Kirche nämlich bestehe in der Evangelisierung:

„Doch um zu evangelisieren, ‚steh auf und geh’. Er sagt nicht: ‚Bleib ruhig bei dir zuhause sitzen’: nein! Um dem Herrn immer treu zu sein, muss die Kirche auf den Füßen und unterwegs sein: ‚Steh auf und geh’. Eine Kirche, die nicht aufsteht, die nicht unterwegs ist, wird krank“.

Ein Kirche, die sitzen bleibe, ende in einer Verschlossenheit mit vielen psychologischen und spirituellen Traumata, „verschlossen in der kleinen Welt des Geredes, der Dinge... verschlossen ohne Horizonte“. „Steh auf und geh“, so Franziskus, „auf den Füßen, unterwegs. So muss die Kirche bei der Evangelisierung handeln“.

„Geh und folge diesem Wagen“ habe die zweite Anweisung gelautet, die Philippus vom Geist zuteil geworden sei. Auf dem Wagen sei ein Äthiopier gewesen, ein Proselyt jüdischer Religion, ein Kämmerer, Hofbeamter der Kandake, der Königin der Äthiopier, der nach Jerusalem gekommen sei, um Gott anzubeten: „Er saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja“ (V. 28). Es handle sich um die Bekehrung eines „Wirtschaftsministers“, und so sei diese „ein großes Wunder“ gewesen. Der Geist mahne Philippus, sich diesem Mann zu nähern. Der Papst machte darauf aufmerksam, wie notwendig es für die Kirche sei, dass sie es verstehe, die Unruhe im Herzen eines jeden Menschen zu lesen:

„Alle Männer, alle Frauen haben eine Unruhe im Herzen, eine gute oder eine schlechte, doch die Unruhe ist da. Er hört auf diese Unruhe. Er sagt nicht: ‚Geh hin und betreibe Proselytismus’. Nein, nein! ‚Geh hin und höre zu’. Zuhören ist der zweite Schritt. Der erste, ‚Steh auf und geh’, der zweite ‚Hör zu’. Jene Fähigkeit des Zuhörens: was die Leute fühlen, was das Herz dieser Leute fühlt, was sie denken... Doch denken sie Falsches? Ich aber will diese falschen Dinge hören, um gut zu verstehen, wo die Unruhe liegt. Wir alle haben die Unruhe in uns. Der zweite Schritt der Kirche besteht darin, die Unruhe der Menschen zu finden“.

Dann sei es der Äthiopier selbst, der sehe, wie sich Philippus nähere und ihn frage, wovon der Prophet Jesaja spreche. So lasse er ihn in seinen Wagen einsteigen. Philippus beginne, „mit Milde“ zu predigen. Die Unruhe jenes Mannes finde auf diese Weise eine Erklärung, die sein Herz mit Hoffnung erfülle. „Doch das“, so Franziskus, „ist möglich gewesen, weil Philippus nahe getreten ist und zugehört hat“.

Während der Äthiopier also zugehört habe, habe der Herr in ihm gewirkt. Auf diese Weise begreife der Mann, dass sich die Prophezeiung des Jesaja auf Jesus beziehe. Sein Glaube an Jesus sei also bis zu dem Punkt gewachsen, dass er, als sie an einen Ort mit Wasser gelangt seien, um die Taufe gebeten habe. „Er war es, der um die Taufe gebeten hat, denn der Geist hatte in seinem Herzen gearbeitet“, merkte Franziskus an und mahnte dazu, den Geist im Herzen der Menschen arbeiten zu lassen. Als der Geist nach der Taufe „immer gegenwärtig“ sei, nehme er Philippus und bringe ihn woanders hin, während der Kämmerer „voll Freude“ weitergezogen sei. Das dritte Wort, das der Papst unterstrich, war „die Freude“: „die Freude des Christen“.

Franziskus schloss seine Betrachtungen mit dem Wunsch ab, dass die Kirche „auf den Füßen“ stehe, eine „Mutter“ sei, die zuhöre und mit der Gnade des Heiligen Geistes die Worte finde, die notwendig seien:

„Die Kirche und Mutter, die mit dieser Methode – sagen wir es so – die mit dieser Methode viele Kinder hervorbringt, betreibt keinen Proselytismus: es ist dies die Methode des Zeugnisses aus Gehorsam. Die Kirche, die heute sagt: ‚Freue dich’. Sich freuen, die Freude. Die Freude, auch in den hässlichen Momenten Christen zu sein, denn nach der Steinigung des Stephanus brach eine große Verfolgung aus und die Christen verstreuten sich überall, wie der Same, den der Wind verweht. Und sie sind es gewesen, die das Wort Jesu verkündeten. Der Herr schenke uns allen die Gnade, die Kirche so zu leben: auf den Füßen und im Aufbruch, im Hören der Unruhen der Menschen und immer mit Freude“.

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