Wenn die Kirche in Österreich einmal im Jahr an Katholiken schreibt...

2. Mai 2017 in Kommentar


...dann geht es nicht um Jesus, Ewiges Leben, Mission oder wichtige Themen. Sondern es geht um den schnöden Mammon. kath.net-Kommentar von Roland Noé


Wien (kath.net/rn)
Alle Jahre wieder schreibt die Kirche in Österreich an ihre Mitglieder. Nein, da geht es nicht um Jesus, Mission, ewiges Leben und die offensichtlich wichtigen Dinge. In diesen Briefen geht es um den schnöden Mammon, den "Kirchenbeitrag", der de facto eine Kirchensteuer wie in Deutschland und in der Schweiz ist. Zahlen Sie diesen Beitrag nicht ein, dann wird die Kirche einmal im Jahr richtig aktiv für Sie persönlich. Sie bekommen Mahnungen. Am Anfang noch freundlich. Zahlen Sie jedoch nicht, werden Ihnen gerichtliche Maßnahmen angedroht und auch ausgeführt. Nicht wenige Katholiken, die aus Gewissensgründen nicht zahlen wollen, kommen hier in eine Zwickmühle. Was tun?

Fakt ist, dass man theologisch gesehen aus der Kirche gar nicht austreten kann, auch wenn Kirchenbeamte das naturgemäß nur ungern zugeben. Semel catholicus semper catholicus“ (einmal katholisch, immer katholisch) heißt ein alter theologischer Grundsatz. Auch ein formaler Austritt aus der Kirche, wie er weltweit fast nur im deutschsprachigen Raum zu finden ist, kann das Prägemal der Taufe nicht auslöschen. Inzwischen haben wir in deutschsprachigen Ländern die Sondersituation, dass immer mehr gläubige Katholiken aus Gewissensnöten aus der Kirche austreten wollen und dies auch machen.

Sie beten am Sonntag das Credo, nehmen am Kirchenleben teil, gehen zur Eucharistiefeier und unterstützen mit ihrem Geld missionarische Initiativen, die von den Kirchenbeitragsgeldern nichts bekommen. Es ist absurd: Nicht die Taufscheinkatholiken werden gemahnt, weil diese vielleicht in Gefahr stehen könnten, das Ewige Heil nicht zu erreichen. Gemahnt werden jene Katholiken, die formal aus der Kirche "austreten", sprich: ihren Kirchenbeitrag nicht zahlen. Sie hören dann unter anderem, dass ein katholisches Begräbnis nicht mehr möglich sei. Eine Drohung, die in der Praxis von nicht wenigen katholischen Pfarrern, die hier durchaus differenzieren können, kaum angewandt wird. Ein "formaler Austritt" hat deswegen nicht jene Konsequenzen für die Ewigkeit, wie es kirchlicherseits suggeriert wird.

Die Botschaft, die durch diese Kirchenpraxis vermittelt wird, ist allerdings skandalös: Geht es ums Geld, sorgt sich die Kirche intensiv um den Menschen und läuft ihnen nach. Geht es um die Ewigen Dinge, hören sie ein ganzes Jahr nichts von ihrer Kirche, bekommen keine persönlichen Zuschriften oder Anrufe. Hier sollte dringend ein Umdenken stattfinden und es Änderungen im (Kirchensteuer-)System geben, denn das Seelenheil sollte wichtiger sein als der schnöde Mammon.


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