Bischof Schwarz: Staat muss europäisch geprägten Islam einfordern

19. April 2017 in Österreich


Kärntner Bischof: "Wir brauchen hier bei uns einen europäisch geprägten Islam, sonst wird es schwierig. Es ist Aufgabe des Staates, das einzufordern. Sonst wird unsere europäisch-christlich geprägte Kultur eine Minderheit."


Wien (kath.net/KAP) Religionen müssen im säkularen Staat einen Platz in öffentlichen Einrichtungen zugesichert erhalten, allerdings brauche es dazu einen europäischen Islam, hat der Kärntner Bischof Alois Schwarz in einem "Kurier"-Interview (Ausgabe Ostersonntag) betont. "Die Frage, was Religion bedeutet, wird eine Zukunftsfrage sein. Ich bin zum Beispiel sehr froh über die hohe Beteiligung am Religionsunterricht in Österreich. Aber auch die Erwachsenen haben die Pflicht, sich hier kundig zu machen", sagte Schwarz.

Das Christentum habe den Vorteil, durch Aufklärung und Humanismus neu geformt und dadurch fähig gemacht worden zu sein, dem Staat ein verlässlicher Gesprächspartner zu sein. "Andere Religionen müssen diesen Weg erst gehen", so der Kärntner Bischof. Er räumte allerdings ein, dass die Aufklärung "dem Christentum von außen aufgezwungen" worden sei.

So muss es nach Ansicht von Schwarz Reformen innerhalb des Islam geben. "Wir brauchen hier bei uns einen europäisch geprägten Islam, sonst wird es schwierig. Es ist Aufgabe des Staates, das einzufordern. Sonst wird unsere europäisch-christlich geprägte Kultur eine Minderheit."

Er höre immer wieder, dass die katholische Kirche ihre Stimme lauter gegen Tendenzen radikaler Muslime erheben solle, so Bischof Schwarz. Dazu sei zu sagen, dass es hier "nicht auf die Lautstärke, sondern auf die Botschaft" ankomme.

Differenziert sieht der Bischof von Gurk und Klagenfurt die Kopftuchdebatte. Einmischung müsse es nur hinsichtlich der Vollverschleierung geben - "weil wir eine Kultur des offenen Gesichts sind. Unser Gott hat uns sein Gesicht gezeigt und ist Mensch geworden", begründete Schwarz seine Haltung.

In dem Interview äußerte sich Schwarz auch zu wirtschafts- und umweltethischen Fragen und plädierte für eine "ökosoziale Marktwirtschaft" auf Basis einer "sozialen Leistungsgesellschaft". Er räumte in diesem Zusammenhang auch mit dem Vorurteil auf, dass Papst Franziskus eine unternehmerfeindliche Sicht pflege. "Der Papst spricht auch von der Unternehmertätigkeit als 'edle Berufung, die darauf ausgerichtet ist, Wohlstand zu erzeugen und die Welt für alle zu verbessern'", stellte der österreichische "Wirtschafts- und Umweltbischof" klar.

Um ohne Raubbau an der Erde auch Wohlstand für die Menschen im Süden zu ermöglichen, müssten die reichen Länder Wohlstandsverzicht üben, betonte Schwarz: "Wir leben mit unserem Energieverbrauch und unserer Mobilität auf Kosten der armen Länder. Vielleicht müssen wir in anderen Bereichen wachsen - zum Beispiel in der alternativen Energie, wo Österreich ja auch vorbildlich ist. Man müsste nachhaltige Energie weniger besteuern". Denn es gehe um die Erkenntnis, dass die Welt "kein Materiallager" sei, sondern "ein Geschenk Gottes, der täglich die Sonne aufgehen lässt und uns eine Welt schenkt, in der es eine Artenvielfalt und Lebensentfaltung für Menschen gibt", so der Bischof.

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Foto: Bischof Schwarz (c) Diözese Gurk/Helge Bauer



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